Dem Volk Israel geht es richtig dreckig. Äpfel, Datteln und Feigen faulen auf dem Markt vor sich hin. Denn niemand kann etwas kaufen, weil kein Geld da ist. Auch gibt es keine Handelswege mehr. Schuld an diesem Leid sind die Erzfeinde, nämlich die Philister. Und dann ist da auch noch König Saul, der nicht mehr ernst genommen wird. Denn er ist verrückt geworden. Prophet Samuel will das partout nicht wahrhaben. Er muss sich aber eines Besseren belehren lassen, als er im von der Bevölkerung genannten „Palast des Schreckens“ angekommen ist. Denn er labert auf und vor seinem Thron nur wirres Zeug, hält jemanden anderen für den König, der ihn verfolgt. Auf einmal hört er traumhaft schönen Gesang und er ist sofort wieder klar im Kopf. Ist das Lied zu Ende, ist er wieder reif für die Therapie. Samuel und die ihm zur Seite stehenden Leute sind nicht auf den Kopf gefallen und suchen den Sänger. Man findet seinen Vater und fragt ihn nach seinen Söhnen. Die ersten drei kommen irgendwie nicht in Frage. Widerwillig stellt er dann seinen Sprössling David vor, der zauberhaft singt. Aha, der ist es. Nichts wie ab mit ihm zu Saul, der durch Davids Gesangskunst wieder geheilt wird. Als er auch noch Goliath mit einem Trick besiegt und der König und sein Sohn Jonathan im Krieg gegen die Philister sterben, wird er sogar zum König erklärt. Ende gut, alles gut.
Nach dem Alten Testament
So geht die Geschichte, etwas anders als im Alten Testament, in dem Singspiel für Solistinnen, Sprechrollen und Chor „Ich will das Morgenrot wecken“, mit dem Untertitel „David wird König“, aus dem Jahr 1998. Die Komponisten sind Klaus Wallrath, Jürgen Kursawa, Christoph Seeger und Rudolf von Gersum. Den Text des Kinder-Musicals hat Ronald Klein geschrieben. Dieses abwechslungsreiche, rund einstündige Musical hat sich die Elberfelder Mädchenkurrende für ihr Sommerkonzert ausgesucht und stellt es in der Friedhofskirche vor.
Klasse und verständlich
Alle sind mit dabei: die von Dorothea Brandt und Frauke Mahlerwein exzellent vorbereiteten Nachwuchschöre und der bestens disponierte Konzertchor. In Gewändern, wie man sie damals trug, singen und spielen die Kinder und Jugendlichen im Altarraum diese Erzählung. Sie legen sich mächtig ins Zeug. Die traurigen Zustände auf dem Markt, die Auftritte mit dem durchgeknallten Saul oder schließlich die Krönung Davids zu König werden schaupielerisch und mit gesprochenen Dialogen klasse in Szene gesetzt, auch für Kinder verständlich. Ebenfalls werden die dazugehörenden Lieder mit ihren eingängigen Melodien mit strahlenden Gesängen vorgetragen, die Chorgesänge ausgewogen, stimmgewaltig. Einfühlsam begleitet werden sie von Geigerin Susanne Imhof, Klarinettist Dominik Bökenkamp und Claus Fabienke am Klavier. Auch die kleine Trompetenstelle beim „David-Hymnus“ bringt Christian Sharpe vortrefflich zum Erklingen. Dabei ist Angelika Küpper, Gesamtleiterin der Elberfelder Mädchenkurrende, stets eine zuverlässige und mitsingende Dirigentin.
Die Aufführung kommt richtig gut an. Auch die Kids im Publikum verfolgen gebannt das Geschehen. Für den begeisterten Beifall bedanken sich die Kurrendanerinnen noch einmal mit dem Titelsong „Ich will das Morgenrot wecken.“
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