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Mit riesigem Einwegbecher zur Aufräumaktion
Foto: © Annette Etges/Greenpeace

Gegen die Vermüllung der Stadt

27. November 2025

Teil 2: Lokale Initiativen – Umweltschutz-Initiative drängt auf Umsetzung der Einweg-Verpackungssteuer

Pappbecher, Plastikschalen und Aluminiumdeckel – wer durch die Stadt läuft, begegnet den Überresten vom schnellen Mittagessen und Coffee-to-go auf Bürgersteigen, Grünflächen und neben der Parkbank. „Der Abfall nimmt überall dramatisch zu, rund 40 Prozent des Mülls im öffentlichen Raum sind Einwegverpackungen“, sagt Kordula Rix, Mitglied der Kölner Ortsgruppe von Greenpeace. Eine Lösung für das Problem: Mehrweg- statt Wegwerfverpackungen.

Nachdem eine 2023 eingeführte Mehrweg-Angebotspflicht für Gastronomiebetriebe durch zu viele Ausnahmen und fehlende Kontrollen kaum Wirkung zeigte, setzt Greenpeace nun Hoffnung in das Konzept einer kommunalen Einweg-Verpackungssteuer. Rix, seit 2024 ehrenamtlich bei Greenpeace aktiv, engagiert sich gemeinsam mit ihrer Ortsgruppe und der Initiative Zero Waste Köln für eine Einführung der Steuer in Köln.

50 Cent auf Einwegverpackungen

In Tübingen und Konstanz wird bereits eine Steuer von 50 Cent auf Einwegverpackungen und -geschirr, sowie 20 Cent auf Einwegbesteck erhoben. Laut der Deutschen Umwelthilfe (DUH) haben diese Städte mittlerweile die höchste Dichte an Gastrobetrieben, die Mehrweglösungen anbieten. „Die Verpackungssteuer ist ein wertvoller Hebel, um den Müll zu reduzieren. Mit der Steuer werden umweltfreundlichere Optionen attraktiver“, so Rix. Wer die Steuer vermeiden will, greift zur Mehrwegalternative oder bringt gleich die eigene Tupperdose mit.

Die DUH fordert die Verpackungssteuer bereits seit 2014. Da es eine kommunale Steuer ist, muss jede Stadt selbst über Einführung und Umsetzung entscheiden. Nachdem die Fastfoodkette McDonald’s gegen die Steuer in Tübingen geklagt hatte, entschied das Bundesverfassungsgericht Ende 2024 in letzter Instanz, dass die Verpackungssteuer rechtmäßig ist – ein Urteil mit Signalwirkung. Seitdem liegt das Thema in vielen Rathäusern wieder auf dem Tisch. Laut einer Umfrage der DUH haben 144 Städte Interesse an der Einführung der Steuer.

In Köln seien die Voraussetzungen gut, so Rix, das Thema Verpackungssteuer wurde nach Tübinger Vorbild – erweitert um Drive-in-Angebote – bereits im Februar 2025 vom Rat beschlossen. Die konkrete Ausgestaltung wird aktuell von der Stadtverwaltung ausgearbeitet.

Ausbau von Mehrweginfrastruktur 

Greenpeace und Zero Waste Köln haben der Stadt Köln im Juni 2025 ein gemeinsames Positionspapier vorgelegt, unterstützt von weiteren Kölner Umweltinitiativen. Darin fordern sie eine konsequente Umsetzung mit wenig Ausnahmen. Außerdem sollen Einnahmen gezielt in den Ausbau von Mehrweginfrastruktur fließen. Betriebe, Konsument:innen und Lieferdienste sollen frühzeitig informiert und aufgeklärt werden. Auch die DUH empfiehlt, die Verpackungssteuer mit dem Aufbau einer funktionierenden Mehrweginfrastruktur zu verbinden und Gastronomiebetriebe dabei zu unterstützen. Mehrwegschalen werden bereits von einigen Firmen angeboten.

Im Juli protestierte Greenpeace Köln mit einem 3,5 Meter hohen Mehrweg-Kaffeebecher und einer Müllsammel-Aktion im Rheinpark für die Verpackungssteuer. Wie engagiert Köln das Thema nach der Kommunalwahl mit neu zusammengesetztem Stadtrat und mit neuem Oberbürgermeister angeht, ist noch unklar. „Nach den ersten Sitzungen des neuen Stadtrats werden wir auf jeden Fall weiter Druck machen“, verspricht Rix.

Mareike Thuilot

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