NRW ist groß, bunt und vielfältig. So soll auch seine Medienlandschaft sein. Von der Radioansagerin in Aachen bis zum Podcaster in Paderborn, vom Landfunk bis zum Livestream gibt es hier unzählige Menschen, die wahre Geschichten berichten. Doch nur wenn sie gehört werden, können sie wirken. Vielfalt ergibt sich nämlich nicht von allein, schon gar nicht in einer Zeit, in der sich das mediale Angebot zunehmend in wenigen Medienkonzernen konzentriert. Andererseits kann heute theoretisch jeder zum Medienschaffenden im Netz werden. „Das ist im Sinne der Medien- und Meinungsvielfalt absolut zu begrüßen. Die Creator- und Creatorinnen-Branche bereichert die Medienlandschaft in NRW“, sagt Simone Jost-Westendorf, Leiterin der Gruppe Medienvielfalt & Innovation bei der Landesanstalt für Medien NRW (LFM NRW).
Warum Vielfalt wichtig ist
Die LFM NRW ist die Aufsichtsbehörde für privaten Rundfunk und Telemedien (das ist, grob gesagt, Amtsdeutsch für Internetmedien). Zu ihrem gesetzlichen Auftrag gehört es, das demokratische Mediensystem im Bundesland zu schützen. Dazu zählen Schutz der Menschenwürde, Jugendschutz, Schutz der Nutzerinnen und Nutzer und nicht zuletzt eben Schutz der Vielfalt. Sich für eine „Angebots- und Anbietervielfalt“ einzusetzen, sei wichtig, damit „die Bürgerinnen und Bürger in NRW sich vielfältig und breit gefächert informieren können“, so Jost-Westendorf. Diese Aufgabe ist spannender, aber auch herausfordernder denn je. Einerseits gibt es die klassischen Medienunternehmen, die unter starkem wirtschaftlichem Druck stehen, andererseits wird das Medienangebot heute von unzähligen Creators, also Schöpfern oder Erstellern, ergänzt.
Creators und Klassiker – keine Konkurrenz
„Teilweise bieten Influencer ja ganz spitze Spezialisierungen, sie behandeln Nischenthemen, die es wert sind, gehört und gesehen zu werden, von den großen Häusern aber oft nicht bedient werden können“, erläutert Jost-Westendorf. Von daher müssten beide Seiten einander gar nicht als Konkurrenz begreifen, vielmehr könnten sie voneinander lernen. Influencer erreichten jüngere Zielgruppen, Medienunternehmen könnten wirtschaftliches Wissen und professionelle Abläufe bereitstellen.
Ums Lernen geht es in der Gruppe Medienvielfalt & Innovation in mehrfacher Hinsicht. Denn neben dem digitalen Wandel ist Fachkräftemangel die zweite große Herausforderung in der Medienwelt. Beiden Herausforderungen lässt sich mit Aus- und Weiterbildung sowie Vernetzung begegnen.
Nachwuchs fördern
Die Landesmedienanstalt fördert daher vor allem indirekt, beispielsweise mit der Initiative Medienkarriere NRW. Dazu zählen die Karrieretage, eine Jobbörse für journalistische und Medienberufe, sowie das sog. NRW Media Traineeship, in dem junge Menschen ein 18-monatiges Traineeprogramm in unterschiedlichen Unternehmen absolvieren. Das steht Interessierten aus allen Fachbereichen offen. Was soll man vor allem mitbringen? „Flexibilität und Veränderungsbereitschaft“, sagt Jost-Westendorf und verrät damit sehr viel über die aktuelle Medienlandschaft.
Die LFM NRW ist eine staatsferne Behörde, unabhängig und nicht parteiisch. Daher greift sie nicht in wirtschaftliche Entscheidungen oder Inhalte ein. Wohl aber kann sie Anschub leisten, Impulse setzen, Entwicklungen beschleunigen und vernetzen. So können Medienschaffende voneinander lernen. Das ist umso wichtiger, da die gegenwärtigen Entwicklungen sich noch beschleunigen werden – in welche Richtung, das weiß allerdings letzlich niemand.
Hinweis:Der nächste Karrieretag findet am 6. November in der Landesanstalt für Medien NRW in Düsseldorf statt.
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