
22 Bahnen
Deutschland 2025, Laufzeit: 102 Min., FSK 12
Regie: Mia Maariel Meyer
Darsteller: Luna Wedler, Zoë Baier, Jannis Niewöhner
Coming-of-Age-Drama
Bedingungslose Schwesternliebe
„22 Bahnen“ von Mia Maariel Meyer
150.000 Euro Vorschuss erhielt Caroline Wahl für ihren Debütroman „22 Bahnen“, der im April 2023 im Kölner DuMont Verlag erschien. Das ist viel Geld für ein Debüt. „22 Bahnen“ wurde zum Bestseller, dominierte wochenlang die Listen. Gut zwei Jahre später startet jetzt die Verfilmung unter der Regie von Mia Maariel Meyer, die mit „Treppe aufwärts“ (2016) und „Die Saat“ (2021) bereits bewiesen hat, dass sie ein gutes Gespür für sozialkritische Dramen hat, die die Nöte von Menschen in prekären Situationen ausloten.
Auch Tilda (grandios: Luna Wedler) befindet sich in einer solchen Situation: Weil ihre alleinerziehende Mutter (Laura Tonke) trinkt, muss sie als Ersatzmama für ihre kleine Schwester Ida (Zoë Baier) einspringen. Um die Familie finanziell über Wasser zu halten, jobbt sie an der Supermarktkasse ihrer beengenden Kleinstadt – eigentlich studiert Tilda aber Mathematik an der Uni. Um den ganzen Frust abzulassen, der sich in ihr aufstaut, schwimmt sie regelmäßig 22 Bahnen im Freibad – meistens in Begleitung von Ida. Als ihr einer ihrer Dozenten die Bewerbung auf eine Promotionsstelle in Berlin nahelegt, blitzt plötzlich eine neue Zukunft vor Tilda auf – die sie jedoch zugleich in ein moralisches Dilemma bringt: Kann sie Ida alleine mit ihrer Mutter zurücklassen? Außerdem gibt es da noch Viktor (Jannis Niewöhner), dem Tilda im Freibad begegnet und mit dessen Bruder sie befreundet war.
Meyer weicht mit ihrer Adaption (Drehbuch: Elena Hell) nur in Nuancen von der Romanvorlage ab. Dementsprechend sieht die Wohnung von Tilda und Ida in der Fröhlichstraße genauso trist aus, wie man sie sich beim Lesen des Buchs vorgestellt hat, und die Mutter der beiden bleibt im Film genauso namenlos wie im Roman. Auch alle zentralen Themen und Konflikte kommen darin vor, manche Dialoge ebenfalls. Fans der Buchvorlage wird das sicher freuen.
Getragen wird der Film hauptsächlich vom grandiosen Spiel von Luna Wedler, die Tilda mit einer Intensität und Willensstärke verkörpert, die zugleich kantig und kühl, in Momenten der Zweisamkeit mit Ida aber auch von einer berührenden Zärtlichkeit durchdrungen ist. In einem zentralen Aspekt drückt Meyer dem Film ihren eigenen Stempel auf: Während die Romanvorlage trotz all der schweren Themen von einer gewissen Leichtigkeit und Ironie geprägt war, ist die Adaption wegen körniger, gedeckter Farben und eines melancholischen Soundtracks insgesamt etwas ernster und schwermütiger.
Dass Meyer ansonsten so nah an der Romanvorlage bleibt, hat allerdings auch zur Folge, dass der Film die gleichen erzählerischen Schwachstellen wie das Buch hat: So bleibt Viktor insgesamt sehr blass, ebenso wie Tildas und Idas Mutter, und auch Tildas eigener Drogenkonsum wirkt angesichts der Erkrankung ihrer Mutter widersprüchlich. Dennoch hat Meyer mit ihrer Adaption ein zärtliches Coming-of-Age-Drama geschaffen, das immer dann am stärksten ist, wenn die Beziehung zwischen den beiden Schwestern Tilda und Ida im Fokus steht.
(Marina Wudy)

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