Rambo: Last Blood
USA 2019, Laufzeit: 100 Min., FSK 18
Regie: Adrian Grunberg
Darsteller: Sylvester Stallone, Paz Vega, Sergio Peris-Mencheta, Adriana Barraza, Oscar Jaenada
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Enttäuschende Fortsetzung
Vietnam-Wrack
„Rambo: Last Blood“ von Adrian Grunberg
Bei aller aufrichtigen Verehrung für Herrn Stallone, aber was bitte soll das?
Nun, fangen wir formal an: Zuerst einmal passiert die erste Filmhälfte lang nichts. Guten Morgen, John – Willkommen auf Rambos kleiner Farm! Der ewige Krieger kämpft nach seiner Rückkehr aus Myanmar nicht mehr gegen böse Menschen, sondern gegen schlechtes Wetter. Daheim in Arizona rettet er Wanderer aus dem Sturm und hegt die Farm mit der Haushälterin seines verstorbenen Vaters. In ihrer Enkelin Gabrielle hat er eine Ersatztochter gefunden, mit der er ausreitet und ihr von der Welt erzählt: „Da ist nichts Gutes da draußen.“ Das beruht natürlich weniger auf Muttersorge denn auf Lebenserfahrung. Ansonsten tut Rambo Gutes und muss dafür nicht einmal jemanden umbringen. Die Haare kurz, ist aus dem Halbblutindianer ein Cowboy geworden, ein Pferdeversteher mit Herz und Schaukelstuhl auf der Veranda. Gute Nacht, John.
Nun, wenn er mal nicht jeden retten kann, kommen Erinnerungen und Schuldgefühle hoch und die Dämonen drehen durch im Kopf. Und da ist dann noch das Tunnelsystem unter der Farm, Rambos Rückzugsort. Waffenarsenal, Hort der Erinnerung, Stätte der Dämonen. Ja, der Krieg, er bleibt allgegenwärtig.
Stallone ist sichtlich bemüht, einen Dinosaurier-Soldaten zu zeichnen, der versucht, alles mit sich selbst auszumachen – also gar nicht. Rambo braucht keine Therapie, Rambo braucht ein Schmiedeeisen. „Ich hab mich nicht verändert, ich unterdrücke es nur.“ Wir ahnen, nein, wir hoffen es: Der Mann muss wieder von der Leine. Der Krieg ruft. Rambo braucht das. Wir wollen das.
Das Schicksal tut uns den Gefallen: Gabrielle sucht in Mexiko ihren Vater und wird von Mädchenhändlern entführt. Rambo sieht rot und macht den Mexikanern ordentlich den Garaus. Fertig.
Nun wäre das alles nicht halb so schlimm, würde der Titel nicht Größeres versprechen. Er unterstellt 37 Jahre nach „First Blood“, dass hier etwas zu Ende erzählt wird. Dass Stallone seinem Helden den großen Abschied bereitet. Nichts dergleichen geschieht. Das, was Stallone hier als Co-Autor entwirft, reicht allemal für eine müde Zwischenepisode. Es reicht diesmal nicht einmal für einen guten Spruch.
Wir hatten lange spekuliert, wie sich das (vermeintlich) finale Abenteuer gestalten wird. Und dabei liegt es doch auf der Hand: Nachdem sich Rambo 1982 mit den eigenen Landsleuten anlegt und in der Folge gegen Vietnamesen, Russen und Burmesen austeilt, glaubt er sich am Ende seiner langen Reise in der Heimat wieder angekommen – und wird bitter enttäuscht. Denn das hier ist nun Trump-Country, und Trumps aufgeheizte Wählerschaft rasselt mit den Säbeln allerorten. Das wäre ein Empfang gewesen für John Rambo, das wäre ein letzter Krieg geworden. Der Patriot, der für sein eigenes Land gegen den eigenen Präsidenten zu Felde zieht!
Doch das Wunschdenken von uns alten europäischen Männern wird enttäuscht: Stallone stellt Rambo stattdessen bloß ein paar kleine, fiese Klischee-Mexikaner entgegen. Und so gibt Stallone der Republikaner-Meute vielmehr Futter und spendiert Donald Trump rechtzeitig zum nächsten Wahlkampf einen Propagandafilm.
Abgesehen vom Shootout, das dem Fan in seiner zynischen brutalen Gangart ein erhofftes Fest bereitet, ist dieser Streifen in jeder Beziehung armselig und würdelos. Und für den Fan noch viel schlimmer: "Rambo: Last Blood" hat keine Seele. Er ist schlichtweg überflüssig.
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