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Open Range - Weites Land
USA 2003, Laufzeit: 138 Min., FSK 12
Regie: Kevin Costner
Darsteller: Robert Duvall, Kevin Costner, Annette Bening, Michael Gambon, Michael Jeter, Diego Luna, James Russo, Abraham Benrubi, Dean McDermott, Kim Coates

Meine Meinung zu diesem Film

Wilder Westen versus Rosamunde Pilcher
Dr. Bunsen Honeydew (6), 01.08.2006

Wer im Anspann die Credits sieht, dürfte die Gewichtung der Emotionen in "Open Range" erahnen. Mir ist bisher kein Western mit solch schnörkeliger Schrift untergekommen. Außerdem wurde ?Cosnters Western? in erster Linie als Drama firmiert. Wer auf Firlefanz achtet...

Entgegen Colonia schätze ich die möglichen Besucherzahlen höher ein als größtenteils im Forum erwartet. Es muss ja nicht jeder Streifen der derzeit populären Methode folgen, mit Bombast-Overtüre und unerwarteten Twists zum Schluss einen massentauglichen Film zu erzielen. Das ?Open Range? einen relativ linearen Spannungsbogen bietet, finde ich in der Vielzahl der Effekt beladenen Erscheinungen als angenehm.

Die Überlänge des Films wirkt auf mich stimmig, wobei ich ?Open Range? auf DVD zuhause inklusive Pinkel- respektive Kühlschrankpausen sehen durfte. 138 Minuten im Kino könnten dann aber schon etwas weniger spaßig sein.
Dennoch findet der erste Mord schon nach 1/4 des Films statt. Will heißen, zwischendrin bietet der Plot Suspence-Häppchen die weiterhin neugierig machen. Wäre es in einer kürzerer Fassung nicht etwas merkwürdig, Costner & Kollegen erleben den Plot noch geraffter? Schließlich wird den Charakteren ein ganz schöner Batzen Probleme aufgehalst. Da muss man sich schon erst mal drauf einstellen.

Im Nachhinein behalte ich den zeitlichen Kern des Films zwischen dem Mord an Mose & Tig bis hin zur Schiesserei im Sinn. Letztere empfand ich chaotisch. An der Stelle hätte ich lieber etwas weniger gesehen. Mir kam es so vor, jemanden zu erschießen koste wenig moralische Überwindung für sowohl die Guten als auch Bösen. In diesem Fall hätte der gesamte Plot extrem schneller (mit brutalen Morden) gelöst werden können. Dann käme aber die Romantik (darf man gar Liebesgeschichte sagen?) zu kurz.

Thema des Films ist für mich der Unterschied zwischen dem rauen Leben in der Natur, von korrupten Gesetzeshütern willkürlich in Mitleidenschaft gebracht und dem Wiederaufleben von Sehnsüchten eines Cowboys mit fragwürdiger Vergangenheit.
Ohne Duvall & Crew hier zu unterschlagen, wobei ich das tendenziell wortlose Spiel zwischen Costner & Duvall sehr gut gelungen finde, ist doch der Hauptaspekt in ?Open Range? der Kampf gegen die Widrigkeiten des Lebens.
Lübke trifft es auf den Punkt: Geduld ist hier sehr wichtig. Sowohl beim Thema als auch bei der Präsentation.

Die Qualität der Dialoge in ?Open Range? ist meiner Meinung nach nicht allzu unterirdisch. Sätze á la ?Ein Mann muss tun was er tun muss..? überzeugen zwar selten bis gar nicht. Aber es gibt Costner Filme, die eben noch miesere Dialoge aufweisen. Wie wäre es mit ?Bodyguard?? Der ist was für ?Freunde von Peinlich- und Dämlichkeiten?. Nebenbei war der ein Kassenmagnet.

Es wird wohl an der Zeit ?Postman? anzusehen.

