El Olivo – Der Olivenbaum
Spanien, Deutschland 2015, Laufzeit: 99 Min., FSK 6
Regie: Icíar Bollaín
Darsteller: Anna Castillo, Javier Gutiérrez, Pep Ambrós
>> el-olivo-film.de
Spanisches Roadmovie
Stark, stur, spanisch
„El Olivo – Der Olivenbaum“ von Icíar Bollaín
Interview mit der Regisseurin Icíar Bollaín
Alma ist Anfang 20 und lebt bei ihrer Familie auf dem Land. Manchmal geht sie tanzen und verbringt mit irgendeinem Typen die Nacht – sehr zum Verdruss eines Kollegen. Sie arbeitet auf einer Hühnerfarm, die Olivenbäume können die Familie mit ihren drei Generationen längst nicht mehr ernähren. Der älteste und imposanteste dieser Bäume wurde sogar verkauft – nach Deutschland. Seither schweigt Almas geliebter Großvater und sie fürchtet um seine Gesundheit. Er war der Hüter ihrer Kindheit, im und am Olivenbaum hat er ihr alles beigebracht, was ihr heute wichtig scheint. Das Verhältnis zu ihrem Vater hingegen ist zerrüttet. Er und sein Bruder brauchten das Geld und kommen jedoch auch nach dem Verkauf des Baumes nur schlecht über die Runden. Spanien ist ein Land mit großer Arbeitslosigkeit vor allem unter den jungen Menschen, und diese wirtschaftliche Enge ist in „El Olivo – Der Olivenbaum“ stets präsent. Missglückte Restaurantpläne, fehlinvestiertes Geld, gescheiterte Ehen und Enttäuschung prägen den herben Alltag. Aber Alma ist ein stures Mädchen und nicht bereit aufzugeben. Auch wenn sie sich selbst mit einigen Problemen rumschlägt, legt sie sich ins Zeug, um den Großvater zu erlösen. So tischt sie ihrem Onkel und dem verliebten Mitarbeiter eine wilde Story auf und gaukelt den beiden vor, man könne den Baum in Deutschland wieder bekommen – angeblich gehöre er nun einer Kirchengemeinde, die ihn reumütig zurückgeben will. Doch er steht im schicken Glasfoyer einer Energiefirma, um ihr als Symbol für ihre Nachhaltigkeit zu dienen. Dieses Bild vom verpflanzten alten Baum im kalten Glaskasten wird zum Symbol für das Thema, das den Film begleitet: die Beziehung des Menschen zu Natur und Heimat im Kontrast zum modernen globalisierten Kapitalismus. Kurzerhand wird ein Transporter „geliehen“ und los geht’s. Ein Roadmovie also, gespeist aus Almas unbändiger und völlig irrationaler Energie, die den Film besonders reizvoll macht. Auf dem langen Weg nach Norden nutzt der Onkel noch die Gelegenheit, einem Schuldner eins auszuwischen: Die Freiheitsstatue aus Gips, die dessen protziges Gelände ziert, wird mitgenommen, um sie in Deutschland zu versilbern – auch dies ein Bild von plakativer Symbolkraft.
Die Regisseurin Icíar Bollaín war früher Schauspielerin, die Führung ihrer Akteure profitiert davon enorm, besonders das reisende Trio führt sie sicher und eindrucksvoll. Auch wenn der in Deutschland spielende Teil weniger stimmig ist, „Der Olivenbaum“ ist ein kleines Juwel mit einer zierlich imposanten Heldin, die bereit ist, mit dem Kopf durch jede Wand zu gehen, die ihr im Weg steht. Anna Castillo in ihrer ersten Rolle zeigt große Leinwandpräsenz, die Figur mit ihrer inneren Widersprüchlichkeit ist zudem witzig, so dass „El Olivo“ weit über typische Sozialdramen aus dem armen Süden hinauswächst. Eine kleine Hymne auf Hoffnung und Hartnäckigkeit.
(Ingrid Bartsch)
Endlich wieder gemeinsam feiern
Sommer-Branchentreff 2022 in der Wolkenburg – Foyer 06/22
„Ich brauche meine Ordnung und meine Strukturen“
Daniel Sträßer über „Alles in bester Ordnung“ – Roter Teppich 06/22
Feministische Gegennarrative
Das Internationale Frauen* Film Fest kehrt zurück ins Kino – Festival 03/22
Beim Filmemachen zugucken
Das 2. Japanese Film Festival – Festival 02/22
Axiom
Start: 30.6.2022
Corsage
Start: 7.7.2022
Rifkin’s Festival
Start: 7.7.2022
Mission: Joy – Zuversicht & Freude in bewegten Zeiten
Start: 21.7.2022
Alcarràs – Die letzte Ernte
Start: 11.8.2022
Nope
Start: 11.8.2022
Die Zeit, die wir teilen
Start: 31.8.2022
Freibad
Start: 1.9.2022
Three Thousand Years of Longing
Start: 1.9.2022
Dancing Pina
Start: 15.9.2022
Vom Kleinen zum ganz Großen
„Stranger than Fiction“ traut sich was – Festival 02/22
„Diese Generationenkonflikte kennen viele“
Katharina Marie Schubert über „Das Mädchen mit den goldenen Händen“ – Gespräch zum Film 02/22
„In der Geschichte geht es um Machtverhältnisse“
Bettina Oberli über „Wanda, mein Wunder“ – Gespräch zum Film 01/22
Zwischen Vakuum und Aufbruch
Kinoheldinnen #4: Ostdeutsche Regisseurinnen – Portrait 11/21
Arthaus-Werbung mit Mehrwert
Der 6. European Arthouse-Cinema Day – Festival 11/21
„Der Stoff ist genau an den Richtigen geraten“
Albrecht Schuch über „Lieber Thomas“ – Roter Teppich 11/21
„Gustave Eiffel war seiner Zeit voraus“
Martin Bourboulon über „Eiffel in Love“ – Gespräch zum Film 11/21
„Wir wollten kein langweiliges Biopic machen“
Regisseur Andreas Kleinert über „Lieber Thomas“ – Gespräch zum Film 11/21
„Richtiges Thema zur richtigen Zeit“
Sönke Wortmann über „Contra“ – Gespräch zum Film 10/21
Mutter der Actionheldinnen
Kinoheldinnen (3): Die Produzentin Gale Anne Hurd – Portrait 10/21
„Wie spricht man mit einem Kind über den Tod?“
Uberto Pasolini über „Nowhere Special“ – Gespräch zum Film 10/21