Mit dem Festival „Acht Brücken“ hat die Brückenmusik in Köln nichts zu tun. Es geht hier nur um eine einzige Brücke, und zwar die Deutzer. Es handelt sich auch nicht um ein Fest auf der Brücke, wie z.B. bei einem Straßenfest. Denn die Brückenmusik spielt in der Brücke – und das schon seit mehr als zwanzig Jahren. So hat die Brückenmusik auch nichts mit Venezianischer Brückenromantik zu tun: Der Hohlraum der Brücke, der Konzertsaal selbst, ist ein rohbauartiger schlanker und langgestreckter Raumkörper, der nur dienlich wirkt. Wie sangen die Bläck Fööss so anrührend: Ich ben en kölsche Bröck, övver die half Kölle jöck, ich hald minge Puckel hin für üch he am Rhing! Brückenmusik bietet die Möglichkeit, in das Rückgrat der Brücke unter dem Puckel zu wandeln und der „Bröck“ zu lauschen: Die lebt nämlich selbst gut hörbar, auch ohne musikalische Installation.
Deshalb ist es immer wieder eine schöne künstlerische Aufgabe, das eigene speziell geschaffene Kunstwerk in diese existierende musikalische Landschaft einzupassen.
Das erfolgte schon mal über durch Lautsprecher auf die Strecke übertragene Knacklaute aus der Geräusche-Küche des Elektronischen Musikers oder der Abteilung Neue Musik. Diesmal basieren die Töne, die im Hohlraum über Schiffslautsprecher übertragen werden, auf verbürgt kölschem Material: Der junge Jacques Offenbach wird als kölsches Original gehandelt, obwohl er bereits als Junge sein Glück in Paris fand. Michaela Melián, die ausführende Künstlerin der aktuellen Brückenmusik, wirkt seit 2010 als Professorin für zeitbezogene Medien an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und hat in diesem Jahr bereits für das Lenbachhaus in ihrer Heimatstadt München eine Rauminstallation zum Thema Offenbach realisiert. Jetzt stützt sie ihre Arbeit auf Material aus der Ouvertüre der Offenbach-Oper „Die Rheinnixen“ und nennt ihr Werk „Barkarole“ – in Anlehnung an das berühmte Thema der „Barcarole“ aus Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“, wo der Operettenspezialist Offenbach auf die Fließbewegung seiner Nixenmotive zurückgreift.
So wandert der Besucher durch den imposanten Brückenkorpus, begleitet von fragmentarisch pulsierenden Musiken, geleitet von einer zusätzlichen Lichtinstallation, die selbst auch einen Rhythmus vorgibt. Das ergibt in der Summe mit dem eigenen Marschrhythmus eine ganzheitlich interaktive Erfahrung und verspricht ein relativ abgedrehtes Event. Wer dies mit einem fassbareren Termin kombinieren möchte, ist herzlich eingeladen, die unten genannten Rahmenveranstaltungen zu besuchen und dabei u.a. in einer Buchveröffentlichung zum Thema noch viel mehr zu erfahren über die Geschichte des Abenteuers „Brückenmusik“.
Brückenmusik 22 | 11.-17.7. | mit Installation: Michaela Melián: „Barkarole“, 15-19 Uhr | Köln, Deutzer Brücke – Eingang Markmannsgasse | www.brueckenmusik.de
Termine: Mo 11.7. 19 Uhr Vernissage | Di 12.7. 20 Uhr Buchpräsentation „Tube Dust Drone“ (Brückenmusik 1995-2015) | Fr 15.7. 20 Uhr Konzert/Performance Rashad Becker & Mario de Vega | So 17.7. 20 Uhr Finissage / Konzert: Hanna Hartmann
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