Saving Private Ryan - Der Soldat James Ryan
USA 1998, Laufzeit: 160 Min., FSK 16
Regie: Steven Spielberg
Darsteller: Tom Hanks, Edward Burns, Tom Sizemore, Matt Damon, Jeremy Davies, Vin Diesel
Amerikanische Passion
Matt513 (244), 25.08.2017
So wie Churchill wußte, daß die Niederwerfung von Nazi-Deutschland den Niedergang des alten Empires zum Preis haben würde, wußten die amerkanischen Oberbefehlshaber, daß es die Befreiung Europas von dem Joch Hitlers nicht umsonst geben würde. Die Landung in der Normandie wurde ein tausendfacher Opfergang mit Ansage.
Eine Handvoll Filme gibt es, welche bei erstmaliger Ansicht ein tiefes Gefühl des Unbehagens und der Verstörung in mir hinterließen. Neben u.a. Schindlers Liste sowie The Day After ist dies Spielbergs Bebilderung dieses Opfergangs in epischer Breite. Im Kino damals wurde man Zeuge eines Grenzübertritts. Schon bei dem Anlauf auf Omaha Beach (der von der Air Force nicht bombardiert werden konnte, weshalb die deutsche Verteidigung nahezu ungeschwächt war) fühlte ich mich angesichts sich übergebender Soldaten unangenehm, angefasst. Wo sonst im Film mit Rücksicht auf den Zuschauer schwere Verletzungen allenfalls zu ahnen waren, stellt Spielberg abgerissene Gliedmaßen und geöffnete Leiber bis ins grausige Detail dar. Seine Soldaten erinnern auf höchst unbehagliche Weise daran, was für fragile, empfindliche Wesen wir sind, wie verletzlich unsere weichen, mit lebenswichtigen Organen vollgestopften Körper. Die Handlung führt die Figuren weg von den Stränden, doch die Bilder wirken nach wie ein Schlag in die Magengrube.
Sie sind Bestandteil des Traumas jener, die diesen Fleischwolf überlebten. Spielberg inspirierten Kriegsveteranen, die auf Soldatenfriedhöfen an Gräbern weinten. So beginnt dann auch sein Film. Stumm stehen Kreuze Spalier. Das wirkt so erst einmal ein paar Einstellungen lang und leitet zum zentralen Thema über, welches dem Film neben der Historiendarstellung innewohnt: Nach irdischem Ermessen, welchen Wert besitzt das Menschenleben? Wieviel Leben zu opfern ist es wert, ein einzelnes zu schützen, einen Befehl zu befolgen, egal wie fragwürdig er einem vorkommt, einen Krieg zu gewinnen, den man nicht begonnen hat, auf einem Kontinent, den man nicht bewohnt? Diejenigen hinter den Kreuzspalieren hat man vermutlich nicht gefragt.
Ein Aspekt, der für mich nicht so recht in den übrigen Film passen wollte - Wehrmachtssoldaten werden hier durchweg als grobe, kurzgeschorene Ledernacken dargestellt, meinetwegen; allerdings mit einer Ausnahme, nämlich dem Scharfschützen im Kirchturm. Dessen Mimik und Motorik wirken geradewegs sanft. Als sein Blick durchs Fernrohr über die Szenerie schweift, scheint gar ein kurzer Anflug von Bedauern über sein Gesicht zu ziehen. Dazu die blauen Augen (ja gut, der blonde Hans hat im Film häufig welche, ist dabei dann aber oft auch von einer arischen Kälte, was hier nicht der Fall ist). War das Zufall oder wollte Spielberg hier sowas wie das Bild eines, sagen wir mal, überirdischen Wesens, eines Engels des Todes erschaffen?
An dem Film stimmt alles. Vom musikalischen Melodram zu Beginn und zum Schluß abgesehen, wobei ich John Williams‘ sparsamen Score trotzdem immer wieder gerne höre, ist er sehr gerade, sehr auf den Punkt und schont keinen. Bis in die Nebenrollen mit richtigen Typen besetzt, wirken alle seine Charaktere glaubwürdig und plastisch. Spielbergs Regie ist einfach nur als herausragend zu bezeichnen. Gilt als einer der besten Kriegsfilme aller Zeiten und gewann in seiner Kategorie doch nicht den Oscar. Die nach Jahren mal wieder angesehene DVD offenbart, wie sehr HD das eigene Auge verdorben hat. Der feine Gries im Bild fiel mir als erstes auf; immerhin fast 20 Jahre, seitdem er im Kino lief.
fünf von fünf
qwertz100 (10), 12.03.2006
dieser film ist ein dokument. ein wahres meisterwerk, dass an intensität und schock nicht mehr steigerbar ist. hier entwickelt sich durch das können großartiger schauspieler und einer großartigen regie das, was nur selten passiert - ein geschehen, das so real wird, dass es dem zuschauer den hals zuschnürt.
Radikal
otello7788 (554), 22.01.2006
Bei aller z.T. berechtigten inhaltlichen Kritik, hat Spielberg das Kino mit diesem Film so erweitert, daß an eine Fortführung nicht zu denken ist. Die erste halbe Stunde ist das Authentischste, was ich je im Kino erleben/ertragen durfte. Ich erinnere mich noch heute, daß ich am ganzen Körper gezittert habe.
Nicht nur diese Radikalität, sondern auch die Kompromisslosigkeit Spielbergs schockt: Das Boot fährt Richtung Strand. Man sieht nacheinander in die Gesichter. Als alter Kinogänger merkt man sie sich, da es oft die Hauptpersonen sind. Die Klappe geht auf und Sekunden später sind alle tot. Man wird als Zuschauer genauso orientierungslos wie die armen Schweine, die dort versuchen zu überleben.
Ein zweites Beispiel die schier endlose Szene, in der einer der Soldaten an einem Bauchschuss stirbt. Gelesen hatte ich so was schon, aber noch nie in einem Film gesehen. Ein Mensch stirbt in Echtzeit - gab es das schon einmal vorher in einem seriösen Film?
Der Film ist und bleibt für mich ein Meisterwerk, das ich aber nie wieder sehen möchte.
Schwer zu ertragen
Kinokeule (541), 29.07.2004
Auch in der 16 er Version ist die erste halbe Stunde des Films sehr schwer zu ertragen. Hier findet der Film seine wesentliche Begründung und auch Wichtigkeit in unserer Zeit. Das Krieg etwas fürchterliches ist, o.K. man hat es irgendwie geahnt. Hier wird gezeigt, wie es ist wenn tausende Soldaten wie die Fliegen sterben. War die Invasion wirklich so schlampig vorbereitet, dass die US-Soldaten schutzlos in die Gewehrsalven der Deutschen laufen mußten? Wahrscheinlich war es so. Sind ja nur Menschen und die wachsen nach. Andererseits wird das Leben von James Ryan als so wertvoll betrachtet, dass acht Soldaten unter der Leitung von Capt. Miller auf ein Himmelfahrtskommando geschickt werden. Auf ihrem langen Marsch werden die einzelnen Soldaten dem Zuschauer näher gebracht, allen voran Cpt. Miller (Tom Hanks), was bei Kriegsfilmen nicht immer der Fall ist (4 Sterne).
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