„Sei Wasser, mein Freund“, empfahl der Kampfkünstler Bruce Lee, sei zugleich schier unbegrenzt anpassungsfähig und kraftvoll. Auch, wer nicht bestrebt ist, Kampfgeist und -kraft zu perfektionieren, könnte gelassen antworten: „Bin ich sowieso“, denn der Körper eines Erwachsenen besteht zu 50 bis 70 Prozent aus Wasser. Ohne Wasser geht nichts. Es umgibt uns als Niederschlag, Grundwasser, Nahrungsmittel, Schmutzwasser, in Bädern, Flüssen, Seen oder Meeren, bedeckt über zwei Drittel der Erde, die nicht von ungefähr blauer Planet heißt. Süßwasser macht aber nur rund drei Prozent dieser unvorstellbaren Menge aus, ist sehr ungleichmäßig verteilt – und muss doch als Trinkwasser überall verfügbar sein; möglichst zu jeder Zeit und in höchster Qualität.
Leitungswasser gilt als das bestkontrollierte Lebensmittel hierzulande, als sicherstes Trinkwasser. Zu Recht? Mit der Nitratbelastung des Grundwassers ist die Güte unseres Trinkwassers fraglich geworden, denn es wird zu einem hohen Anteil aus Grundwasser gewonnen. Die gealterte Bevölkerung Deutschlands greift zudem vermehrt auf Medikamente zurück und spült sie oft leichtfertig im Klo runter. Kein Filterverfahren kann die Rückstände vollständig aus dem Kreislauf entfernen.
Sorgen bereitet auch das Grubenwasser. Mit dem Ende des Bergbaus müssen Schächte nicht mehr trockengehalten werden – oder? Weit gefehlt, denn die in riesigen Dimensionen untertunnelten und vielfach stark abgesunkenen Regionen könnten sich laut manchen Prognosen dann sogar Seenplatten annähern. Das Wasser ist außerdem belastet mit Giftstoffen. Umstritten ist, welche Vorsorgemaßnahmen den Konzernen weiterhin zuzumuten sind und wie weit das Grubenwasser steigen darf, ohne Umwelt und Menschen zu gefährden.
Gestiegen ist auch die Hochwassergefahr. In gewisser Weise sind die Menschen in Deutschland daran gewöhnt, blicken zuletzt gar zurück auf eine mitteleuropäische „Jahrhundertflut“ im Jahr 2002. Das könnte sich in Zeiten des Klimawandels drastisch verschärfen, weltweit, sodass mehr und mehr Risikogebiete dazukämen. Auch könnten extreme Regenfälle Kanalisationen in Europa überfordern, die so neben Flüssen und Bächen zu einem weiteren Risikofaktor würden. Menschengemachte Risiken liegen überhaupt auf der Hand: Zugebaute Flüsse, vernichtete Überschwemmungsflächen und Auen. Naturschutzverbände fordern darum neben technischem Hochwasserschutz den Erhalt und die Verbesserung natürlicher Rückhalteflächen.
Als wäre all das noch nicht genug, erschweren mancherorts außerdem Niedrigpegel die Flussfahrt und stresst Trockenheit die Landwirtschaft. Angesichts so vieler Probleme dürfen wir in Sachen Wasser aber umso optimistischer sein – jedenfalls, wenn Krisen zugleich Chancen sind. Wie die Chancen stehen, fragen wir im Monatsthema WASSERSORGEN.
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