Die zweigeteilte Frau
Frankreich/Deutschland 2007, Laufzeit: 115 Min., FSK 12
Regie: Claude Chabrol
Darsteller: Ludivine Sagnier, Mathilda May, Benoît Magimel, Fran?ois Berléand, Caroline Sihol, Etienne Chicot, Marie Bunel, Valeria Cavalli, Thomas Chabrol, Jean-Marie Winling, Didier Bénureau
Was bleibt hängen?
KoelnerDom (9), 24.02.2008
Was mir an den vorangegangenen Rezensenten auffiel: Ihr habt den Film gleich abgeschrieben und eine wirkliche Beschäftigung mit dem Film fehlt bisher.
Wir saßen gestern zu dritt noch im Lokal und haben über die Motivation des Regisseurs und die Glaubwürdigkeit der Figuren noch fast 2 Stunden diskutiert.
Kritiken sagen, Chabrol bleibt sich immerhin treu oder suhlt genußvoll im gehobenen Milieu.
Wie dem auch sei: die Figuren blieben weitgehend blaß. Wir konnten uns nachher kaum an die Namen erinnern. Eine Entwicklung ist eigentlich bei den Charakteren nicht festzustellen. Sie bleiben in den alten Verhaltensmustern. Das enttäuscht den Kinozuschauer, der nicht so gerne suhlt wie Chabrol.
Gabrielle Deneige hat noch anfangs den Verdacht erweckt, sich zu entwickeln als erfolgreiche Moderatorin, die schlagfertig einem Mann die Redezeit beendet. Dann kehrt sie aber zu ihren Verletzungen zurück und sucht sich zweimal einen "Arschloch-Mann". Und am Ende mit dem Onkel den dritten aus der Reihe, der sie ausnutzt. Fazit: wo sie beim Filmende steht, bleibt unbefriedigend. Aber das naive Sexsymbol hat ja noch viele Lebensjahre, um Familie und Karriere zu finden. Schade, daß - bis auf die fehlenden Rachegelüste gegen die frühere Familie als Hinweis auf Charakterstärke - nicht wenigstens ein bißchen Hoffung durchschimmert.
Über die Männer zu diskutieren ist schwieriger. Paul ist unreif. Er hat sich nie von der ödipalen Mutterbindung gelöst und ja sogar seinen Bruder getötet, um die Mutter für sich alleine zu haben. Der Mord am Schriftsteller war für mich eine (unbewußte) Wiederholung dessen, da er wie immer zur Mutter zurückfand. Eine andere Frau hat da keinen Platz im Leben. Und Charles. Ja, langweilig als Charakter. Seine Literatur gibt ihm Sinn und gewisse Stabilität, aber der ganze Rest ist doch Ausdruck von Langeweile und Lebensüberdruß, oder?
So manches blieb unklar! Wer war der Mann an Pauls Seite? Ein Diener oder ein homosexueller Gefährte? Was machte die Ehefrau von Charles? War sie eigentlich die einzige Glückliche und Stabile in dem Film überhaupt?
Wie gesagt, es ging um eine Milieuschilderung. Ästhetisch durchaus gelungen (obwohl mir Tödliche Versprechen kürzlich besser gefielt: SO war das meisterhaft!), aber die Figuren blieben auf der Strecke. Trotdem ansehen, wenn er im Fernsehen kommt. Ist guter Durchschnitt.
Mon cher Claude ...
woelffchen (594), 27.01.2008
... das mit der zweigeteilten Frau war ja wohl ein bißchen schwach, nicht wahr?!
Vielleicht wird es jetzt doch langsam Zeit für Dich, in Rente zu gehen und mit dem Filmemachen aufzuhören. Denn nach weit über 50 Filmen, von denen 1958 "Schrei wenn du kannst" der erste war, der mich in der damals beginnenden "Nouvelle vague" faszinierte, haben mich viele Deiner weiteren Produktionen begeistert, da sie doch neue Wege in der Cinématographie aufzeigten. Aber jetzt scheint Dir langsam die Luft auszugehen. Das ist ja auch ganz verständlich. Altersschwäche eben. Geht uns allen irgendwann mal so.
Und um Deinen an sich noch guten Ruf nicht zu beschädigen, laß es lieber sein, das mit dem Filmemachen. Vielleicht versuchtst Du es mal mit etwas anderem, Golf oder so ...
Trotzdem vielen Dank für all die gute Unterhaltung - ich denke da zufällig gerade an "Le tigre aime la chair fraiche"
Unterirdisch schlecht
Lane (11), 20.01.2008
Hi & hallo,
sorry, ich hätte gern mein Geld zurück!
Und mir ist die Zeit dafür zu schade, das zu begründen. -- Der nächste Film, bitte.
sincerely yours, Lane
Sehr enttäuschend
Biggi (153), 15.01.2008
Schade, die subtile Kraft des Altmeisters ist in diesem Film nicht zu erkennen. Schon der letzte Film von Chabrol "Geheime Staatsaffairen" konnte selbst von Isabelle Huppert nicht gerettet werden. Dieser neue ist ärgerlich. Die Bourgeoisie war in Chabrols früheren Filmen hervorragend ins Visier genommen, hier ist sie lebensfremd dargestellt und bestimmt nicht mehr zeitgemäß. Das ist noch nicht einmal ein Dreiecksverhältnis und Gabrielle entscheidet nicht wirklich. Paul ist gut dargestellt als verwöhnter Nur-Sohn. Für Gabrielle ist er jedoch nur ein Notnagel, der zur Verfügung steht, das ist alles. Ich kann mich nur der Vorrednerin anschließen - seicht, dümmlich, nichtssagend. Ein ganz tolles Geburtstagsgeschenk hat er seiner Geliebten ausgesucht...! Sind das die Fantasien eines alten Regisseurs? Noch nicht einmal die Ratlosigkeit am Ende des Films lädt ein zum Diskutieren oder Nachdenken - LEERE ist das was bleibt.
Einmal zu viel geteilt!
Natti747 (3), 14.01.2008
Leider hält der Film nicht das, was die Kurzbeschreibung an Handlung hergibt. Es plätschert langsam und seicht vor sich hin, ohne wirkliche dramturgische Höhepunkte aufzuweisen.
Die Darsteller spielen z.T. aufgesetzt und völlig überzogen/unglaubwürdig naiv.
Die paar Euro haben sich nicht gelohnt! Schade
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