Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
Frankreich 2003, Laufzeit: 95 Min., FSK 6
Regie: Francois Dupeyron
Darsteller: Isabelle Adjani, Pierre Boulanger, Gilbert Melki, Isabelle Renauld, Omar Sharif, Lola Naymark, Anne Suarez, Mata Gabin, Céline Samie, Blandine Bury, Guillaume Gallienne, Guillaume Rannou, Manuel Lelivre
Märchenhaft kann man es nennen, eine dankenswerte Hintertreibung des medienpräsenten Moslembildes ist es zweifellos: Francois Dupeyrons Werk über die Begegnung eines jüdischen Jungen und mit einem moslemischen Weisen im Pariser Alltagsleben ist auch eine Parabel auf den anhaltenden religiösen Argwohn.Ode an ein mögliches LebensglückHinter dem harmlos blumig daherkommenden Filmtitel verbergen sich gleich mehrere Konfrontationen, die der Film virtuos ineinander gleiten lässt: Einsamkeit löst sich in Freundschaft, repetitives Grosstadtleben in Reiselust und ich-fixierte Selbstbefangenheit in sinnenfrohe Spiritualität auf. Dupeyron konfrontiert jüdisch-christliche Daseinsschwere und Selbstfixiertheit mit der sinnlich-mystischen Variante der moslemischen Religion: dem Sufismus.Der von seinem depressiven Vater vernachlässigte Momo bereitet sich mit kindlichem Ernst auf ein Machodasein vor und begeht kleine Diebstähle, um seine Vergnügungen zu finanzieren. Der ältere Ladenbesitzer Monsieur Ibrahim (hervorragend:Omar Sharif) übersieht nicht nur die kleinen Delikte seines jungen Kunden, sondern beginnt ihn in seine heitere Lebensphilosophie einzuweisen. Er öffnet dessen Blick für den Sinn des Tanzes als Metapher eines gelingenden Lebens. Doch es ist ein langer Weg notwendig, bis der Junge, irgendwo in der kargen Bergwelt des Iran, zu der sie gemeinsam aufbrechen, schließlich zu tanzen beginnt.Dupeyron erzählt die Annäherung zweier Kulturen und Generationen in drei Geschwindigkeiten und filmischen Genres. Die ersten Minuten vermögen die Leichtigkeit und Vitalität der französischen Nouvelle Vague wieder aufleben zu lassen: Besonders Francois Truffauts "Der Mann, der die Frauen liebte" und "400 Coups" klingen echohaft nach. Das nuancierte Spiel vorsichtigen kennen lernens und beginnender Freundschaft, in dem der Regisseur des "Officier Ward" (2001) erneut sein Gespür für innere Dramaturgie unter Beweis stellt, prägt den Mittelteil des Filmes, der sich in einem zeitenthobenen Bilderbuch-Paris entfaltet. Mit dem Aufbruch des ungleichen Paares tritt der Film in seine dritte, den Gesetzen des Road Movie folgenden Phase. Für Momo wird die Reise zu einer sein Leben für immer verändernden Initiation, für Ibrahim zur endgültigen Rückkehr zu seinen entbehrten Ursprüngen.
(Dieter Wieczorek)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Here
Start: 12.12.2024
All We Imagine As Light
Start: 19.12.2024
Freud – Jenseits des Glaubens
Start: 19.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025
September 5
Start: 9.1.2025
Like A Complete Unknown
Start: 27.2.2025