engels: Herr Küpper, Wuppertal kam im aktuellen Kulturranking ziemlich schlecht weg. Ist es hier wirklich so öde?
Thilo Küpper: Das kann ich nur verneinen. Allein von der institutionellen Kultur sind einige Highlights zu nennen: Pina Bausch, Tony Cragg, das Von der Heydt-Museum. Auf der anderen Seite haben wir eine rege freie Szene, gemacht vor allem von jungen Menschen.
Welche Maßstäbe kann man anlegen, um das Kulturangebot einer Stadt zu messen?
Kultur sollte man nicht bemessen. Sie ist sehr schwer zu kategorisieren. Allein nach verkauften Theaterkarten zu bewerten ist absurd. Hätte man Pina Bausch in den ersten Jahren danach beurteilt, sie wäre hier nie berühmt geworden. Für mich ist es andererseits auch wichtig, Leute einzubeziehen, die zunächst nichts mit Kultur zu schaffen haben. In ein Museum geht nur ein Interessierter. Bei einer Veranstaltung wie dem Sommerloch findet eine hochwertige Kunstausstellung direkt neben einer Party für elektronische Musik statt. Ich finde es spannend, wenn Barrieren fallen.
Wie geht es der ELBA-Fabrik?
Teile werden gewerblich, andere als Wohnraum genutzt. Die Bergische Universität hat dort Räume bekommen. Für das massive Backsteingebäude der ELBA-Fabrik sind die Baugenehmigungen gerade erteilt worden. Im Erdgeschoss und im Keller wird eines der renommiertesten Kunstlager einziehen, verbunden mit einem Ausstellungs- und Cafébetrieb.
Die temporäre Nutzung von Immobilien ist ein Spezialgebiet von Ihnen. Bevor ein Gebäude lukrativ wird, werden Sie für die Kunstszene erst einmal karitativ?
Ich meine, für ein mittelständisches Unternehmen ist es eine Pflicht, in der Region soziale und kulturelle Verantwortung zu übernehmen. Andererseits sind Künstler auch Raum- und Zeitpioniere. Die ELBA-Hallen standen ja von 1997 bis 2007 leer. Seit 2007 sind durch die Aktionen vom Kunstcluster, von Clownfish, von Shakespeare live und vom Sommerloch weit über 100.000 Menschen in den Hallen gewesen und haben den Humus geschaffen, um der neuen Nutzung auch Raum zum Atmen zu geben. Das Kunstlager in Berlin wäre ohne die jüngste Historie des Gebäudes wohl kaum auf uns aufmerksam geworden.
Weitere Artikel zum Thema in unseren Partnermagazinen:
www.choices.de/urban-es-en-jefoehl
www.trailer-ruhr.de/vom-kulturbiotop-zum-szeneviertel
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Kulturstadt im Tal?
Warum Wuppertal zu Unrecht Schlusslicht im Kulturranking ist – THEMA 11/12 NEUE URBANITÄT
„Die Verantwortung liegt bei uns allen“
Florian D. Schulz über das kulturelle Leben an der Wupper – Thema 11/12 Neue Urbanität
Oh, wie schön ist Whoopataal
Seit knapp 35 Jahren ist die Jazz AG Wuppertal e.V. aktiv – Thema 11/12 Neue Urbanität
Kunst darf das
Die WOGA feiert 10jähriges Jubiläum – Thema 11/12 Neue Urbanität
Zum Wohl!
Intro – Rausch im Glück
Konsum außer Kontrolle
Teil 1: Leitartikel – Was uns zum ständigen Kaufen treibt
„Dann übernimmt das Lusthirn“
Teil 1: Interview – Psychotherapeutin Nadine Farronato über Kaufsucht
Teufelskreis im virtuellen Warenkorb
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Caritas-Suchthilfe hilft auch bei Kaufsucht weiter
Lebensqualität gegen Abwärtsspirale
Teil 2: Leitartikel – Drogensucht ist kein Einzelschicksal, sie hat gesellschaftliche Ursachen
„Wir haben das Recht auf Rausch“
Teil 2: Interview – Mediziner Gernot Rücker über die Legalisierung von Drogen
Zwischen Blüte und Bürokratie
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Cannabas-Club e.V. und der neue Umgang mit Cannabis
Gute Zeiten für Verführer
Teil 3: Leitartikel – Das Spiel mit dem Glücksspiel
„Ich vermisse die Stimme der Betroffenen“
Teil 3: Interview – Psychologe Tobias Hayer über Glücksspielsucht
Suchthilfe aus der Ferne
Teil 3: Lokale Initiativen – Online-Projekt des Evangelischen Blauen Kreuzes in NRW hilft Abhängigen
Ausgespielt!
Spielautomaten aus Kleinstädten verbannt – Europa-Vorbild: Rumänien
German Normalo
Zwischen Selbstoptimierung und Abhängigkeit – Glosse
Panzer vs. Schulen
Intro – Kriegszitterer
Multipolare Wirklichkeit
Teil 1: Leitartikel – Der Abstieg des Westens und der Aufstieg des BRICS-Bündnisses
„Zunehmende Unglaubwürdigkeit des Westens“
Teil 1: Interview – Politologe Ulrich Brand über geopolitische Umwälzungen und internationale Politik
Welt am Wendepunkt
Teil 1: Lokale Initiativen – Soziologe Joris Steg über Chancen und Risiken einer neuen Weltordnung
Ausgebeutet und gegeneinander aufgehetzt
Teil 2: Leitartikel – Wie der Westen Afrika in die Dauerkrise gestürzt hat
„Rassismus und Herablassung“
Teil 2: Interview – Historiker Andreas Eckert über die Folgen des europäischen Kolonialismus
Für ein Ende der Ignoranz
Teil 2: Lokale Initiativen – Ausstellung „Die Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“ im NS-Dok
Gewalt mit System
Teil 3: Leitartikel – Patriarchale Strukturen ermöglichen sexualisierte Gewalt als Kriegsmittel
„Eine totale Machtdemonstration“
Teil 3: Interview – Kindernothilfe-Mitarbeiter Frank Mischo zu sexualisierter Gewalt in Krisengebieten