Qualität hat ihren Preis: Mehr als 50 Euro pro Kilo kostet ein Filetstück vom Rind auf dem Schepershof. Es ist ein Preis, der daran erinnert, welches Luxusprodukt ein Stück Fleisch eigentlich ist. Unmittelbar nördlich der Wuppertaler Stadtgrenze kann jeder nachvollziehen, was für ein Aufwand in einer Landwirtschaft steckt, die den Anspruch ökologisch und nachhaltig zu wirtschaften wirklich ernst nimmt.
Der Schepershof ist einer von fünf Biohöfen im idyllischen Windrather Tal. Schon die Luft riecht hier anders als sonst in der Nähe landwirtschaftlicher Gebiete. Kunstdünger und Pflanzenschutzmittel sucht man vergeblich, Unkraut wird von Hand entfernt. Das Tal ist ein Gegenentwurf zu einer immer technologischeren Landbewirtschaftung. Statt Monokulturen will man einen möglichst naturnahen Mix aus unterschiedlichen Lebensmitteln produzieren.
Den Tieren des Tals kommt dabei eine zentrale Position zu. Die Kühe werden beispielsweise nicht in erster Linie als Milchbringer und Fleischrohstoff gesehen, sondern sie haben auch eine Funktion als Landschaftspfleger: Aus dem Kot der Tiere wird wertvoller Dünger. Nicht aufwendig produziertes Kraftfutter aus Sojasprossen (die auch Menschen gut ernähren könnten), sondern das Gras auf ihren Weiden essen die Tiere. Dass die Kühe dadurch weniger Milch geben ist auf den Höfen des Tals Konzept: Nicht der Preis des Produkts, sondern das Wohl der Tiere steht an erster Stelle. Auf dem Schepershof hat sogar jede Kuh einen eigenen Namen.
Ähnlich sieht es bei den Schweinen aus: Die quicklebendigen Tiere gelten auf einem klassischen Bauernhof als hervorragende Resteverwerter. Sie sorgen dafür, dass der Hof möglichst wenige Abfälle produziert. Und auch das Geflügel der Höfe ist auf seinen saftigen Wiesen ein wichtiger Bestandteil eines lebendigen Hoflebens.
Es ist dabei durchaus gewollt, dass die Höfe in einem direkten Dialog mit den Bewohnern der angrenzenden Großstädte stehen. Nicht nur als Ausflugsziel zum Wandern und Entspannen sehen die Hofbetreiber das Windrather Tal. Auf den Sträßchen des Tals lassen sich regelmäßig große Demeter-Laster beobachten, die die Produkte der Höfe in die Bioläden der Region bringen. Milch, Käse und auch Fleisch werden zusätzlich in einem Hofladen direkt angeboten. Bestellformulare garantieren, dass Angebot und Nachfrage möglichst zueinander passen.
Darüber hinaus gilt die Idee des „offenen Hofs“. Auf dem Schepershof dürfen die Besucher den Hofbetreibern gerne bei der Arbeit zuzuschauen, um eine Idee davon zu bekommen, was eine ökologische Landwirtschaft eigentlich in der Praxis bedeutet. Und auch selbst anpacken ist gerne gesehen, einmal im Monat lädt der Hof zum Mitmachen ein. Die Besucher dürfen dann zum Beispiel Nistkästen aufhängen, Hecken anpflanzen oder sich um die Pflege der Obstbäume des Tals kümmern. Zur Belohnung sorgt der Hof für Kaffee und Tee inmitten der inspirierenden Natur.
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