Im Januar hatte Albrecht Mayer, Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker, schon mal Dortmunder Luft geschnuppert. Im Februar wird die luxuriöse Liaison des Ruhrgebiets mit Berliner Edelmusikern seinen Höhepunkt erleben: Vier große Orchesterkonzerte erleben die Musikfreunde in Dortmund und Essen auf philharmonischem Parkett mit der deutschen Nummer 1 unter den Sinfonieorchestern: Die Berliner Philharmoniker sind auch in der Post-Karajan-Phase nie vom Thron gestoßen worden. Und der aktuelle Chef, der charmante Lockenschopf Sir Simon Rattle, veredelt mit seinem baldigen Abschied „letzte Termine“: Das Haltbarkeitsdatum dieses Dreamteams läuft bald ab.
Doch lässt zunächst Emmanuel Pahud, Soloflötist der Berliner, sein tatsächlich güldenes Instrument in Essen erklingen. Er ließ sich auch außerhalb des Karnevals als Flötenkönig Friedrich der Zweite vermarkten. Dazu passt natürlich blendend, dass er bei seinem Besuch die Kammerakademie Potsdam mit sich führt: Maler Menzel malte einst den Flötenkönig in seiner Potsdamer Residenz in seinem Musiksaale im Kreise seiner berühmten kunstsinnigen Freunde, eine legendäre Runde. Die Originalklanglegende Trevor Pinnock wird mit dem Schweizer Virtuosen Pahud in die Zeit des jungen Mozart eintauchen: Letzterer hasste zwar die Flöte als Instrument, die Konzerte gelangen trotzdem genial.
Für die heißen Tage des rheinischen Frohsinns haben sich die beiden großen Konzerthäuser der Region zusammengeschlossen und ein wirkliches Musikfest für die Einwohner des Ruhrgebietes ermöglicht. Sogar als Abo können die Fans höchster Musizierkunst die Konzerte buchen. Nur sollte man sich wirklich für Musik interessieren und nicht nur die englischen Locken des Maestro wippen sehen wollen. Rattle hat nämlich ein ambitioniertes Musikprogramm ausgeheckt. Neben der in Essen 1906 uraufgeführten 6. Sinfonie Gustav Mahlers erklingt auch dessen Vierte, eine Wunderhorn-Sinfonie. Die ehemalige Dortmunder Kraftgeigerin Patricia Kopatchinskaja interpretiert Ligetis Violinkonzert, aus dessen Feder stammt auch das Orchesterstück „Atmosphères“. Und seine Oper hat kein anderer als Peter Sellars für die zwei halbszenischen Aufführungen inszeniert. Rattle ist schon ganz nervös: „Ich bin begeistert davon, dass das zentrale Werk unserer RuhrResidenz György Ligetis ‚Le Grand Macabre‘ sein wird. Dies ist nicht nur eine der komischsten Opern aller Zeiten, sondern auch eines der originellsten und manchmal geradezu hinreißend schönsten Stücke des 20. Jahrhunderts. Wenn man das Unbeschreibliche beschreiben sollte, könnte man sagen: Monteverdi trifft Monty Python!“ Das passt doch gut zu Karneval.
Zu Redaktionsschluss noch nicht ausverkauft:
Emmanuel Pahud | So 5.2. 19 Uhr | Alfried Krupp Saal, Essen | 0201 81 222 00
Berliner Philharmoniker: „Le Grand Macabre“
Do 23.2. 20 Uhr | Konzerthaus Dortmund | 0231 22 69 62 00
Sa 25.2. 20 Uhr | Alfried Krupp Saal, Essen | 0201 81 222 00
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