Reflection in a Dead Diamond
Belgien, Luxemburg, Italien, Frankreich 2025, Laufzeit: 87 Min., FSK 16
Regie: Hélène Cattet, Bruno Forzani
Darsteller: Fabio Testi, Yannick Renier, Koen De Bouw
Visuell herausragende Filmhommage
Diamantenfieber
„Reflection in a Dead Diamond” von Hélène Cattet, Bruno Forzani
In den 1960er Jahren hat das europäische Genrekino auch in Deutschland die Kassen klingeln lassen. Die Vorherrschaft von US-Filmen war damals längst nicht so groß wie heute, und auch die eher leichteren Stoffen zugewandten Kinogänger scheuten vor europäischen Produktionen nicht zurück. Im Gefolge der Ian-Fleming-Verfilmungen um den britischen Superspion James Bond entstanden in Italien, Frankreich, Deutschland und anderswo etliche weitere Agentenfilme, die man unter dem Schlagwort EuroSpy-Filme zusammenfasste. Viele von ihnen waren selbstironisch und comichaft überzeichnet. „Gefahr: Diabolik!“ von Mario Bava aus dem Jahr 1967 kombinierte die Gangsterhatz noch zusätzlich mit Science-Fiction- und Superheldenversatzstücken. Der auf einer Comicvorlage von Angela Giussani basierende Kultfilm erfuhr im Jahr 2021 von Antonio Manetti eine Frischzellenkur. Im Jahrestakt inszenierte er mit Luca Marinelli bzw. Giacomo Gianniotti in der Titelrolle eine Trilogie rund um Diabolik, die viel Retro-Charme verströmte und damit einen aktuellen Zeitgeist befriedigte. Der neue Film des exzentrischen Regie-Duos Hélène Cattet und Bruno Forzani („Amer“, „Leichen unter brennender Sonne“), „Reflection in a Dead Diamond“, verfolgt ein ganz ähnliches Ziel und wendet sich dezidiert an ein filmaffines Genrepublikum, etliche Anspielungen an die „Diabolik“-Comics inklusive.
Der 70jährige John (Fabio Testi) genießt das süße Nichtstun mit Martinis an der Côte d’Azur. Als Dauergast hat er sich in einem Nobelhotel direkt am Meer einquartiert und schlürft seine Cocktails in der Sonne am Strand. Als seine Zimmernachbarin auf mysteriöse Weise verschwindet, erinnert er sich an seine wilde Zeit in den 1960er Jahren, als er als Spion Jagd auf die Bösewichter auf diesem Planeten machte. Immer mehr verschwimmen die aktuellen Eindrücke mit Reminiszenzen an seine glorreiche Zeit, sind Traum, Erinnerung und Wirklichkeit kaum mehr voneinander zu unterscheiden.
Genau darin liegt ein Stückweit das Problem von Cattets und Forzanis Film, der visuell herausragend gestaltet ist, auf inhaltlicher Ebene aber zu vage und unausgereift daherkommt. Es dauert geraume Zeit, bis man die Figuren als Zuschauer richtig zuordnen kann, und auch dann bleibt die Story allzu fragmentarisch und mysteriös. Man braucht auf jeden Fall einen Draht zu den EuroSpy-Filmen der 1960er Jahre, um die zahlreichen Anspielungen der Filmemacher goutieren zu können. Hier sind nun die Gewalteinlagen oftmals ins Splattrige überzeichnet, was man ebenfalls mögen muss, um bei „Reflection in a Dead Diamond“ auf seine Kosten zu kommen. Insgesamt wohl eine nicht durchgehend geglückte filmische Fingerübung ausgesprochener Filmnerds, die durch das Mitwirken der Genreikone Fabio Testi („Zorros Rache“, „Der Garten der Finzi Contini“) geadelt wird.
(Frank Brenner)
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