
So ist Paris
Frankreich 2008, Laufzeit: 129 Min., FSK 6
Regie: Cédric Klapisch
Darsteller: Juliette Binoche, Romain Duris, Fabrice Luchini, Albert Dupontel, Francois Cluzet, Karin Viard, Gilles Lellouche, Melanie Laurent, Zinedine Soualem, Julie Ferrier, Olivia Bonamy, Maurice Bénichou, Annelise Hesme, Audrey Marnay, Xavier Robic, Farida Khelfa, Judith El Zein, Emmanuel Quatra, Renée Le Calm
Zehn sich immer wieder kreuzende Schicksale unter dem Himmel von Paris sind geschickt zu einem lebendigen Ganzen verwoben.
Zwei Männer überqueren im Morgengrauen auf ihrem Weg zur Arbeit die Gleise der elektrifizierten Eisenbahn: „Fragst du dich nicht manchmal, wohin die Leitungen führen?“ Dieser zugleich banale wie philosophische Satz gibt genau den Ton an, mit dem uns Cedric Klapisch in den nächsten zwei Stunden in seine Heimatstadt und die Schicksale einiger Bewohner entführen wird. „Paris“ heißt sein Film viel schöner im Original und atmet dadurch nicht jene dogmatische Behauptung des deutschen Titels. Denn Klapisch spielt gleich bei der dem Vorspann unterlegten Autofahrt mit den Erinnerungen und Erwartungen des Zuschauers: Die Sehenswürdigkeiten, aber auch weniger touristische Ecken kommen ins grandiose Cinemascope-Bild, Zeitrafferaufnahmen symbolisieren die Hektik der Stadt. Es regnet, der Scheibenwischer schält die Passanten aus ihrer Verschwommenheit heraus. Sie bekommen langsam Kontur, wie die Menschen, denen wir nun begegnen. Da ist die allein erziehende Sozialarbeiterin Elise (Juliette Binoche), die sich liebevoll um ihren auf eine Herztransplantation wartenden Bruder Pierre (Roman Duris) kümmert. Morgens auf dem Markt macht ihr der Gemüsehändler Jean (Albert Dupontel) Komplimente, während sein Kollege Franky (Gilles Lellouche) ein Auge auf Jeans Ex Caroline (Julie Ferrer) geworfen hat. Ferner lernen wir noch den erfolgreichen und glücklich verheirateten Architekten Philippe (Francois Cluzet) kennen, seinen spleenigen Professor-Bruder Roland (Fabrice Luchini), der seiner Studentin Laetitia (Melanie Laurent) anzügliche Baudelaire-Verse simst. Die wird wiederum von Pierre heimlich beobachtet. Und im fernen Afrika trifft ein Model auf einen Kameruner, der sich alsbald aufmacht, sie in Paris zu besuchen. Schließlich gibt es da noch die Bäckerin, deren Ressentiments gegenüber Migranten die Spannungen im Multi-Kulti-Schmelztiegel widerspiegeln. All diese Geschichten fließen immer wieder an einem Punkt zusammen, werden mit einer Zärtlichkeit und Eleganz erzählt, die an die von Claude Lelouch oder Robert Altman zur Perfektion entwickelten, verschachtelten Episodenfilme erinnert. Nur mit deren kongenialen Soundtracks kann Klapischs Film nicht mithalten. Dafür wartet er aber mit einem großartigen Ensemble auf, das – bis auf die sich wunderbar integrierende Juliette Binoche – fast schon zur Familie gehört. Roman Duris ist schon seit Klapischs Welterfolg „ und jeder sucht sein Kätzchen“ (1996) dabei, wohnte mit in der „L´Auberge Espagnole“, genauso wie Zinedine Soualem, der hier zu Jeans Kumpeln gehört. Dass auch der Tod in diesen mal melancholisch, mal ausgelassen, mal skurril, dann wieder nachdenklich daherkommenden Reigen Einzug hält, verleiht „So ist Paris“ letztlich jene Wahrhaftigkeit, die ihn zu einem Kunstwerk macht.
(Rolf-Ruediger Hamacher)

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