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Kontraste zwischen hier und dort
Foto: Stephanie Spichala

Spuren der Freiheit

19. März 2018

Fotografien afrikanischer Kinos in der Ausstellung „Angola Cinemas“ – Kunst 03/18

Mit etwas Pech gibt es sie bald wirklich nur noch fotografisch, die kunstvollen und  futuristisch wirkenden Kinobauten, die zwischen den 1930er bis 75er Jahren in Angola entstanden sind. Sie sind von Verfall und Abriss bedroht. Dabei sind es wunderbare architektonische Beispiele dafür, wie man Bauten dem Klima anpasst und dabei äußerst fantasievolle Lichtspielhäuser kreiert.

Ein Teil der Kinos zeigt deutliche Spuren der Zerstörung. Der angolanische Fotograf Walter Fernandes macht die Bauten noch näher erfahrbar, indem er sie zum Teil von innen wie außen fotografiert hat. Die Farb- und Formvielfalt ist beeindruckend und womöglich einzigartig. Diese Kinos verdienten es, als Kulturerbe erhalten zu werden. Ab den 60er Jahren sind dabei auch elegante Openair-Kinos mit Terrassenbars entstanden. Hier könnten sich heutige Architekten so einiges abgucken.

Zudem zeugen viele Bauten davon, dass die Architektur auch den Kinobesuch als gesellschaftlich herausragendes Ereignis zelebrierte, soziale Schranken fielen hier weg, und die 1975 nahende Unabhängigkeit von der portugiesischen Kolonialherrschaft war in den Jahren davor deutlich spürbar. Das Goethe-Institut München, das die Ausstellung zusammen mit der Filminitiative Köln, der Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz sowie dem Rex-Kino auf die Beine gestellt hat, möchte auf Spurensuche gehen und helfen, die namenlosen Architekten wiederzuentdecken.

Es gibt kaum Dokumente, Zeichnungen oder sonstige Hinweise auf die Entstehung der Kinos. Die Hoffnung ist, die Filmtheater erhalten zu können, eine Diskussion darüber würde auch die angolanische Architektin und Kuratorin Paula Nascimento sehr begrüßen, die 2013 auf der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen für den Pavillon Angolas geehrt wurde: Nach einem Krieg sei die Überlegung, was abgerissen oder als Kulturerbe erhalten werden sollte, auch notwendig für den Aufbau nationaler Identität.

Die Ausstellung im Rex-Kino ist klein aber fein: ein Halbrundgang, entlang einer Infotafel und den Schaukästen, die sich passend gegenüber den Eingängen zum Kinosaal befinden, machen den Kontrast zwischen dem Hier und Dort deutlich. Wer nur wegen der Ausstellung das Rex-Kino besucht, sollte dabei die Zeit klug wählen, nämlich kurz nach dem Ende des jeweils gezeigten Films oder weit vor Beginn des nächsten, denn ansonsten muss man etwas warten, um hinein- oder herauskommenden Zuschauern nicht den Weg zu versperren.

Da das Rex täglich von 17 bis 22 Uhr geöffnet ist, lässt sich aber leicht ein guter Zeitraum abpassen. Trotz des überschaubaren Umfanges lohnt sich das Warten allemal.

Stephanie Spichala

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