Jetzt bringen die nächtlichen Sexspiele der Nachbarn von oben Thomas (Roeland Wiesnekker) schon regelmäßig um den Schlaf, da lädt seine Frau Anna (Ursina Lardi) die beiden auch noch zum Abendessen ein. Trotzig will Thomas den Besuch zum Anlass nehmen, endlich Tacheles zu reden. Und ja, es wird Tacheles geredet, allerdings mehr, als Thomas lieb ist. Denn das Paar (Sarah Spale, Maximilian Simonischek) in Sabine Boss' „Die Nachbarn von oben“ ist nicht nur in der eigenen Wohnung unverblümt offensiv in sexuellen Belangen. Wenn sich Verklemmte bemühen, nicht verklemmt zu wirken: Was etwas hölzern im Klamauk und – je nach Betrachter:in – mehr oder weniger bieder beginnt, entwickelt zunehmend Tiefgang und mausert sich am Ende zum soliden Beziehungsdrama.
Nach „X“ kommt nun „Pearl“, die Vorgeschichte der gleichnamigen, verbitterten Frau, die es im ersten Teil von Ti Wests Dreiteiler auf eine Filmcrew abgesehen hat, die auf Ihre Farm kommt. Im Setting der 1920er Jahre begleiten wir in „Pearl“ unsere Protagonistin – herausragend gespielt von Mia Goth – auf den Spuren ihres Charakters, ihrer Vergangenheit und Jugend. Ihr unerfüllter Traum von Ruhm und großen Bühnen drängt sie schon bald in die totale Desillusion. Inhaltlich nähert sich das Drehbuch dieses Genrefilms der Gattung des psychologischen Horrors, während das Szenen- und Kostümbild auf zahlreiche Slasher-Klassiker verweist und eine Welt inszeniert, die grausam und verletzlich zugleich ist. Und in diesem Rahmen begeben wir uns hinab in einen faszinierenden Abgrund aus Zorn, Neid und Hass.
Außerdem neu in den Ruhr-Kinos: Anna Kazejak-Dawids Urlaubs-Satire „Fucking Bornholm“, Rob Savages Horrorstück „The Boogeyman“, Regis Roinsardts Krimi-Spiel „Das Rätsel“ und Joaquim Dos Santos', Kemp Powers' und Justin Thompsons Animationsabenteuer „Spider-Man: Across the Spider-Verse“.
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Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Selbsthilfe-Kontaktstelle unterstützt Bürgerengagement