187-Skala: 0.34

Go Costner!
Lübke (31), 12.06.2006

Eigentlich ist Onatops Beitrag nichts mehr hinzuzufügen, bis auf dies: Wie auch schon bei vorangegangenen Costner-Filmen, lachte nicht nur mein Herz über Costners nicht müde werdenden Ehrgeiz den Unfug in Reinform auf Filmbilder zu bannen.

Hatte er doch mit Werken wie ?Water World? die Latte der filmischen Verirrungen
recht hoch gelegt und mit ?Postman? (bislang noch immer unerreicht, unfreiwillig komisch und für mich ein echter ein Messpunkt in Sachen Abstrusität) sogar noch überboten, so hat er mich bei ?Open Range? doch fast ein wenig enttäuscht ? aber die gemachten Erwartungen doch nicht völlig unerfüllt gelassen.

So gefällig die Bildführung und der begleitende Score auch sein mögen, so komplett und unglaublich beknattert sind eben auch die Dialoge. Für geduldige Freunde von Peinlich- und Dämlichkeiten ein unausweichliches Must!

Go Costner! Ich freue mich schon auf Postman 2.

Postman-Skala: 0,2

Schaf im Wolfsfell
Onatop (60), 09.05.2004

soso, da wollte der Kevin mal nen Western mit emotionaler Tiefe und komplexen Charakteren erzählen, mal was Ehrliches. Weg von der Eindimensionalität jener klassischen Westernhelden. Das möchte man ihm sogar glauben, haftet an ihm doch die Aufrichtigkeit des Mannes, der einst mit dem Wolf tanzte.

Und so redet sich Charley zerknirscht von seiner bösen Vergangenheit frei, ist ein Mann geworden mit Mut zur Reflektion und zur Reue, mit Mut zum lichten Haar. Und hier geht Costner genau den Schritt zu weit, der die anvisierte Tiefe durch Plattitüden doch nur in Oberflächlichkeit stranden lässt. So sinniert der Held: ?Für einen Mann gibt es Schlimmeres als den Tod?, oder er liest ganz ordentlich, reu- und besserungswillig Erdkrümel vom Teppich auf, die er in die Wohnung gestiefelt hatte.

Zudem ist Costner dahingehend nicht konsequent, als er seinem reflektierten Helden Schurken entgegensetzt, an denen sich nichts geändert hat: Sie sind ganz genretypisch klischeebesetzt auf eindimensionale Karikaturen reduziert - und genau das macht sie zu einer Bereicherung (wundervoll: Michael Gambon!).

Was bleibt ist ein langer, nicht wirklich sehenswerter Western mit bisweilen sehr witzigen, sarkastischen Dialogen zwischen Costner und Duvall, mit einem zynischen Schurken, hübschen Bildern (und ich rede hier nicht von den Marlboro-Szenen, und schon gar nicht von diesem grässlichen, zuckersüßen Hund), einem erschossenen Hund und einem wuchtigen Shoot Out.
Over and Out

Onatop

Klassizistisch
Raspa (386), 09.02.2004

Tja, eigentlich haben meine drei Vorgänger schon alles gesagt, was zu zu sagen ist. Ich habe lange keinen Film gesehen, dem man so wenig ansehen konnte, dass er zu Beginn des 21. Jahrhunderts entstanden ist. Die Frage ist natürlich, ob dies nun ein Vorzug oder ein Manko ist. Ich neige eher zu ersterem, denn eigentlich gefällt es mir, dass jemand, der ein breites Publikum und nicht nur die Cineastengemeinde erreichen will, mit so viel Mut zur Langsamkeit seine Geschichte ausbreitet. Man kann es sich in diesem Film bequem machen wie auf einem gemütlichen Sofa. Ich habe mich dabei nicht gelangweilt, aber wahrscheinlich haben diejenigen Recht, die am kommerziellen Erfolg eines solch un-zeitgeistigen Werkes ihre Zweifel haben.
Sei dem wie dem sei: Ein schöner Film. Doch.

