Es waren die ersten Afrika-Filmtage in Wuppertal und das Premierenprogramm konnte sich gleich sehen lassen: Neun Filme aus neun Ländern gab es zu bestaunen. Drei Regisseurinnen waren zu Gast im Wuppertaler Rex-Kino. Man beachte die weibliche Endung, denn unter dem Motto „Sisters in African Cinema“ standen Filme von und über Frauen afrikanischer Herkunft im Mittelpunkt: Die Regisseurin Beti Ellerson präsentierte ihre Doku „Sisters of the Screen“, in der verschiedene afrikanische Filemacherinnen vorgestellt werden. Die algerisch-stämmige Dokumentarfilmerin Fatima Sissani warf mit „Les Gracieuses“ einen Blick auf die Lebensgeschichten sechs afrikanischstämmiger Frauen in der Diaspora eines Pariser Vororts.
Einen ganz besonderen Spielfilm stellte schließlich die junge französische Regisseurin Françoise Ellong am 24.9. vor: „W.A.K.A.“ Ein durchaus erklärungsbedürftiger Titel, der bereits viel über das Anliegen der Filmemacherin aussagt. Waka bedeutet auf Suaheli nämlich „leuchten“. In Kamerun, der Heimat von Ellong, ist es aber auch ein Schimpfwort für Prostituierte. „Ich wollte daraus eine dritte Bedeutung kreieren“, sagt Ellong bei der Filmbesprechung. Und so schuf sie den etwas umständlichen Titel: Woman Acting for her Kid Adam.
„Dahinter steckt die Frage, was eine gute Mutter ist und wie weit eine Frau gehen kann, um eine gute Mutter zu sein“, erklärt die Regisseurin. In Kamerun, einer Gesellschaft, in der gesellschaftliche Konventionen oft stark sind und das soziale Netz schwach, präsentiert der Film diese Frage als existentiellen Lebenskampf: Mathilde verliert aufgrund ihrer uneheliche Schwangerschaft nicht nur ihren Job als Kellnerin sondern wird auch von ihrer eigenen Mutter verstoßen. Nur als Prostituierte schafft sie es schließlich, für den Lebensunterhalt ihres Sohnes zu sorgen. Ein Arrangement, das auf Dauer nicht gut gehen kann. „Es soll aber kein Film über Prostitution sein“, sagt Ellong und entkräftet damit einzelne Vorwürfe aus dem Publikum, die finden, der Film sei überzeichnet: Auch in Kamerun gebe es schließlich andere Auswege für Alleinerziehende als den Gang auf den Strich. In Wirklichkeit zeigt der Film dann tatsächlich ein atmosphärisch dichtes und spannendes Portrait einer starken Frau, der in der Mission Mutter zu sein, ein riesiger Mut erwächst.
Eine Geschichte des Muts ist aber auch das ganze Filmprojekt. 10.000 Euro trieb Ellong per Crowdfunding auf – eine winzige Summe für einen Spielfilm. Das Filmteam rekrutierte die Regisseurin komplett in Kamerun. Bis auf drei Schauspiel-Profis spielen ausschließlich Laien. Am Ende wurde daraus auch ein Erfolg, weil die Bewohner entlang der Filmsets das Projekt begeistert unterstützten. Hunderte machten als Komparsen mit.
Kleinere dramaturgische Ungenauigkeiten verzeiht man dem Film also gerne. Vielmehr zeigt „W.A.K.A.“, dass sich exzellente Geschichten in Afrika ganz ohne Hilfe von außen und auch ohne „westlichen Zeigefinger“ erzählen lassen. „In Hollywood würde man einen Film schließlich auch nicht danach bewerten, ob er die soziale Realität möglichst genau wiedergibt“, sagt eine begeisterte Besucherin. Françoise Ellong stimmt ihr zu. Für sie hat der Film außerdem gezeigt, dass sich ihre ursprünglichen Bedenken, einen Film in Kamerun zu drehen, am Ende nicht bewahrheiten sollten.
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