
Zweigstelle
Deutschland 2025, Laufzeit: 98 Min., FSK 6
Regie: Julius Grimm
Darsteller: Sarah Mahita, Rainer Bock, Hong Nhung
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Originelle und unberechenbare schwarze Komödie
Amt im Jenseits
„Zweigstelle“ von Julius Grimm
Die bürokratischen Abläufe auf Ämtern, denen es häufig an gesundem Menschenverstand mangelt, sind zwar kein rein deutsches Phänomen. Aber insbesondere hierzulande hat sich die oftmals verschriene Beamtenmentalität zu einem geflügelten Begriff gemausert, und es dürfte wohl kaum jemanden geben, der nicht auf die eine oder andere Weise bereits mit ihr in Kontakt gekommen ist. Die Mühlen der Bürokratie, die langsam mahlen und sowieso erst dann in Gang kommen, wenn sämtliche Eventualitäten abgeklärt und für alles eine bindende Unterschrift eingeholt worden ist, bieten deswegen schon seit vielen Jahrzehnten den Nährboden für saftige Verballhornungen. Man denke nur an den Gang aufs Amt des wackeren Galliers in „Asterix erobert Rom“ oder Reinhard Meys Liedklassiker „Ein Antrag auf Erteilung eines Antragformulars“. Nun hat sich der 1987 in Regensburg geborene Debütfilmer Julius Grimm der Absurditäten auf dem Amt angenommen und dieses passenderweise ins Jenseits verlagert, in die „Zweigstelle Süddeutschland III/2“. Die bitterböse schwarze Komödie, die mit unverbrauchten Nachwuchsschauspieler:innen in den Hauptrollen aufwartet, feierte ihre Premiere auf dem Filmfest München, wo sie mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde.
Resis (Sarah Mahita) Freund ist nach Jahren nun doch seiner Krebserkrankung erlegen. Gemeinsam mit den besten Freunden Sophie (Nhung Hong), Fipsi (David Ali Rashed) und Mel (Beritan Balci) will sie seinen letzten Wunsch erfüllen und seine Asche in den Bergen verstreuen. Auf dem Weg dorthin haben die vier jungen Freunde einen Autounfall und finden sich anschließend in einem Amt im Jenseits wieder. Dort müssen sie zu Protokoll geben, an was sie zeitlebens geglaubt haben, damit klar ist, wohin sie weitervermittelt werden. Um als Atheistin dem Gang ins Nichts zu entgehen, heftet sich Resi an einen verschrobenen Hausmeister (Rainer Bock), der im Jenseits u.a. für den Wartenummernautomaten zuständig ist. Fipsi macht sich kurzerhand zum Buddhisten und wird mit einem übereifrigen Sachbearbeiter (Maximilian Schafroth) konfrontiert, während Sophie darauf besteht, alle AGBs gewissenhaft zu lesen, bevor sie irgendetwas unterschreibt. Mel ist mal da und dann wieder weg, weil die Sanitäter im Diesseits noch eifrig versuchen, sie wiederzubeleben.
„Zweigstelle“ steckt voll solch liebenswerter Details, die höchst originell und auf weite Strecken auch sehr unberechenbar sind. Es mag hier vielleicht nicht jeder einzelne Gag zünden, und insgesamt ist der Film eher Schmunzelkomödie als Schenkelklopfer. Aber die durchweg exzellent gecasteten Darsteller:innen legen so viel Spielfreude an den Tag, dass man anderthalb Stunden äußerst kurzweilig unterhalten wird. Viele der Hirnrissigkeiten wird man fraglos aus seinen eigenen Erfahrungen wiedererkennen können, und der Transfer in eine jenseitige Welt liefert jede Menge vorzüglicher Gelegenheiten, das alles mit viel schwarzem Humor zu überziehen.

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