Into the great wide open
juggernaut (162), 03.02.2004

Kassengift? Ja, leider, denn der Film dürfte wohl schon bald aus den meisten Kinos verschwunden sein. Aber ein klasse Gift. Ein im besten Sinne wundervoll altmodischer Western. Am Anfang muss man zwar kurz befürchten, in eine Marlboro-Hards-Werbung in Spielfilmlänge geraten zu sein (Ich bleib jetzt erst recht bei den blauen Galliern). Und die typischen Konstellationen aus den Klassikern werden fast alle verwurstet, ob es nun die Weiten des Landes mit viel Vieh aus "Red River" sind, die eingeschüchterte Stadt aus ?12 Uhr mittags?, die OK-Corral-mäßige Pferdekoppel zum Showdown ganz Gut gegen ziemlich Böse, das vielbevölkerte Sheriffbüro/Gefängnis aus RioBravoElDorado und was weiß ich noch alles.

Aber es macht nichts, dass man das alles schon irgendwo mal gesehen hat. Die Schauspieler sorgen dafür, dass diese Geschichte funktioniert. Die größte positive Überraschung ist dabei Annette Bening. Falten im Gesicht, nicht mehr ganz jung? In der Tat, aber dieses Gesicht lebt und hat wirkliche Ausstrahlung, im Gegensatz zu so vielen nichtssagenden hübschen Püppchengesichtern, die einem schon im Kino vorgesetzt worden sind. Zusammen mit den ebenfalls ? und zwar schon reichlicher ? verknitterten Robert Duvall und Kevin Costner sowie einem guten Drehbuch sorgt sie dafür, dass der Western-typische Männlichkeitscode zumindest hin und wieder ironisch gebrochen wird. Aber natürlich wird der Grundsatz ?Ein Mann muss tun, was er tun muss? nicht wirklich in Frage gestellt, sonst hätte man das Geballer am Schluss auch abblasen müssen. Das ist übrigens um eine halbwegs wirklichkeitsnahe Darstellung bemüht: So dolle Schützen waren die Jungs denn damals wohl doch nicht, müssen sie doch schon auf ziemliche Nahdistanz kommen, um einander den Garaus zu machen.

Ein bisschen Ernst nehmen muss man die Western-Romantik eben schon, um diesen Film mögen zu können. Ich mag Western, und als langatmig oder langweilig habe ich den Film keine Sekunde empfunden (Gut, zehn Minuten weniger hätten?s auch getan und der vollromantische Schluss wirkt ein bisschen nachträglich draufgepappt, ist aber trotzdem schön). Wer aber Cowboyhüte nur in parodistischen Zusammenhängen oder auf dem Kopf von John Cleese (?Silverado?) ertragen kann, ist hier definitiv fehl am Platze. Und wer sich lieber die angemessene Demontage des amerikanischen Pionier- und Gründungsmythos anschauen will, muss halt noch mal dreieinhalb Stunden Zeit für Michael Ciminos Meisterwerk ?Heaven?s Gate? mitbringen.

Die einzige wirkliche Fehlleistung liefert im Übrigen der deutsche Verleih: Der Titel ?Weites Land? ist nun mal, seitdem ich denken kann und Filme gucke, für William Wylers grandioses Western-Epos aus dem Jahr 1958 reserviert. Es ist ja wohl wirklich nicht zu viel verlangt, sich für ?Open Range? einen anderen Titel auszudenken, ihr Verlheiopeis! (Nebenbei, wieso find ich Wylers ?Weites Land? eigentlich nicht im Choices/Biograph-Filmarchiv? Sah mich gezwungen, meinen Senf dazu beim Cinema-Forum abzugeben.)

Er kann es noch
otello7788 (554), 03.02.2004

Nach Waterworld hatte ich Kevin Costner abgeschrieben. Ich habe nicht geglaubt, daß er in der Lage ist, sich künstlerisch von diesem Fiasko zu erholen. Und dann kommt dieser Film...

