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Malerei der Jahrhunderte

29. Januar 2011

Die Sammlung des Von der Heydt-Museum und der Wuppertaler Maler Peter Schmersal - Wupperkunst 02/11

Die Sammlung eines Museums ist der Schlüssel für so vieles: für das dortige Ausstellungsprogramm und die künftigen Kunst-Ankäufe, den Status in der Museumslandschaft und schließlich die Identifikation der Bevölkerung. Sie ist Kulturgut und vermittelt Kunst- und Kulturgeschichte. Was mehr oder weniger für jedes Kunstmuseum gilt, trifft in besonderem Maß auf das Von der Heydt-Museum zu mit seiner großartigen, von bürgerschaftlichen Stiftungen mehr als flankierten Sammlung. Sie hält internationalen Vergleichen stand. Das bestätigt jetzt im ersten Obergeschoss die Auswahl unter dem Titel „Zeitraffer“ – gerade indem sie sehr konzentriert ist und auf einzelne Bilder setzt. Fokussiert auf Malerei unseres Kulturkreises umspannt sie fünf Jahrhunderte. Sie beginnt mit Joachim Pateniers Weltlandschaft von 1515, der gegenüber eine Vedutenmalerei von Canaletto hängt, womit in diesem Kabinett verschiedene Aspekte der Landschaftsbeschreibung vorgestellt werden. Von hier aus spannt sich der Bogen durch die verschiedenen Bildgattungen und Stile, belegt jeweils mit Hervorragendem. Deutlich wird zum Beispiel, welche Impressionisten und Expressionisten das Wuppertaler Museum vorweisen kann, um für seine Wechselausstellungen gleichrangige Gemälde zur Ausleihe zu erhalten.

Ausgestellt sind natürlich auch die Wuppertaler Meisterwerke der Schweizer Ferdinand Hodler und Félix Vallotton. Der „Neuzugang“ – eine Schenkung – einer Waldlandschaft von Otto Dix, die er während der Kriegsjahre im Inneren Exil am Bodensee gemalt hat, wird im Kontext der expressiven und veristischen Kunst dieser und der vorausgehenden Jahre verdeutlicht. Der Parcours im Von der Heydt-Museum endet indes vergleichsweise unstrukturiert in der heutigen Malerei. Das so wichtige Gemälde von Francis Bacon ließ sich offensichtlich nirgendwo sonst unterbringen; von Klaus Rinke gibt es in der Sammlung Aussagekräftigeres als die ausgestellte schwarze Bildzeichnung; und der jüngste Künstler, Tilo Baumgärtel spielt keine so wichtige Rolle in der zeitgenössischen Malerei. Aber es ist ein verbreitetes Dilemma: Dass ein Museum, das in der Historie Weltklasse ist, dieses Level nicht unbedingt in der Gegenwartskunst hält. Dabei wäre in der Sammlung des Von der Heydt-Museum gewiss noch einiges zu entdecken gewesen. Aber vielleicht folgt das ja später: Ab Ende Februar werden im zweiten Obergeschoss weitere eigene Werke vorgestellt.

Beispiele aus der Kunstgeschichte

Zu den wichtigen zeitgenössischen Malern, die im Wuppertaler Museumsbestand vertreten sind, gehört Peter Schmersal. Im Jahr 2000 hat Schmersal hier auch ausgestellt, sein Selbstportrait war noch lange innerhalb der kabinettartigen Präsentationen zu sehen. Natürlich ist Schmersal mit seiner Malerei ein Einzelgänger. Sein figurativer und gegenständlicher, aus dem gestisch expressiven Vortrag gewonnener Realismus trägt gleichzeitig körperliche Plastizität und malerische Abstraktion, er ist ebenso zeitlos wie frisch, vital. Und er ist von der unmittelbaren Wahrnehmung gesättigt. Schmersal hält Landschaften, Gebäude, Blumen, Interieurs, Gesichter und Körper vorm Original in direkter Malerei fest.

Peter Schmersal wurde 1952 in Wuppertal geboren; außer in seinem Atelier in Elberfeld arbeitet er heute in Berlin-Kreuzberg. Dort ist ein Motiv und damit ein besonderes Verfahren weiter in den Vordergrund getreten: „Modell“ sind nun

Thomas Hirsch
Thomas Hirsch ist Kunsthistoriker, Kurator und Journalist.

Meisterwerke der Kunstgeschichte, die Schmersal aber nicht unmittelbar vor Augen hat, sondern nach Vorlagen malt und dadurch verändert, für sich als eigene Malerei löst, ohne vom Grundsätzlichen abzuweichen. Auf diese Weise ist eine intensive Sicht auf wichtige Werke der Kunstgeschichte entstanden, subjektiv und exemplarisch von der altdeutschen Malerei bis hin zur Gegenwartskunst – von Lucas Cranach etwa bis hin zu George Condo und Matthew Barney. Davon kann man sich zwar nicht in Wuppertal, aber ganz in der Nähe überzeugen, in der Galerie Horst Schuler in Düsseldorf. Fast möchte man sagen, diese Ausstellung schließt geradezu kongenial an die Sammlungs-Präsentation im Von der Heydt-Museum an: als ein weiterer Weg, den Fortgang der Kunstgeschichte, ihre Aktualität und ihren Reichtum vor Augen zu führen.

„Zeitraffer“ I bis 13.2. I und, als weitere Präsentation aus den Sammlungsbeständen: „Das Schatzhaus“ I ab 27.2. I Von der Heydt-Museum I www.von-der-heydt-museum.de

Peter Schmersal I bis 26. Februar in der Galerie Horst Schuler in Düsseldorf I www.horstschuler.com

THOMAS HIRSCH

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