Gina Schwarz spielt Kontrabass. Aber zum Multiphonics Festival, einem jährlichen Treffen der Klarinettenfreunde in Köln und später in Wuppertal, bringt sie jede Menge Holzblasinstrumente an den Start, um ihre Klangfantasien als Komponistin auszuleben. Das ist eine Spezialität dieses etablierten Festivals: Nicht nur die Virtuosen der Holzblatt-Abteilung führen hier das Wort, es sind meist Künstlerpersönlichkeiten, deren Blick von der Musik auch mal in philosophische Betrachtungen abheben. Dazu zählen in diesem Jahr Markus Stockhausen, ein Spitzen-Blechbläser aus dem rheinischen Raum, und die französische Querflötistin Naïssam Jalal.
Zunächst eröffnet ein transkulturelles Großorchester im Kölner Volksgarten die Spurensuche, alles mischt sich aus folkloristischen Instrumentenfarben aus der persischen, indischen und japanischen Klangkultur mit Stimmender Avantgarde-Szene des Rheinlandes, sei es Jazz, Klassik oder Neue Musik. Der lenkende Geist dieses Konzerts heißt Mahan Mirarab, stammt aus Teheran und lebt in Wien. Aus Österreich reist die erwähnte Bassistin Schwarz direkt ins KölnerLoft. Ihre Hommage an den Kultstar Nick Drake, einen britischen Folksänger, spürt der Melancholie seiner Songs aus den 1970iger Jahren nach. Ins Filmforum im Museum Ludwig laden die drei exklusiv zum Trio verbundenen Solisten Markus Stockhausen, der Pianist Florian Weber und der Klarinettenspezialist Claudio Puntin. Sie begegnen sich für eigens komponierte Dia- bzw. Trialoge, formieren sich zum musikalischen Symposium über die Weltenlage. Mit den drei Bandleadern verbinden sich beste Erfahrungen in den letzten Jahrzehnten in diversen Musikkonzepten, die immer musikalische Freiheit und Spontaneität einforderten. „Landscapes of Eternity“ nennt Naïssam Jalal ihr Werk, das sie in einem multikulturellen Quintett realisiert. Syrische Eltern in Paris haben ihr überschwängliches Fernweh zu arabischen Ahnen begründet. Jetzt weitet sie den Blick in nordindische Landschaften, dreht ebenfalls im Filmforum ihre eigene Bildreise.
Beide letzten Termine sind als Doppelkonzerte konzipiert. Überhaupt gibt es einiges zu entdecken in dieser kompakten Woche aus Klang, u.a. auch ein Workshop mit Saxophon-Ikone Norbert Stein – ein Termin für Musiker, die wissen wollen, was hinter dem Tellerrand noch geht.
Multiphonics Festival 2025 | 12. - 18.10. | div. Orte in Köln und Wuppertal | multiphonics-festival.com
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