In diesem Film wird nicht viel geredet, aber trotzdem viel gesagt. In den Gesichter, zerfurcht und windgegerbt, spiegelt sich ein ganzes Leben wider. Mit einer Bewegung, einem Kopfnicken, einem Blick ist Robert Duvall übergroß und präsent - was für ein Darsteller!!!! Kevin Costner tritt ganz hinter der Figur des gehemmten, zerrissenen, ehemaligen Söldners zurück. Großartig.

Der Film läßt sich unglaublich Zeit für seine Erzählung. Sehr lange Einstellungen mit wunderbarer, nie aufdringlicher Musik, unterlegt. Die später einbrechende Gewalt wirkt darum umso heftiger. Das erste Mal habe ich das Gefühl, ja, so könnte es wirklich gewesen sein.

Regina mag recht haben mit "Kassengift". Aber ich wünsche diesem wunderbaren, authentischen Film viele Zuschauer. Kevin Costner hätte es für seinen künstlerischen Mut verdient.

Kassengift
Colonia (683), 19.01.2004

Oh wahrlich: "Open Range" - weites Land ist das, was man zu Beginn des Filmes sieht. Die Bilder, aufgenommen im Stoney-Reservat in Kanada, sind magisch zu nennen. Michael Kamens Musik tut ihr Übriges.

So weit, so schön. Dann entwickelt sich eine äußerst langdrähtige (138 Minuten können sich aufs Doppelte dehnen) Geschichte, wie man sie zudem bereits in hundertachtundzwanzigeinhalb Western der 50er und 60er Jahre gesehen hat: Cowboys wollen ihre Herden über das vermeintlich "freie" Land treiben, sich breit machende Rancher finden die Viehzucht auf abgestecktem Weideland viel effektiver. Es kommt zum Streit. Die Schüsse sind 2004 lauter und dumpfer (dank Dolby Surround), die Bösen sterben schäbiger und blutiger. Das ist der einzige Unterschied zu den alten Filmen.

Costner gefällt sich einmal mehr in der Rolle des Lonesome Cowboy. Eine Rolle, die er - zugegeben - sehr gut ausfüllt. Den undruchdringlichen, zunächst undurchschaubaren, Charakter hat er gut drauf. Ihm zur Seite steht Robert Duvall, nicht minder knorrig.

Irgendwann ruft jemand im Publikum: "Oh, die Marlboro-Werbung". Ja, manche Bilder sind so sehr auf Cowboy-Ästhetik getrimmt, dass man sofort nach den Glimmstengeln greifen möchte. Auch als Nichtraucher.

Witzig, wie sehr das Bild vom aufrechten Cowboy im kollektiven Cineasten-Gedächtnis eingegraben ist. Die Ära der Viehtreiber war nämlich in der amerikanischen Geschichte in Wahrheit eine sehr kurze und weit weniger romantisch, als Hollywood es uns seit Jahrzehnten zu vermitteln sucht. Wenigstens dürfen die Helden in "Open Range" auch mal im Dreck und Schlamm wühlen, das kommt der Realität sicher schon näher. Dass einfache Viehtreiber, auch wenn sie früher mal Soldaten waren, lesen, schreiben und revolverheldenmäßig gut schießen konnten, halte ich jedoch für ein Gerücht.

Costner hat alles getan, seinen neuesten Film zum Kassengift zu machen: Überlänge, wenig Aktion, eine überaus zarte Liebesgeschichte, kein Sex. Naja, ein Hund kommt drin vor. Immerhin. Und das Gesicht der einzigen Frau im Film (Annette Bening) zeigt deutliche Falten und ein gelebtes Leben. Mutig, mutig, Herr Costner, aber wer wird das sehen wollen? Andererseits wurde "Der mit dem Wolf tanzt" ein Riesenerfolg. Damit hatte auch niemand gerechnet. Für "Open Range" stehen die Chancen eher schlechter.

www.dieregina.de

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