The Other Final
Niederlande 2002, Laufzeit: 70 Min., FSK 12
Regie: Johan Kramer
...Aus dem Hintergrund kommt Dorji. Dorji müsste schießen. Dorji schießt...
juggernaut (162), 07.07.2004
Der richtige Film, um die Trauerarbeit nach frühem EM-Aus und Rudis Rücktritt abzuschließen. Es gibt noch ein Leben abseits der Viererkette. Trotz einer Reihe hochklassiger und/oder spannender EM-Spiele: Nach drei Wochen medialem Dauerfeuer aus Portugal ist so ein Film wie ?The Other Final? die reinste Erholung. Obwohl, so viel anders als bei uns geht?s rund 200 Plätze weiter unten in der Weltrangliste auch nicht zu (mal abgesehen davon, dass man auf Montserrat keine Trillerpfeifen kaufen kann): Da treibt ein offensichtlich größenwahnsinniger Verbandspräsident seinen Trainer in den Rücktritt, weil er selbst das letzte Wort über die Mannschaftsaufstellung haben will (muss ein entfernter Verwandter von MV sein), werden vor dem Spiel von den im Schnitt anderthalb Köpfe größeren Kariben starke Sprüche geklopft ? mit einem Augenzwinkern, versteht sich (?Wir spielen die Bälle im Mittelfeld erst mal hoch. Woll?n mal sehen, wie gut die Bhutaner hüpfen können?), wird um spirituellen Beistand gebeten, machen in der Pause bhutanische Cheerleader Faxen,...na ja, so eine Art Cheerleader eben. Weltklasse ist allerdings der bhutanische Live-Kommentator, eine Art Himalaya-Herbert-Zimmermann.
Dieses Spiel zustande gebracht und organisiert ? und damit diesen schönen kleinen Film überhaupt erst möglich gemacht ? hat übrigens ein holländischer Fußballfan. Wie gut, dass wir 2002 ohne Holland zur WM gefahren sind. Dadurch ist er nämlich überhaupt erst auf die Idee zu diesem Match gekommen: ?Ich hatte mich gerade ans Verlieren gewöhnt?. Also schaute er, welche Mannschaften noch schlechter als Holland waren und in der Weltrangliste die letzten beiden Plätze belegten, und schickte an die Fußballverbände von Montserrat und Bhutan jeweils ein Fax gleichen Inhalts. Der Rest ist Geschichte. Die das Angucken lohnt.
Nicht nur für Fußballfans ....
flocke66 (27), 07.07.2004
Am Tag nach dem EM-Triumph der Griechen habe ich dann endlich die Zeit gefunden, einen der besten und vergnüglichsten Fußball-Dokumentationen der letzten Jahre zu sehen. Bhutan vs. Montserrat war 2002 das andere Finale, das nahezu zeitgleich mit WM-Finale von Yokohama (Deutschland vs. Brasilien) stattfand. Fernab vom Interesse der Weltöffentlichkeit und der Sportartikelindustrie (die sich für diese Länder nur interessiert, wenn es darum geht, Fußbälle und - schuhe möglichst kostengünstig zu produzieren) trafen die beiden schlechtesten Fußball-Nationalmannschaften der Welt aufeinander (zumindest wenn man die damalige FIFA-Weltrangliste zugrunde legt). Und es war mehr als ein Fußballspiel; es war eine vorzügliche Idee holländischer Journalisten, über den Fußball zwei komplett unterschiedliche Kulturkreise zusammenzuführen: dort die vor Lebensfreude übersprühenden schwarzen Männer aus der Karibik (sehr schön deren Fußballhymne und Ohrwurm (Hot hot hot), dort die stoischen und bescheidenen Asiaten. Hier wurde eine wunderbare Dokumentation zum Thema Völkerverständigung geschaffen und aufgezeigt, wozu der Fußball außerhalb einer Welt, die von Abramowitschs, Blatters, etc. beherrscht wird, doch noch fähig ist. Mein Tipp für jeden Fußballfreund: unbedingt angucken. Und das Nobelpreiskomitee in Oslo sollte seine Liste um die Namen der Menschen, die dieses Projekt ermöglicht haben, erweitern. Kleiner Wermutstropfen: die erhoffte Führungspersönlichkeit für den 1. FC Köln und dem Projekt Aufstieg 2005 wird sich auch in Bhutan und Montserrat nicht finden lassen.
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