Andrea lässt sich scheiden
Österreich 2024, Laufzeit: 93 Min., FSK 6
Regie: Josef Hader
Darsteller: Birgit Minichmayr, Josef Hader, Thomas Schubert
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Josef Hader beschert ein kleines Meisterwerk
Provinzposse für Fortgeschrittene
„Andrea lässt sich scheiden“ von Josef Hader
Josef Hader ist für uns Piefkes derzeit die präsenteste österreichische Leinwandgröße und dürfte damit massiv das prägen, was wir dem Nachbarland in Sachen Humor zuordnen. Damit weiß der Deutsche immerhin: Es gibt deutschsprachigen Humor. Nur kommt er eben nicht aus Deutschland. Und wenn auch der neueste Eberhofer-Krimi wieder durchaus skurril daherkam, dann ist er doch nur ein müder Abklatsch des Vorbilds von dort hinter der Grenze. Hader kann auch anders, wenn er, wie 2016, für Maria Schraders „Vor der Morgenröte“ als schwermütiger Stefan Zweig brilliert. Vor allem aber kann Hader tragikomisch. Eines bleibt dabei immer: die Schwermut. Dafür braucht Hader bloß in die Kamera zu blicken. So auch bei seiner bekanntesten Figur, dem ewigen Verlierer und Privatermittler Simon Brenner, den er von „Komm, süßer Tod“ bis „Das ewige Leben“ vier Mal verkörperte. Der Gestrandete, der sich geprüft und charmant durch abstruse Kriminalfälle ermittelt und sich kokettierend der eigenen Schwermut stellt. 2017 legte Hader dann mit „Wilde Maus“ sein gelungenes Regiedebüt vor, auch hier spielt er einen, der schwarzhumorig fällt und landet. In seinem zweiten Werk nun fällt er gemeinsam mit Birgit Minichmayr.
Hader und Minichmayr haben bereits im dritten Brenner-Krimi „Der Knochenmann“ wundervoll zusammengewirkt. So auch hier: Andrea (Minichmayr) ist Provinzpolizistin in Niederösterreich, mit der Gesamtsituation unzufrieden und schon längst unglücklich verheiratet. Der Gatte will eine zweite Chance, Andrea will die einvernehmliche Scheidung. Tja. Es kommt, was kommen muss: Der Mann verfällt volltrunken ins Selbstmitleid. Was nicht hätte kommen dürfen: Andrea fährt ihn versehentlich über den Haufen. Am Ende allerdings gilt ein anderer als Unfallverursacher: Der Religionslehrer und halbwegs trockene Alkoholiker Franz (Hader), der den Vorgang nun als Prüfung erachtet und sich fortan zur Buße in den Knast sehnt. Andrea indes befällt das Schuldgefühl.
„Warn Sie beim Arzt?“ „Nö.“ „Warum nicht?“ „Weil i krank war.“ Ja, für grantigen Humor ist auch hier gesorgt. Aber das traurigkomische Drama ist eben auch – traurig. Dafür sorgt allen voran Birgit Minichmayr, die hier apathisch entrückt in ihrem leblosen Leben siecht und im Moment der Hoffnung erneut zu scheitern droht. Dass sie dabei nicht weint, erdrückt einen. Die Lokalitäten der trübmunteren Posse: Dorfkneipe, Dorfdisco, Dorfstraße. Der Pressetext bewirbt den Film recht trefflich als „Plädoyer gegen jede Landlebensehnsucht“. Über allem aber: Haders Augenzwinkern. Und das gestaltet der Regisseur und Co-Autor mitunter dermaßen absurd, dass man meint, David Lynch hätte sich auf einer niederösterreichischen Glastanzdiele verirrt. Haders zweite Regiearbeit ist vergleichsweise wortkarg und bewusst schleppend und ergebnisoffen inszeniert. Eben daraus entsteht ein wundervolles kleines Meisterwerk, das der Piefke sich am besten untertitelt zu Gemüte führt.
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