Nicht ganz koscher
Deutschland 2022, Laufzeit: 121 Min., FSK 12
Regie: Stefan Sarazin, Peter Keller
Darsteller: Luzer Twersky, Haitham Omari
>> nichtganzkoscher-film.de/
Der Newcomer-Film ist neuer Fixstern am deutschen Komödienhimmel
Religion in die Wüste geschickt
„Nicht ganz koscher“ von Stefan Sarazin und Peter Keller
Strandet ein Jude in der Wüste. Trifft dort auf einen Araber, der sein Kamel sucht… Was nach einem gefürchteten Religionswitz klingt, könnte auch als Plotzusammenfassung von „Nicht ganz koscher“ durchgehen. Wäre der Film nicht viel tiefgründiger, hintersinniger und schlauer, als sein Untertitel „Eine göttliche Komödie“ vermuten ließe.
Eine Komödie ist es durchaus, was das Regie- und Drehbuch-Duo Stefan Sarazin und Peter Keller aus der ägyptischen Wüste mitgebracht haben. „Nicht ganz koscher“ ist eine Cultural-Clash-Komödie, bei der es jedoch am Ende gar keinen Clash gibt, in der vielmehr von den Brauchtümern und Ritualen der anderen gelernt wird. Der Newcomer-Film ist die kongeniale und höchst vergnügliche Umsetzung einer recht einfachen Grundidee.
Ben, ein orthodoxer Jude aus Brooklyn, soll nach Alexandria reisen, um dort als zehnter Mann das Pessach-Fest der einst größten jüdischen Community zu retten. Weil er sein Flugzeug in Jerusalem verpasst, muss er mit dem Überlandbus durch Ägypten fahren und wird bald auf der Basis einer grausam demokratischen Abstimmung in der Wüste ausgesetzt – eine pikante Umkehrung der religiösen Bedeutung des anstehenden Pessach-Fests, das an den Exodus des jüdischen Volkes aus Ägypten erinnern soll.
Der unfreiwillig in die Wüste zurückgekehrte Jude trifft auf den Nomaden Adel, der tatsächlich sein entlaufenes Kamel sucht – so viel Witz muss sein. Im Weiteren geht es um den Sinn religiöser Rituale mitten in der Wüste, um Gepäck, das man nicht abwerfen will, aber auch um die Zubereitung von Speisen quasi aus dem Nichts heraus. Ein wenig Mehl und in einer Felsspalte gefundene Taubeneier genügen.Der praktisch veranlagte Nomade lernt: Wenn Ben mitkochen darf, ist es automatisch koscher, eine Voraussetzung für das gemeinsame Mahl.
Eine einfachere Geste der Versöhnung zwischen den Weltreligionen kann man kaum entwerfen, und dass der Film damit durchkommt, verdankt sich der liebevollen Inszenierung. Der Jude und der Moslem sind gleichermaßen Köche und Gäste im „No Name Restaurant“, wie der Film international treffend heißt: Sie kochen gemeinsam im Sternenlokal unter freiem Himmel, mitten in der Wüste. „No Name“, das ist der Gott, den sie beide teilen, für den sie aber keinen gemeinsamen Namen haben. Sarazin und Keller garnieren den Wüstentrip als respektvolle Buddy-Komödie, die mutig die Skurrilitäten von religiösen Ritualen aufspießt. Dazwischen nimmt sich der Film immer wieder Zeit für die atemberaubend fotografierte Wüstenlandschaft, und verleiht der komödiantischen Handlung sogar zaghaft philosophische Dimensionen.
Der Film wurde mit dem Bayerischen Filmpreis 2021 ausgezeichnet und kann sich leuchtender Fixstern am ansonsten oft dunklen deutschen Komödienhimmel nennen. Woran jüngst die Documenta gescheitert ist, gelingt Sarazin und Keller mit Bravour: Sie jonglieren mit den Klischees über Juden und Palästinenser, bringen sie miteinander in Dialog und gar zur Versöhnung, und schaffen am Ende sogar noch, das Christentum einzubeziehen.
(Dunja Bialas)
„Ich muss an das glauben, was ich filme“
Denis Imbert über „Auf dem Weg“ – Gespräch zum Film 12/23
Sieben Spitzenprämien-Gewinner
Kinoprogrammpreis-Verleihung in der Wolkenburg – Foyer 11/23
Kino galore
European Arthouse Cinema Day 2023 – Festival 11/23
„Zufriedenheit ist eine innere Einstellungssache“
Stefan Gorski über „Ein ganzes Leben“ – Roter Teppich 11/23
„Wir müssen begreifen, wozu wir fähig sind“
NRW-Premiere „Die Mittagsfrau“ im Kölner Cinenova – Foyer 10/23
„Diese Geschichte ist eine Warnung an das Heute“
Mala Emde über „Die Mittagsfrau“ – Roter Teppich 10/23
„Ich fühle mich oft als Außenseiter“
Teo Yoo über „Past Lives – In einem anderen Leben“ – Roter Teppich 08/23
„Das Leben ist im Doppel einfacher zu meistern“
Burghart Klaußner über „Die Unschärferelation der Liebe“ – Roter Teppich 07/23
„Petzold hat einen Reichtum an Anekdoten“
Enno Trebs über „Roter Himmel“ – Roter Teppich 04/23
„Ich hatte bei diesem Film enorm viel Glück“
Tarik Saleh über „Die Kairo Verschwörung“ – Gespräch zum Film 04/23
Mysteriöses auf schottischem Landsitz
„Der Pfau“ im Cinedom – Foyer 03/23
„Emotionen kochen hoch und Leute entblößen sich“
Lavinia Wilson über „Der Pfau“ – Roter Teppich 03/23
Alle Farben der Welt
37. Teddy-Award-Verleihung bei der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Drei NRW-Filme im Berlinale-Wettbewerb
20. NRW-Empfang im Rahmen der 73. Berlinale – Foyer 02/23
Hochwertiges deutsches Filmschaffen
Verleihung des Preises der Deutschen Filmkritik 2022 auf der Berlinale – Foyer 02/23
„Einen Körpertausch würde ich nicht gerne machen“
Jonas Dassler über „Aus meiner Haut“ – Roter Teppich 02/23
Herbstzeit – Kinozeit
European Arthouse Cinema Day – Festival 11/22
How to have sex
Start: 7.12.2023
The Dive
Start: 7.12.2023
Wie wilde Tiere
Start: 7.12.2023
Perfect Days
Start: 21.12.2023
Lola
Start: 28.12.2023
Poor Things
Start: 18.1.2024
The Palace
Start: 18.1.2024
Bob Marley: One Love
Start: 22.2.2024