
Im Prinzip Familie
Deutschland 2024, Laufzeit: 91 Min., FSK 0
Regie: Daniel Abma
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Herzlich-sensibler Dokumentarfilm
Erziehungsfragen
„Im Prinzip Familie“ von Daniel Abma
Der Überraschungshit „Systemsprenger“ von Nora Fingscheidt aus dem Jahr 2019, der Hauptdarstellerin Helena Zengel international bekannt machte, warf bereits einen intensiven und authentischen Blick auf das Leben in einer Wohngruppe. Diese sind dazu da, um Menschen, oftmals Kinder und Jugendliche, die mit ungewöhnlichen Lebenssituationen klarkommen müssen, eine Stütze zu sein und ihnen Halt zu bieten. Im Fall der neunjährigen Benni aus „Systemsprenger“ schien vordergründig das Kind selbst das Problem zu sein, weil es mit seinen unvermittelten Gewaltausbrüchen kaum von jemandem gebändigt werden konnte. Oftmals aber liegen diese psychischen Probleme in Fragen der Erziehung respektive der Überforderung bei der Erziehung begründet. Auf diese Umstände machen auch die Betreuer und Erzieher in Daniel Abmas sehenswertem Dokumentarfilm „Im Prinzip Familie“ aufmerksam, die sich tagtäglich mit vernachlässigten oder misshandelten Kindern beschäftigen und dabei durchaus Verständnis für die Gewaltausbrüche ihrer Schützlinge entwickelt haben. Sie treten in ihren Jobs auch dafür ein, dass Gewaltspiralen durchbrochen werden und die Kinder Werte vermittelt bekommen, die im Idealfall fortan ihr Leben bestimmen.
Die exemplarische Wohngruppe, die Daniel Abma („Autobahn“) für seinen neuen Dokumentarfilm mit der Kamera begleitet hat, besteht aus rund einem halben Dutzend Kindern und ungefähr genauso vielen Erziehern. In unkommentierten Bildern kann man hier Einblicke in den arbeitsintensiven Alltag in einer solchen Wohngruppe erhalten. Hürden entstehen, wenn leibliche Eltern es an der nötigen Kooperation mangeln lassen und ihre Kinder dadurch ein ums andere Mal enttäuscht zurücklassen. Wir erleben den überaus aufgeweckten und sympathischen Niklas, der schon etliche Jahre in der Wohngruppe hinter sich hat und sich nichts sehnlicher wünscht, als wieder bei seiner eigenen Familie zu wohnen, was durch die Querelen und Unzuverlässigkeit seiner Erzeuger immer wieder in Frage gestellt wird. Das höchste Gewaltpotenzial ist bei Kelvin vorhanden, der während der Flucht seiner Mutter aus Kamerun zur Welt kam und aufgrund seiner Hautfarbe im Alltag beständig mit Diskriminierungen zu kämpfen hat. Seine Mutter hat sich mittlerweile emotional und sprachlich von ihm entfremdet, Kelvins Gewaltausbrüche versucht man schließlich, mit einem längeren Klinikaufenthalt in den Griff zu bekommen. Die Kamera von Johannes Praus ist immer nah dran am Geschehen und kann die emotionalen Achterbahnfahrten der Beteiligten stets hautnah einfangen. In einigen intimeren Momenten hingegen bleibt sie auf sensible Weise auf Distanz und somit Zaungast der Entwicklungen, was den Respekt vor den beteiligten Personen unterstreicht. „Im Prinzip Familie“ ist sicherlich kein allgemein gültiger Film zum Thema Wohngruppe, aber die in diesem Film vorgestellten Sozialarbeiter sind fraglos Musterbeispiele ihres Berufs, die als Vorbilder dienen können.

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