engels: Herr Illner, kennen Sie Engels?
Dr. Eberhard Illner: Friedrich Engels ist mir bekannt. In der Stadt an der Wolga war ich noch nie. Allerdings ist die Stadt nicht nur wegen ihres Namens interessant. Ihre industrielle Struktur ermöglicht Verbindungen zu Wuppertal.
Welches Interesse hat das Engels-Haus an der Engels-Stadt?
Ich möchte gern zu den Historikern vor Ort Kontakt aufnehmen. In dem Stadtarchiv wird man vielleicht Informationen finden, warum die Stadt nach Friedrich Engels benannt wurde.
Ist Friedrich Engels eigentlich noch aktuell?
Natürlich. Marx und Engels analysierten bereits vor 150 Jahren die internationale Arbeitsteilung, den internationalen Fluss von Kapital. Diese Fragen können aktueller nicht sein. Marx und Engels haben als Nationalökonomen einige zutreffende Voraussagen gemacht, allerdings manche Dinge nicht prognostiziert, zum Beispiel, dass unter Berufung auf ihre Ideologie totalitäre Systeme entstehen. Oder die Frage der Endlichkeit von Ressourcen wie Bodenschätze oder Wasser wurde nicht realisiert. So ist etwa der Schutz der Natur im russischen und chinesischen Wirtschaftssystem noch heute kein integrativer Bestandteil. Trotzdem: Man würde auch nicht sagen, dass Ludwig Erhard früher versagt hat, weil die soziale Marktwirtschaft heute Schwächen zeigt.
Was können Sie von Wuppertal nach Engels an die Wolga bringen?
In den nächsten zwei Jahren werden wir das Engels-Haus umbauen. Wenn unsere Ausstellung in Wuppertal neu konzeptioniert und den gewandelten Verhältnissen angepasst ist, könnte sie auch in Engels gezeigt werden, vielleicht auch zunächst als virtuelles Museum im Internet. Natürlich auch auf Russisch übersetzt.
Was plant das Engels-Haus in nächster Zukunft?
Der WDR wird am 1. Mai zu Gast sein. Wir zeigen den ersten Teil des Films „Die stählerne Zeit“, der unter anderem hier im Engels-Haus gedreht wurde. Es erzählt die Geschichte des Wuppertaler Webersohns Hermann Enters. Die Filmemacher werden vor Ort sein. Es wird Diskussionen geben und Musik aus jener Zeit.
ZUR PERSON
Dr. Eberhard Illner (55) leitet das Historische Zentrum und das Fuhlrott-Museum.
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