Marlies (wieder wunderbar: Johanna Wokalek) betreibt mit ihren Töchtern einen Hof in der Region Hohenlohe. „Milch ins Feuer“ begleitet die Frauen durch Alltag, Freude, Sorge, Ernte. Die Regisseurin und KHM-Absolventin Justine Bauer wuchs auf einer Straußenfarm auf und weiß, wovon sie in ihrem Regiedebüt erzählt. Mit federleichter Kamera (Pedro Carnicer) folgt sie ihren Protagonistinnen durch Idylle und Geborgenheit, ohne zu verklären. Denn Bauer setzt Statements: „Eine Kastration zügelt das Temperament und entspannt die Situation für alle.“ Bei aller inszenatorischen Anmut bleiben Sorgen, Sehnsucht und existenzielle Not allgegenwärtig und vermitteln sich mal erschütternd und, siehe oben, mal amüsant. Ein starkes Debüt: ehrlich, zärtlich, poetisch, unmittelbar.
Die Mittfünfzigerin Sandra (Valeria Bruni Tedeschi) ist alleinstehend und offensichtlich zufrieden mit ihrer Unabhängigkeit - bis sie auf den Sohn des Paares aus der Nachbarswohnung aufpassen soll, als die schwangere Cécile (Mélissa Barbaud) und ihr Mann Alex (Pio Marmaï) zur Entbindung ihres zweiten Kindes ins Krankenhaus müssen. Sandra kommt mit dem sechsjährigen Elliot (César Botti) gut zurecht - bis die Mutter bei der Geburt stirbt und Sandra zum emotionalen Rettungsanker und zur wichtigen weiblichen Bezugsperson für den Jungen wird. Regisseurin Carine Tardieu erzählt das als unaufgeregtes Ensemble-Drama. In der famosen Hauptdarstellerin Valeria Bruni Tedeschi hat „Was uns verbindet“ ein starkes Gravitationszentrum. In mehreren Kapiteln, zwischen denen Zeitsprünge von ein paar Monaten liegen, folgt die Handlung den schwierigen Veränderungsprozessen nach dem Todesfall und dem langsamen, von Unsicherheiten begleiteten Wachsen neuen Lebens und neuer Bindungen.
Außerdem neu in den Kinos in und um Wuppertal: ddas ironische Biopic „The Klimperclown“ von Helge Schneider und Sandro Giampietro, das launige Body-Switch-Sequel „Freakier Friday“ von Nisha Ganatra und der Horrorthriller „Weapons – Die Stunde des Verschwindens“ von Zach Gregger.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Stoppzeichen für Rassismus
Die Bewegung SOS Racisme – Europa-Vorbild: Frankreich
Faschismus ist nicht normal
Teil 1: Leitartikel – Der Rechtsruck in Politik und Gesellschaft – und was dagegen zu tun ist
Das Netz der Menschenliebe
Joan As Police Woman auf dem Haldern Pop Festival – Musik 07/25
Bis das Regime gestürzt ist
Mina Richman bei den Stadtgartenkonzerten am Alten Zoll in Bonn – Musik 07/25
Zugstücke und Raritäten
Die Spielzeit 2025/26 an der Oper Köln – Oper in NRW 07/25
Schnöde Technik oder Magie?
„Oracle“ bei der Ruhrtriennale – Prolog 07/25
Nicht nur für Orgelfans
16. Wuppertaler Musiksommer in der Historischen Stadthalle – Musik 07/25
Trotzdem happy
„Do Worry Be Happy“ in der Kunsthalle Barmen – kunst & gut 07/25
Universelle Sprache
Abschlusskonzert des Klavier-Festivals Ruhr in Wuppertal – Musik 07/25
Das Ende des Weltmarkts?
Online-Vortrag zur deutschen Wirtschaftspolitik – Spezial 07/25
Eine wahre Fluchtgeschichte
„Wie ein Foto unser Leben rettete“ von Maya C. Klinger & Isabel Kreitz – Vorlesung 07/25
Die Kraft der Erinnerung
„Das Geschenk des Elefanten“ von Tanja Wenz – Vorlesung 07/25
Malerei in schwierigen Zeiten
Julie Mehretu in K21 in Düsseldorf – Kunst in NRW 07/25
Frauen und Favoriten
Opern an Rhein und Ruhr in der Spielzeit 2025/26 – Oper in NRW 07/25
Für eine gerechte Energiewende
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Wuppertaler Forschungsprojekt SInBa
Vor der großen Pause
Wuppertaler Kurrende in der Immanuelskirche – Musik 07/25
Abdriften in den Crash
Jazzquartett Jo auf der Insel – Musik 07/25
Was bleibt
Die Natur und wir – Glosse
Ein Bürgergeschenk
Kostenlose Konzerte in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 07/25
Zart und kraftvoll zugleich
„Perlen“ von Siân Hughes – Textwelten 07/25
„Städte wie vor dem Zweiten Weltkrieg“
Teil 1: Interview – Stadtforscher Constantin Alexander über die Gestaltung von Wohngebieten
Vielfalt in den Feldern
Belohnungen für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft – Europa-Vorbild: Österreich
Tastenlegende auf Tournee
Herbie Hancock in der Philharmonie Essen – Improvisierte Musik in NRW 07/25
Alternative Realität in Tokyo
„Tokyo Sympathy Tower“ von Rie Qudan – Literatur 07/25
Singen gegen den Wahn
Elberfelder Mädchenkurrende in der Friedhofskirche – Musik 07/25