
RoboCop
USA 2014, Laufzeit: 112 Min., FSK 12
Regie: José Padilha
Darsteller: Joel Kinnaman, Gary Oldman, Michael Keaton
>> robocop-movie.de
Dystopie-Actioner
Rest Mensch
"Robocop" von José Padilha
Wir kommen direkt auf den Punkt: José Padilhas ("Tropa de Elite") Remake des Verhoeven-Kult-Actioners fällt im Hinblick auf die Neuverfilmung von "Total Recall" nicht so enttäuschend aus wie befürchtet. Trotzdem die schlechte Nachricht zuerst: Jede Menge Blei, Feuer und Rauch können das fehlende Filmblut nicht kaschieren, auf das für eine einspieloptimierte Jugendfreigabe verzichtet wurde. Der androide Held kämpft sich hier durch die feindlichen Reihen wie in einem glattgebügelten Computerspiel, ein Klick, ein Schuss, jeder tödlich, nur keiner tut weh. Der synthetische Tod, entsprungen einer Zensur, für die man nicht mehr die Zensoren verantwortlich machen kann, weil die Profitgier der Produzenten deren Job bereits vorab erledigt. Während Verhoevens Klassiker von 1987 gerade als Director's Uncut auf Blueray erscheint und darauf seine ohnehin schon bösen Gewaltspitzen noch einmal anfrisiert, gibt sich das Remake konzeptionell unblutig. Eine Zähmung der Gewaltdarstellung, die beispielhaft ist und dazu führt, dass Gewalt im Mainstreamkino inzwischen verbreitet verharmlost wird. Schmerz findet schmerzfrei statt, dafür aber ab FSK 12.
Doch das ist nicht alles. Denn so blutleer sich der Streifen gibt, so ist er doch nicht seelenlos. Die Drehbuchautoren nämlich finden 27 Jahre nach Verhoevens "Robocop" ein Mehr an Futter im Hinblick auf Medien- und Gesellschaftskritik, und das Genre-Remake springt inspiriert darauf auf. Vom gewissenlosen TV-Moderator (Samuel L. Jackson) über den Bösewicht Sellars (Michael Keaton), der sich angenehm der Eindimensionalität verschließt, indem er sich als ein Kind seiner Zeit entpuppt, bis hin zum Selbstverständnis einer Nation, die auf Effizienz und Sicherheit getrimmt den Einsatz von Kampfrobotern im Ausland billigt, ihn im eigenen Land aber verpönt, um sich am Ende breitwillig von populistischer Rhetorik umstimmen zu lassen. Dieser Ansatz ist anregend und könnte angesichts der FSK 12-Zielgruppe gar als pädagogisch wertvoll eingestuft werden. Wäre da nicht die Sache mit dem synthetischen Sterben. Tja.
Joel Kinnaman ("Lola gegen den Rest der Welt") verkörpert den Titelhelden, den Polizisten Alex Murphy, der nach einem Anschlag seinen Rest Mensch und seinen Job nur noch in Symbiose mit modernster Robotertechnologie am Leben erhalten kann. Kinnaman beherrscht ihn nicht, den Weller-Walk, den Roboter-Gang, den Peter Weller im Original prägte. Doch das ist irgendwie auch richtig so, und ansonsten bleibt Kinnamans Besetzung vertretbar. Und um ihn herum scharen sich neben den genannten Größen auch noch Gary Oldman. Eine kurzweilige, gut besetzt Dystopie, deren digitale Schauwerte Stärke und Schwäche sind zugleich, die weniger zynisch ist als das Original, die aber den ironischen Blick nicht verliert. Und das genügt zu ihrer Rechtfertigung.
(Hartmut Ernst)

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