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Geigerin Midori Seiler
Foto: Maike Helbig

Sackschwer

30. April 2025

Zamus: Early Music Festival 2025 in Köln – Klassik am Rhein 05/25

Auf die sakrale Anmutung im einstigen Kölner Kirchengebäude Ventana traf vor wenigen Jahren ein Solokonzert der Geigerin Midori Seiler, u.a. mit Bachs „Partita Nr. 2“. Da flogen die Noten durch Melodie und geharfte Begleitung, ein technisches Kunststück, das musikalisch beseelt wurde. Hier befreite sich die Interpretin von aller belastender Virtuosität, schwebte in einer Metaebene der Kunst. Midori Seiler erzählte mir zu Bachs Wunderwerken: „Alle berühmten Geiger haben kontinuierlich gerade diese Stücke genutzt, um ihre Fähigkeiten daran zu schulen; weil es einfach sackschwer ist.“

Das klingt so gar nicht nach esoterischem Alte Musik-Geflüster und passt deshalb prächtig zu einer von Frau Seiler als „coolstes und ungewöhnlichstes“ Festival bezeichneten Großveranstaltung, dem Zamus: Early Music Festival. Das Format stimmt auch in diesem Jahr, in dem der Kultursektor von angedrohten Kürzungen durchgeschüttelt wurde. Rund 30 Events beschäftigen sich mit dem Motto „Ekstase und Kontemplation“. Letztere entspricht dem aktuellen Zeitgeist mit einer neuen Sicht auf die Work-Life-Balance. „Oft fehlt jedoch die Gegenseite, die Ekstase“, meinte Midori Seiler in der Vorausschau auf die von ihr geleitete Ausgabe des Festivals, „das Aus-sich-Heraustreten, bei dem das eigene Ich vollkommen losgelassen wird und man in etwas Größeres eintaucht, sei es im eigenen Selbst oder im Außen.“ 

Das Festival startet – gewohnt allem Weltlichen zugewandt – mit dem Ensemble Marsyas Baroque und dem Flamenco-Tänzer Martí Corbera, die ein barockes Versdrama interpretieren. Die Aufführung befasst sich mit den Spannungen zwischen freiem Willen und Vorherbestimmung und verbindet Barockmusik mit Flamenco-Tanz. Ein weiteres Highlight dürfte das Konzert des Duo Pleyel werden, das Beethovens 6. Sinfonie in einer vierhändigen Klavierbearbeitung von Carl Czerny spielt.

Mit „Botanica“ zeigen Choreograf Bernd Niedecken und das Zamus:Kollektiv eine transdisziplinäre und umweltaktivistische Arbeit. Mit Musik von u.a. Henry Purcell und Jean-Féry Rebel, Barocktanz und Videoinstallationen folgt die Performance einem Prinzip der Barockpraxis: Jede Kunstsparte wird durch andere ergänzt und emporgehoben. Ein Marathon für die ganze Familie und interessierte Laien darf auch nicht fehlen: Es wird musiziert, gebastelt und getanzt.

Zamus: Early Music Festival 2025 | 21. - 31.5. | div. Orte in Köln | www.zamusearlymusicfestival.de

Olaf Weiden

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