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Szene aus den Auditions
Foto: Maarten Vanden Abeele © Pina Bausch Foundation

Was heißt hier lebendig?

23. April 2020

Tanz-Klassiker „Le sacre du printemps“ am Opernhaus – Bühne 04/20

Nach dem Tod von Pina Bausch stand die Frage im Raum: Wie weit sollte das Tanztheater seine Zukunft darin sehen, ihre Klassiker neu zu zeigen? Wie weit sollten andere Regisseure ganz neue Stücke entwickeln? Kurz: Braucht Lebendigkeit neue Stücke. Oder bedeutet Spielen ohnehin immer auch Leben? „Common ground(s)“ wagt hier wohl einen Mittelweg.

In der Post-Pina-Ära gab es Fälle von Option zwei, sprich: Gastregisseure des internationalen Tanztheaters gingen an die Entwicklung eigener Programme. Der erste davon war 2018 der griechische Choreograf Dimitris Papaioannou. Nun ist kein Beispiel für diese Version zu erwarten, denn „Sacre du printemps“ gehört im Bausch'schen Oeuvre zu den Stücken, die in die Geschichte eingingen und vom Publikum geliebt werden.

Pina Bauschs Variante zum gleichnamigen Werk von Igor Strawinsky wurde 1975 uraufgeführt. Wenn es nun neu auf die Bühne kommt, will es mehr sein als Neueinstudierung oder gar nur Wiederaufnahme, und das auf dem Weg ganz außergewöhnlicher Kooperation: Die École des Sables im Senegal sowie das Londoner Sadler’s Wells Theatre sind Teil des Projekts, und von dieser Zusammenarbeit verspricht sich das Tanztheater sicher auch Impulse, um Bauschs Erbe nicht durch bloßes Konservieren zu pflegen.

Das schließt Werktreue dennoch ein: Klar wurde in einem deutlichen Statement von Schulleiterin Germaine Acogny auch, dass mit einer engen Orientierung am Stück zu rechnen ist, man möchte fast sagen: am Original. Pinas Vorgabe sei maßgeblich, gab sie auf eine Zuschauerfrage deutlich zu verstehen. Grob wird man also sagen dürfen: Die Zuschauer erwartet ein Klassiker in neuem Gewand. Welche Früchte diese Art Nachleben tragen wird, wie bunt und genussreich es sich erweist, wird so oder so spannend sein.

Unerwartet dürfte sich dabei nicht nur die Optik ausnehmen, die afrikanische Tanztraditionen in den vertrauten Stückverlauf hineinweben wird. Frisch und ungewohnt ist nicht zuletzt, dass diese Neuproduktion zunächst kein ‚Heimspiel‘ wird: "Common ground(s)" sollte als Erstes nicht die heimische Fangemeinde schon im März kennen lernen, sondern das Publikum im Senegal.

Common Ground(s) | Termine werden verschoben | Opernhaus | 0202 563 76 66

MARTIN HAGEMEYER

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