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Friederike Köpf
Foto: Klemens Gerlind

Vergessene Erinnerungen

10. Februar 2022

Friederike Köpfs Kinderbuch „Baby Oma“ – Vorlesung 02/22

Lumi ist nicht gerade glücklich, als ihre Oma nach der Beerdigung des Großvaters in die Rumpelkammer über ihrem Zimmer zieht. Jetzt ist da nicht nur ihr kleiner Bruder Piet, der alle auf Trapp hält, sondern auch noch eine schusselige Oma, die fast immer miese Laune hat. Doch schon bald merkt Lumi, dass ihre Großmutter nicht immer so grummelig und vergesslich war. „Baby Oma" ist das erste Kinderbuch von Friederike Köpf und behandelt in kindlich-jugendlicher Sprache das Thema Demenz im Alter. Für Leser ab neun Jahren schreibt die Leipziger Autorin eine Geschichte über die besondere Beziehung zwischen Großmutter und Enkeltochter.

Das Buch erzählt mit viel Witz und Humor aus der Perspektive der neunjährigen Lumi, die ihrem vorpubertären Alter entsprechend eine richtig freche Schnauze hat. Obwohl die Handlung an einigen Stellen durchaus traurig ist, gelingt es der Autorin, durch die kindliche Sicht Lumis einen heiteren Grundton beizubehalten, was die Schwere der Thematik für ein junges Publikum abmildert und die Krankheit Demenz in einem differenzierteren Licht erscheinen lässt. So stellt Lumi fest, dass man mit Oma immer noch viel Spaß haben kann, zum Beispiel, wenn ihre Großmutter sie mit einer ehemaligen Kollegin verwechselt und die beiden so tun, als würden sie einen Kunden bedienen, der nach einem neuen Parfum Ausschau hält. Oder wenn sie gemeinsam alte Fotos angucken. Hier wird auch deutlich, wie wichtig es ist, durch Erinnerungen mit dementen Personen verbunden zu bleiben. So bekommt Lumis Oma jedes Mal leuchtende Augen, wenn sie ihr Hochzeitsfoto betrachtet und ihrer Enkelin davon erzählt, aus welchem Stoff ihr Brautkleid gefertigt wurde. Wenn sie in alten Zeiten schwelgt und dabei so richtig ins Detail geht, merkt Lumi, dass das Gedächtnis ihrer Oma gar nicht so verdreht ist, sondern dass da einfach schon ganz viel passiert ist – ein Krieg zum Beispiel.

Die Autorin zeigt durch Lumis Beobachtungen, mit welchen Tricks man demente Menschen dabei unterstützen kann, sich zu erinnern, wobei sie die unterschiedlichen Funktionen von Kurz- und Langzeitgedächtnis zielgruppengerecht erklärt. Dabei wartet die Geschichte auch mit dem ein oder anderen Spannungselement auf, etwa als ein Einbrecher in Weihnachtsmann-Montur die Familie ausrauben will und von der furchtlosen Oma aus dem Haus gejagt wird. Obwohl die Szene ein unterhaltsames Bild abgibt, wirkt sie im Gesamtkontext des Buches eher deplatziert – aber die Geschichte bietet auch ohne dieses Ereignis eine Fülle an humorvollen Situationen und Kommentaren, die durch die Illustrationen von Anne-Kathrin Behl auf der Bildebene fortgesetzt werden.

Friederike Köpf: Baby Oma | Klett Kinderbuch Verlag | ab 9 Jahren | 120 S. | 13 €

Daphne Koch

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