Bei freiem Eintritt brummen in Köln Kulturveranstaltungen jeglicher Art, besonders in Sachen Musik. Selbst Neue Musik oder experimenteller freier Jazz in kostenbefreiter Version mobilisieren die Menschen. Die mittäglichen philharmonischen Lunch-Termine, ein Probenbesuch bei den Hausorchestern, füllen regelmäßig das Haus. Die sommerlichen Dom-Konzerte am Dienstag locken beständig Tausende an, die häufig nur noch auf dem Steinboden Platz finden. Jetzt beendet das städtische Gürzenich-Orchester die Saison folgerichtig mit einem Bürgergeschenk: Vier Konzerte an einem Sonntag sind kostenfrei.
Den Auftakt in einer Matinee verantwortet der Schlagzeuger Christoph Sietzen, der sich als Porträtkünstler der noch laufenden Saison bei seinen Fans bedankt. Das verspricht einen wahren Hexentanz auf dem Marimbaphon von Bachs Fugenkunst bis Piazzollas revolutionären Tangorhythmen.
Das Programm der folgenden drei Sinfoniekonzerte, die jeweils mit einem ausgewechselten Publikum bestritten werden sollen, porträtiert den jungen Dirigenten und Komponisten Oscar Jockel. Wenn er nicht in Berlin u.a. als Assistent des aktuellen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker weilt, sitzt er gern in einem Fünf-Häuser-Dorf in der Steiermark, im alten Pfarrhaus aus dem 13. Jahrhundert, und komponiert. Seine Grundausbildung erhielt er bei den Regensburger Domspatzen, bevor er in Salzburg und Graz Musik studierte, sich den letzten Schliff am Konservatorium in Paris holte, Meisterkurse bei Neeme Järvi und seinem Sohn Paavo Järvi und bei Andris Nelsons absolvierte.
Der mehrfach ausgezeichnete Musiker ist heute als Dirigent gefragt und natürlich als Auftragskomponist, für Salzburg entstand schon eine erste Oper. Als einstiger Sängerknabe ist Jockel vertraut mit den Klängen Giovanni Gabrielis, Vokalmusik hat er für fünf Instrumentengruppen neu eingerichtet – Raummusik ist ein Steckenpferd des Komponisten. Im zweistündigen Wechsel dirigiert er das Gürzenich-Orchester weiter von Romantik bis in die Neuzeit, die von den Kölnern uraufgeführten „Till Eulenspiegels lustige Streiche“ von Richard Strauss werden verwirbelt von Ravels „La Valse“ – Solisten wie Kirill Gerstein oder Jean-Guihen Queyras begleiten diese Zeitreise.
Sinfonischer Kehraus | So 13.7. | Kölner Philharmonie | 0221 28 02 80
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