Tangerine L.A.
USA 2015, Laufzeit: 88 Min., FSK 16
Regie: Sean Baker
Darsteller: Kitana Kiki Rodriguez, Mya Taylor, Mickey O'Hagan
>> www.tangerine-la.de
Wilde Jagd über den Straßenstrich in L.A.
Drama-Queen
„Tangerine L.A.“ von Sean Baker
Jetzt ist Sin-Dee (Kitana Kiki Rodriguez) stocksauer! Eben noch war sie bester Laune: Es ist Heiligabend, und gerade wurde sie aus dem Knast entlassen. Da erfährt sie von ihrer besten Freundin Alexandra (Mya Taylor), dass ihr Freund Chester sie während ihres Gefängnisaufenthalts mit einer Anderen betrogen hat. Das ist schon übel genug, aber das Schlimmste: Chester hat sie mit einer ganz normalen Frau betrogen. Sin-Dee arbeitet als transsexuelle Prostituierte, Chester ist ihr Zuhälter und Lover. Zusammen mit ihrer Freundin Alexandra geht sie auf den Straßen von L.A. anschaffen. Der Walk of Fame ist zum Greifen nah, doch ihr Leben hat mit dem glamourösen Hollywood nicht viel gemein. Und dennoch fühlen sich Sin-Dee, Alexandra und all die anderen wie Stars, stolzieren mit einer koketten Arroganz und dem Gespür für Drama und große Auftritte über die Straßen. Vor allem Sin-Dee gilt als Drama-Queen. Das weiß auch Alexandra, und so ist sie wenig begeistert, als ihre Freundin mit ihr im Schlepptau loszieht, um genaueres über „dieses Flittchen … Dana, Diana … oder wie die Schlampe heißt“, rauszufinden. Eine Straßenecke weiter geht das Gezeter schon los. Nach Sin-Dees erstem Ausraster bei einem Freund von Chester ist Alexandra raus – das ist ihr zu viel. Außerdem hat sie am Abend noch einen kleinen Auftritt als Sängerin und trifft sich vorher noch mit einem Stammkunden, einem armenischen Taxifahrer, der zuhause Frau und Kind hat. Währenddessen sucht Sin-Dee weiter nach dem Mädchen und Chester...
Tangerine L.A. ist schnell, laut und rau. Sean Baker hat sein kleines Eifersuchtsdrama, das zugleich eine Milieustudie ist, komplett mit dem iPhone gedreht. Zwar hatte bereits 2011 der Koreaner Chan-wook Park den 30-minütigen iPhone-Film „Night Fishing“ ins Kino gebracht, doch „Tangerine L.A.“ ist nun der erste komplett auf Handy gedrehte abendfüllende Kinospielfilm. Das Material hat anschließend reichlich Postproduktion erfahren: Grell ist nicht nur die Szenerie und der Style der Protagonistinnen, sondern auch die filmische Farbgestaltung. Doch die Bilder selbst wurden mit den Kleinstkameras aufgenommen. Das merkt man dem Film an. Zum einen ist die Kamera agil und immer mitten im Geschehen wie in einem Dogmafilm. Zum anderen haben die Straßenszenen zumindest in Bezug auf das Geschehen drum herum einen sehr dokumentarischen Charakter. Denn, dass hier professionell ein Kinofilm gedreht wird, merkt keiner der umstehenden Passanten.
Regisseur Sean Baker ist von Sexarbeit offensichtlich angetan: In „Prince of Broadway“ (2008) begleitet er einen Zuhälter, der sich plötzlich um sein Kind kümmern muss. „Starlet“ (2012) erzählt von der ungewöhnlichen Freundschaft einer jungen Prostituierten zu einer älteren Dame. Und nun begibt sich Baker mit Wonne in das quirlige Leben der Transgender-Szene in L.A. Der Film haut einen mit seiner Lebendigkeit um, ist komisch und dramatisch. Aber vor allem ist er ganz nah an seinen Figuren und liebt sie innig.
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
Zwischen uns das Leben
Start: 1.5.2024
Der Junge, dem die Welt gehört
Start: 2.5.2024
Bad Director
Start: 9.5.2024
Robot Dreams
Start: 9.5.2024
Das Zimmer der Wunder
Start: 16.5.2024
Nightwatch: Demons Are Forever
Start: 16.5.2024
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Mit einem Tiger schlafen
23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
Golda – Israels Eiserne Lady
Start: 30.5.2024
May December
Start: 30.5.2024
Was uns hält
Start: 20.6.2024
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024
Love Lies Bleeding
Start: 18.7.2024
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
The Monk And The Gun – Was will der Lama mit dem Gewehr?
Start: 1.8.2024
Alien: Romulus
Start: 15.8.2024
Das Licht
Start: 17.10.2024
Hagen
Start: 31.10.2024
„Versagen ist etwas sehr Schönes“
Regisseur Taika Waititi über „Next Goal Wins“ – Gespräch zum Film 01/24
„Ich muss an das glauben, was ich filme“
Denis Imbert über „Auf dem Weg“ – Gespräch zum Film 12/23
Sieben Spitzenprämien-Gewinner
Kinoprogrammpreis-Verleihung in der Wolkenburg – Foyer 11/23