Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit
Großbritannien, Italien 2013, Laufzeit: 92 Min., FSK 12
Regie: Uberto Pasolini
Darsteller: Eddie Marsan, Joanne Froggatt, Andrew Buchan
>> www.mister-may.de
'Kann nur eins sagen...
Matt513 (266), 26.03.2016
der Schluß ist es wert, den Film zu schauen.
Bis dahin ein sehr solider und stiller Film nicht nur über das Sterben, sondern auch das Leben in Einsamkeit. Dies betrifft ja schließlich auch Mr. May selbst, z.B. wenn er im Pub als einzige Gesellschaft die Gläser vor sich hat und etwas wehmütig zu den Gästen an der Theke blickt. Seines ganzen Auftritts nach hatte ich ihn für viel älter als bloß 44 gehalten. So kann man sich täuschen. Macht Einsamkeit früher alt?
Irgendetwas fehlte mir den ganzen Film hindurch; eine Pointe, eine Prise, was dann aber mit dem zu Tränen rührenden und doch sehr schönen Schluß nachgeliefert wird.
Taschentücher her
Das Auge (332), 07.11.2014
Ein langsamer, behutsamer Film. Statt Massenurnengrab Würde für die Einsamen und Unverstandenen, vielfach Ungeliebten auf ihrem letzten Weg. Der dies alles versteht, der wird von seiner hastigen, selbstverliebten und egoistischen Umwelt nicht verstanden und verliert am Ende seinen Job. Doch da beginnt seine Wandlung, wunderbar mit winzigen Nuancen dargestellt von Eddie Marsan. Das Ende ist traurig und schön zugleich. Ein wunderbarer Film für einen nachdenklichen Abend, melancholisch, so wie das Leben eben selbst zuweilen ist.
Keine Distanz
ethel (16), 19.10.2014
Sehr schöner, leiser Film über einen sensiblen Bestattungsbeamten. der beharrlich nach Hinterbliebenen sucht, die den Verstorbenen ein Gesicht geben, das über die bloßen Hinterlassenschaften hinausgeht.
Die ruhige Erzählweise ist stimmig zur Geschichte und gibt Raum zur Auseinandersetzung für Fragen, die der Film aufwirft. Wie gehen wir selbst mit Menschen um, die uns fremd scheinen, deren Geschichte(n) wir nicht kennen. Müssen sie uns fremd bleiben? Suchen wir nach Ansatzpunkten, mit ihnen in Verbindung zu treten und wenn es nur der allmorgendliche Gruß oder eine andere ritualisierte Geste ist?
Mr. May braucht zu den Toten keine Distanz mehr zu scheuen. Er versucht sich ihnen zu nähern, indem er Menschen befragt, die sie kannten, und gibt uns damit zu verstehen, dass wir unsere Mitmenschen besser zu Lebzeiten würdigen.
Memento mori
woelffchen (597), 26.09.2014
Das Flüstern der Ewigkeit, dieses 'memento mori' - denk daran, daß du sterben mußt, durchzieht diesen ganzen Film. Uberto Pasolini hat ein Meisterwerk des stillen, ruhigen Films geschaffen, etwas Seltenes in der heutigen Zeit, wo vieles nur auf 'action' ausgerichtet ist. Je mehr action, desto besser - ist oft die Parole. Hier ist Mr. May der ruhende Pol. Mit wenigen Worten und geringen Mitteln wird uns Mr. May als ernsthafter, vielschichtiger und durchaus liebenswerter Charakter vorgestellt. Eine bittersüße Ironie durchzieht den ganzen Film, ein Hauch von Ewigkeit, der diesen Film so sehenswert macht, denn - siehe oben - wir müßen alle mal sterben und sollten frühzeitig darüber nachdenken.
Menschlich!!!
msteets (35), 22.09.2014
dem in der Langkritik geschrieben Satz "Eine großartige Performance, eine würdevolle Hauptrolle in einem zärtlichen, hoffnungsvollen Drama, das am Ende plötzlich in der allerletzten Szene skurrile Wege einschlägt.." folge ich, bis auf den letzten halbsatz
nein, diese allerletzte Szene ist natürlich poetisch, aber nur konsequent.
Mr. May ist letztlich der menschlichste von allen, auch wenn es vielleicht keiner erkannt hat ..
Mag sein, dass ich mich durch die Musik hab manipulieren habe lassen oder auf meine alten Tage zum Weichei mutiere: jedenfalls war ich am Schluss ziemlich kurz vorm heulen.
Nicht zu empfehlen, wenn man evtl. selber kurz vorher einen Todesfall in der Familie hatte...
Ein sehr schöner Film!!!
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