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„51 Stunden Anreise mit dem Zug“

26. Oktober 2011

Harald Nowoczin über den Besuch einer Delegation aus Russland – Kulturbrücke 11/11

engels: Herr Nowoczin, vom 26. September bis zum 1. Oktober bekam Wuppertal Besuch von der Wolga. Was haben Sie erlebt?
Harald Nowoczin:
Es gab in der Vergangenheit schon mehrere Besuche von Delegationen aus der Stadt Engels an der Wolga, um die Kontakte zwischen der Geburtsstadt von Friedrich Engels und der Stadt, die nach dem berühmten Philosophen benannt wurde, zu vertiefen. Die nun angereisten sechs Repräsentanten aus Engels waren alle das erste Mal in Wuppertal. Drüben gab es auf lokaler und regionaler Ebene in letzter Zeit politisch einige Veränderungen. Der stellvertretende Leiter des Kreises Engels war nun bei dem aktuellen Besuch dabei, dann der Kurator des Projektes Kulturbrücke Wuppertal-Engels, der Leiter des Amtes für Bodennutzung, die Leiterin des Kinderzentrums, die Leiterin der Abteilung zur Zusammenarbeit mit Wirtschaftsunternehmen und die stellvertretende Leiterin der Stadt Engels. Unsere Besucher kamen übrigens 51 Stunden mit dem Zug angereist.

Welche neuen Wege der Zusammenarbeit konnten Sie finden?
Obwohl sich unser Verein primär um kulturelle Zusammenarbeit bemüht, standen ökonomische Fragen diesmal im Vordergrund. Gleich am ersten Tag gab es ein Treffen mit der Stadtsparkasse. Sparkassen, so wie wir sie als kommunale Einrichtung kennen, gibt es in Russland nicht. Ein großes Interesse besteht an unserer Industrie- und Handelskammer, um den ökonomischen Austausch zwischen den Städten voranzubringen. Eigentlich müssten die Besucher 14 Tage allein dafür hier bleiben, um das Konstrukt einer Industrie- und Handelskammer zu verstehen. Außerdem gab es einen Besuch des Bildungszentrums der Remscheider Metall- und Elektroindustrie.

Aber auch die Kultur kam nicht zu kurz?
Natürlich nicht. Wir zeigten unseren Gästen erstmalig auch die Städtische Musikschule. Kontakte zum Standort Wuppertal der Hochschule für Musik und Tanz Köln existieren ja schon länger. Renate Schlomski, Leiterin der Musikschule, wird bei unserem nächsten Gegenbesuch wahrscheinlich dabei sein. Anschließend gab es noch ein Gespräch mit Herrn Professor Dieter Kreidler, ehemaliger Leiter der Hochschule für Musik und Tanz Köln in Wuppertal, der mittlerweile Beiratsvorsitzender des Deutschen Musikrates ist. Wenn wir allerdings von dem reichen kulturellen Leben dort hören, werden wir Wuppertaler auch schon mal grün im Gesicht vor Neid. Es ist schon bemerkenswert, was dort für die jungen Leute in dieser Hinsicht getan wird. So etwas kann sich Wuppertal nicht leisten.

Gab es auch Kontakte zur Stadtverwaltung Wuppertal?
Zunächst gab es einen offiziellen Empfang bei der Bürgermeisterin Ursula Schulz. Herr Jung war leider verhindert. Und dann gab es Treffen auf der Dezernentenebene. Mitarbeiter der Kämmerei und des Bauamtes vermittelten den Besuchern aus Engels Einblicke in das hiesige Baurecht, in die Haushaltsfinanzierung und das Grundstücksrecht. Für die Verwaltungsleute aus Russland war vieles neu.

Werden auch junge Menschen in Wuppertal von dem Kontakt nach Engels profitieren?
Als zweite Schulpartnerschaft wird es nun eine Verbindung zwischen dem Ganztagsgymnasium Johannes Rau und dem Gymnasium Nummer 8 in Engels geben. Es werden in diesem Jahr noch Schüler von Wuppertal nach Engels reisen. Die Delegation traf aber auch auf unseren Kulturdezernenten Matthias Nocke. Bei der Gelegenheit wurde die Möglichkeit eines Sportaustausches thematisiert. Es ist allerdings mit viel Aufwand verbunden, wenn ganze Mannschaften mit der Bahn oder dem Flugzeug anreisen müssen.

Apropos Engels, kennen die Menschen von dort ihren Friedrich?
Da keiner der Besucher zuvor schon einmal in Wuppertal war, interessierten sich unsere Gäste sehr für das Historische Zentrum mit dem Engels-Haus. Im Landesmuseum in Engels richtet man übrigens nun einen Wuppertal-Saal ein, der mit Bildern, Plakaten und audiovisuellen Medien bestückt wird. Aus unserem Vereinsvorstand wird hier Herr Rehbein bei der Gestaltung helfen. Wir werden uns für die Hilfe zum Transport von Exponaten von Wuppertal nach Engels an die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit wenden. Ansonsten nutzen wir natürlich auch digitale Medien. Es soll die Möglichkeit geschaffen werden, den Unterricht in der Junior-Universität über das Internet nach Engels zu übertragen.

Gab es für die Gäste auch noch mehr zu sehen als das Bergische Land?
Natürlich, die Gruppe unternahm einen Tagesausflug nach Amsterdam.

Wer bezahlt eigentlich den ganzen Kulturaustausch?
Die Fahrtkosten übernimmt die Stiftung West-Östliche Begegnungen in Berlin. Die Sparkasse unterstützt unsere Arbeit auch. Städtische Zuschüsse bekommen wir nicht. Unterkunft und Verpflegung übernimmt jeweils der Einladende vor Ort.

INTERVIEW: LUTZ DEBUS

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