„Alle Menschen werden Brüder“, heißt es in der Europahymne. Dieses Verständnis von Solidarität prägt das Denken und Handeln vieler Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger. Damit stehen sie nicht alleine. Laut der Open Society Foundation sprechen sich zwei Drittel der Europäer für ein solidarisches Europa aus. Seit 2013 würdigt die Landesregierung NRW Kommunen und kommunale Verbände, die herausragende europäische Aktivitäten durchführen und den Menschen vor Ort die Vorteile Europas näherbringen, mit dem Titel „Europaaktive Kommune“. Bis jetzt wurden 68 kommunale Akteure mit diesem Titel geehrt, seit 2017 gehört auch Wuppertal dazu.
Neben dem Erasmus+ Berufsbildungsprojekt „Wuppertal goes Europe“ sind es vor allem Wuppertals Partnerstädte, die für nahe Beziehungen ins europäische Ausland sorgen. Wuppertal hat acht Partnerstädte, von denen drei zur Europäischen Union gehören: Saint-Étienne in der französischen Rhône-Alpes-Region, Košice in der Slowakei, nahe der ukrainischen Grenze und Liegnitz in Polen.
Private Anfänge
Partnerstädte gehen miteinander eine formelle Verbindung ein, um den Austausch von Kultur, Bildung, Wirtschaft und sozialen Initiativen zu fördern. Zudem tragen sie zur Förderung des Tourismus bei. Diese Partnerschaften entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg, um Frieden und Verständnis zwischen den Nationen zu stärken.
Neben den offiziellen Projekten, wie zum Beispiel Schüleraustausch sind es gerade die Freundeskreise, die einen privaten kulturellen Austausch fördern, beispielsweise der Freundeskreis Legnica (Liegnitz) e.V. Die polnische Stadt Liegnitz ist seit 1993 offiziell Partnerstadt Wuppertals, ein Jahr später gründete sich der Verein. Jörg Eckholdt ist seit acht Jahren mit dabei und Vorsitzender des Vereins. Er ist verliebt in das Städtchen. Neben gegenseitigen Besuchen sind es vor allem Hilfsprojekte, die verbinden, wie die Unterstützung blinder Jugendlicher. „Es gibt nur noch wenige Ecken in Polen, die ich nicht kenne“, erzählt Eckholdt „dabei haben wir keine familiären Bande zu Polen“. Sein Ansprechpartner in Liegnitz ist der Stadtpräsident, mit dem er regelmäßig im Austausch steht. „Im Dezember fahren wir wieder zum internationalen Weihnachtsfest“, berichtet Eckholdt, „es ist sehr ergreifend, dort unsere traditionellen Weihnachtslieder zu hören, nur in anderer Sprache“. Der Verein hat zurzeit 17 Mitglieder und steht im engen Kontakt zu anderen Freundeskreisen.
Gut gepflegt
Svenja Zahouani, Sachbearbeiterin bei der Stadt Wuppertal und zuständig für Städtepartnerschaften weiß, wie sich solche Partnerschaften bilden: „Erst entstehen private Kontakte, dann gründen sich Freundeskreise und danach gibt es erste Begegnungen der Amtskollegen.“ Erst später folgt der offizielle Ratsbeschluss, eine Städtepartnerschaft einzugehen. Zurzeit seien aber keine neuen Partnerstädte geplant. „Es geht uns nicht um die breite Masse“, sagt sie, „sondern um qualitative Begegnungen.“ Solche Partnerschaften wollen auch gepflegt werden. Zum 95. Stadtgeburtstag im Juni lud Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind auch Vertreter und Vertreterinnen der Partnerstädte zum langen Tisch ein. „Die Bürgermeister der Partnerstädte tragen sich dann ins goldene Buch der Stadt ein“, erklärt Zahouani. Die enge Zusammenarbeit mit den Förderkreisen sei besonders wichtig, denn es entstehen überall Freundschaften, auf die man aufbauen könne. „Es ist ein ganz besonderer Kontakt auf persönlicher Ebene.“
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