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Als Hörer unterwegs

28. August 2014

Die 10. Kölner Musiknacht lockt – Improvisierte Musik in NRW 09/14

„Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus!“ So beginnt Franz Schuberts „Winterreise“, ein sehr berühmter Liederzyklus aus der Dichterfeder Wilhelm Müllers, der die romantischen Wanderstiefel besohlte und gleich im ersten der Lieder viele dramatische Gefühlsverwicklungen anführt: „Das Mädchen sprach von Liebe, die Mutter gar von Eh´!“ Die zehnte Kölner Musiknacht wählt sich jetzt das Motto „Unterwegs“, gleichermaßen eine Rückbesinnung auf die Nomadenvölker der beginnenden Menschheitsgeschichte, in musikalischer Orientierung auf das Volk fahrender Spielleute, wie auch die Momentaufnahme einer fortlaufenden Initiative, die an Station 10 von 25 Einblick gewährt: Und dieser lohnt, wie gewohnt.

Bevorzugten der Wanderer in der Romantik und das Organisationsteam der bisherigen Nächte eher verschlungene Pfade mit wonnigen und neuen Sichten, so scheuen die Macher der Musiknacht in diesem Jahr auch keine „Autobahnen“. Sogar die Freunde der rheinischen Mundart werden mit einem Projekt in der Kölner Philharmonie bedacht. Hier treffen die jungen Musikanten der boomenden Kölschen Boyband Kasalla auf die Recken des Subway Jazz Orchestra, ebenfalls junge Musiker, die sich für Jazz und Zeitgenössisches interessieren. Das verspricht eine erfrischende Neuauflage des Klassikers „Niedecken meets WDR Big Band“, allerdings mehr Kasalla als Südstadt-Poesie. Von diesem seelenvollen rheinischen Highlight gleitet das Programm an diesem Abend über Bigband-Bearbeitung von Stücken von Jimi Hendrix, Radiohead, Blur oder Stevie Wonder endlich in ein einnehmendes Spannungsfeld zwischen östlicher und westlicher Musiktradition: Der Sheng-Spieler Wu Wie interpretiert auf dieser chinesischen Mundorgel eine Komposition von Stefan Schultze.

Stilistiken und Genres sind also ganz mächtig „unterwegs“, selbst wenn man auf dem Philharmonie-Sessel einfach hocken bleibt. Das wäre allerdings sehr schade, denn einhundert Konzerte an 25 verschiedenen Spielstätten laden ein, unbedingt selbst „unterwegs“ zu sein und die Stadt mit den individuellen Konzerterlebnissen zu vernetzen. Im WDR gastieren gleich sechs Ensembles, darunter das Quartett Ensemble Unterwegs, das tatsächlich seit fünf Jahren im Sommer die Instrumente einpackt und zu Fuß durch die Lande zieht. Das naheliegende Thema heißt „Winterreise“. Wer mehr auf hypnotisierende Patternverschiebung, abstrakte Noise-Elegien und wirbelnde Bildkaskaden steht, der sollte die Kunststation St. Peter und die „Klangbrigade Mälzl“ aufsuchen: Hier gibt es etwas auf die Ohren und die Augen.

Einen Überblick verschafft nur das Studium des Gesamtprogramms, das an den Vorverkaufsstellen ausliegt und bei Köln Tourismus – wem der Einblick ins Netz verwehrt ist.

Kölner Musiknacht | 13.9. ab 18 Uhr | www.koelner-musiknacht.de

Olaf Weiden

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