
Quatsch und die Nasenbärbande
Deutschland 2014, Laufzeit: 82 Min., FSK 0
Regie: Veit Helmer
Darsteller: Benno Fürmann, Fritzi Haberlandt, Margarita Broich, Rolf Zacher
>> quatsch-film.de
Phantasievolles Kinderabenteuer
Wir ham die Schnauze voll!
„Quatsch und die Nasenbärbande“ von Veit Helmer
Nach seinen magischen Kinomärchen „Absurdistan“ und „Baikonur“ ist es nur konsequent, dass sich Veit Helmer auch einmal einen Kinderfilm ausdenkt. Und da er selbst Vater ist, nahm er seinen damals vierjährigen Sohn bei der Drehbuchentwicklung gleich mit ins Boot. Mit „Quatsch und die Nasenbärbande“ liefert der Regisseur ein flottes, kunterbuntes Kinderabenteuer, in dem er davon erzählt, was Kinder am liebsten machen, nämlich Quatsch. Zugleich richtet sich Helmer frech und offensiv an die Eltern. Und überhaupt an die Erwachsenen. Die leben schließlich zuhauf in Bollersdorf. Eine Gemeinde mitten in Deutschland, der von Marktforschern zum Durchschnittsort erklärt und damit als ideales Objekt für ihre Verbraucheranalysen ausgewählt wird. Einzige Bedingung: Die Bewohner müssen durchschnittlich bleiben. Und genau da spielen die Kinder nicht mit, allen voran die Nasenbärbande, eine sechsköpfige, aufgeweckte Schar im Vorschulalter. Als die Großeltern ins Seniorenheim abgestellt werden sollen und der Nasenbär Quatsch, das Maskottchen der Clique, vom Tierfänger gejagt wird, treten die Kinder an zur Gegenoffensive.
Veit Helmer dirigiert seine kleinen Strolche durch eine phantasievolle Achterbahnfahrt, die sich keck positioniert gegen Konformität, Konsumwahn und eingefahrene erzieherische Schranken. Das ist munter aggro und wird - „Wir ham die Schnauze voll vom Durchschnitt!“ - von Parolen und solidarisch geeintem Protest begleitet. Helmer erhebt dabei aber keineswegs den Zeigefinger, sondern bleibt vielmehr wundervoll charmant. Seine kleinen, unermüdlichen Helden quatschen und singen frei Schnauze, der Regisseur inszeniert schwerelos und darf sich selbst weiter auf dem grenzenlosen Spielplatz seiner Erfindungswut, seiner wundersamen Geräte und Maschinen austoben, so wie er es spätestens seit seinem Kurzfilm „Surprise!“ von 1995 immer wieder gern tut. Helmer flechtet liebevolle Animationen ein und gestaltet seine Bild- und Farbenwelt erneut unvergleichlich wundervoll. Der Nasenbär macht zwar mehr oder weniger sein eigenes Ding und scheint emotional mit den Kindern nur oberflächlich verbandelt, aber dafür, Danke!, spricht er nicht. Die Erwachsenen werden von gut aufgelegten Bekannten wie Benno Führmann, Fritzi Haberlandt, Fabian Busch und Rolf Zacher verkörpert.
Veit Helmer erinnert uns mit seinem Abenteuer daran, dass zum Leben Lebendigkeit gehört. Und das sollte der Familie im Kino generationenübergreifend mächtig Freude bereiten und ist so pädagogisch wertvoll wie seit Pipi Langstrumpf nicht mehr. Vielleicht bringen ja nach dem Kinobesuch sogar ausnahmsweise mal die Kinder ihre Eltern ins Bett.
(Hartmut Ernst)

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