O'Horten
Norwegen 2008, Laufzeit: 90 Min.
Regie: Bent Hamer
Darsteller: Nils Gaup, Ghita Nørby, Espen Skjønberg, Bjørn Floberg, Baard Owe, Karl Sundby, Per Jansen, Bjørn Jenseg, Henny Moan, Bjarte Hjelmeland
Ein norwegischer Lokomotivführer geht in Rente und verpasst seinen letzten Zug. Regisseur Bent Hamer („Kitchen Stories“) begleitet den alten Mann bei seiner geduldigen Suche nach Anschluss.
Feierabend! Ein letztes Mal soll Odd Horten (Bård Owe) seinen Zug von Bergen gen Oslo lenken, dann beginnt das Rentnerdasein. Gerade hat er sich die „Silberne Lokomotive“ für seine vierzig Dienstjahre abgeholt, da verwehrt ein Missgeschick dem schrulligen Eisenbahnmann die letzte Dienstfahrt. Erst hängt er fest in der Pension von Frau Thörgersen (Githa Nörby), die ihn heimlich anhimmelt. Dann aber beginnt eine Irrfahrt durchs verschneite Norwegen, auf der Horten allerlei absurde Begegnungen zu durchstehen hat. Lustige Quiz-Spiele mit den Kollegen, eine Übernachtung in einem Kinderzimmer, der Besuch bei der dementen Mutter und die Bekanntschaft mit einem komischen Ex-Diplomaten (Espen Skjønberg). Das Leben hält noch so einige Überraschungen für den 67Jährigen bereit, der so tief in seiner Lebensroutine festgefahren ist, dass er selbst noch nicht so richtig weiß, wie und wo es eigentlich weiter gehen soll. Doch das macht nichts. Odd Horten lässt sich einfach treiben.
Bent Hamer liefert nordisches Kino im besten Sinne: Ein schrulliger Loner reist verloren durchs triste Land und lässt sich mit dem Pfeifchen im Mundwinkel von keiner seiner Begegnungen aus der Ruhe bringen. Bård Owe verleiht der gleichmütigen, lakonischen Figur die passende Verlorenheit. Die Lokomotive, das Auto, das Moped, ein Boot oder die Ski – anders als in seinem „Kitchen Stories“ geht es dem von nordischer Ödnis beseelten Regisseur diesmal auch um Fortbewegung. Um den Absprung vom Arbeitsleben. Die Kamera bleibt dabei natürlich statisch, um dem Film nicht unnötig Tempo aufzudrücken. Die Musik begleitet den verlorenen Helden wie ein verlorenes Echo, mal frostig, mal befremdlich, mal verspielt. Die verlorenen Seelen, der stille Humor und die szenische Erzählstruktur erinnern an Aki Kaurismäki. „OHorten“ fehlt dagegen ein wenig das Originäre. Doch seine spinnerten Einfälle, Bård Owes Darbietung und das atmosphärische Gewand machen „OHorten“ bereits zu einem gelungenen Film, der wie sein Held langsam schreitet, aber nicht zum Stillstand kommt. „Ich bin nur nüchtern, wenn ich trinke“, bemerkt irgendwann der schrullige Ex-Diplomat. Das Absurde wird zunehmend surreal in dieser Selbstfindungsgeschichte, aber so sehr sich Horten dabei fallen lässt – er fällt dabei nie nach unten.
(Hartmut Ernst)

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