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Das SinBa-Team mit Steven März (r.) bei einer Klausurtagung
Foto: Paula Quentin

Für eine gerechte Energiewende

26. Juni 2025

Teil 1: Lokale Initiativen – Das Wuppertaler Forschungsprojekt SInBa

Mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland wird für Wärmeanwendungen eingesetzt. Der Energieeffizienz kommt darum im Kampf gegen den Klimawandel eine zentrale Rolle zu. So auch im von der Bundesregierung beschlossenen Wärmeplanungsgesetz, das die Dekarbonisierung der Wärmenetze vorantreiben soll. Bis Juni 2026 müssen Gemeindegebiete mit über 100.000 Einwohnern Wärmepläne erstellen – auch Wuppertal. Was bedeutet das für Mieter:innen und für eine soziale und nachhaltige Stadtentwicklung?

Diese Fragen erforscht das Projekt SInBa (Soziale Innovationen in Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung). „Soziale Innovation schlagen die Brücke zwischen den notwendigen technologischen Innovationen wie der Wärmedämmung oder erneuerbaren Heizungsanlagen und den konkreten Bedürfnissen der Menschen vor Ort“, erklärt der Projektleiter Steven März. Gerade die Diskussion um den „Heizhammer“ habe gezeigt, dass es eine große Unsicherheit bei Mieter:innen und Eigentümer:innen gebe und sich Innovationen nicht von selbst durchsetzen. „Die Wärmewende oder allgemein der Stadtumbau ist nicht nur ein technologischer Innovationsprozess, es geht vielmehr darum, die Menschen mitzunehmen“, so März, „soziale Innovationen leisten hier einen wichtigen Beitrag, weil sie Teilhabe und Gemeinschaftsgefühl fördern oder dazu beitragen, Ressourcen sparsamer zu verwenden“.

Nicht auf Kosten der Armen

Noch bis November 2027 suchen die Forschenden des Wuppertal Instituts nach sozialen Lösungen für eine nachhaltige Stadtplanung. Das Team arbeitet eng mit einer für das Projekt geschaffenen kommunalen Stelle zusammen und wird von einem Begleitkreis beraten. Die Ideen werden schließlich in Reallaboren erprobt. März versteht das Projekt darum als Tandem aus Wissenschaft und Praxis. Ein Beispiel für die praktische Anwendung ist die Sanierung des Wohnparks Schellenbeck. Die Modernisierung, die eine energetische Sanierung der Fassaden umfasst, bringen nicht nur technische, sondern auch eine soziale Herausforderung mit sich: Viele der Mieter:innen sind Transferleistungsempfänger – ein Anstieg der Mieten aufgrund der Umbaumaßnahmen könnte bedeuten, dass der Grundsicherungsträger die Kosten nicht mehr übernimmt. Das Forschungsteam will daher sicherzustellen, dass die Sanierung nicht auf die Kosten der Mieter:innen geht. 

Alternativ wohnen

Ein weiterer Aspekt sozialer Innovationen sind alternative Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser und Senioren-WGs. Der Traum vom Eigenheim erweise sich besonders bei Senior:innen als Irrweg und belaste zusätzlich das Klima, so März: „Das Einfamilienhaus ist ökologisch und ökonomisch eine Sackgasse.“ Eine Lösung könnten Formen der Untermiete sein. Hierdurch würde Wohnfläche effektiver genutzt, Untermieter:innen könnten zudem auch pflegebedürftige Menschen unterstützen und somit Familien entlasten.

Eigentümer entlasten

In Wuppertal ist der Großteil der Immobilien Privateigentum. Für die Eigentümer stellen die Sanierungsprozesse eine große Herausforderung dar. Als Möglichkeit, diesem Problem entgegenzuwirken, nennt März das One-Stop-Shop-Prinzip. Die Idee ist, alle notwendigen bürokratischen und praktischen Schritte durch Generalbeauftragte zu organisieren – von der Verwaltung bis zur Beauftragung von Handwerkern. Im abgeschlossenen Projekt ProRetro hat das Wuppertal Institut erste Erfahrungen mit einer solchen Unterstützung beim Umbau der Gebäude gemacht. Da die EU-Gebäuderichtlinie einen emissionsfreien Gebäudebestand bis zum Jahr 2050 fordert, dürften One-Stop-Shops an Relevanz gewinnen.

Tim Weber

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