Whiplash
USA 2014, Laufzeit: 107 Min., FSK 12
Regie: Damien Chazelle
Darsteller: Miles Teller, J.K. Simmons, Paul Reiser
>> www.whiplash-film.de
Danke, Matt513 ...
tinetuschen (142), 16.03.2015
... ich dachte schon ich wäre die einzige Person im grösseren Umkreis, die diesen Film eher unangenehm fand. Schnitt und Simmons sind gut, keine Frage ... aber die Hauptfigur war mir so unsympathisch, dass es mich schüttelte und es mir dann auch herzlich egal war wie es ausgeht ... abgesehen davon, dass ich auch den ganzen Verlauf so vorhersehbar fand.
"Start practising harder"
Matt513 (244), 15.03.2015
Auf den ersten Blick folgt dieser Film dem bekannten Schnittmuster: "Junger netter Typ muß ein Stahlbad von Herausforderungen meistern, um am Ende sein großes Ziel zu erreichen" und meistens gibt's dann noch das Mädchen seiner Träume obendrauf. Sichere Nummer, an sich. Warum will er dennoch nicht so recht funktionieren? Weil die Hauptrolle so mittelmäßig geschrieben ist, daß man sich mit Andrew kaum identifizieren bzw. mit ihm sympathisieren mag. Zunächst mal scheint es neben dem Schlagzeugspiel Andrews größtes Talent zu sein, seine Mitmenschen zu brüskieren. Die Strecke ist lang: Onkel, Tante, deren Söhne, Freundin Nicole, Mitstreiter Carl und ja, auch Bandleader Fletcher (am Anfang trommelt Andrew wirklich Grütze und Herrgottnochmal, warum erzählt er denn nichts von dem geplatzten Reifen?). Weiterhin ist seine ganze Motivation fragwürdig. Sein Vorbild ist einer, der mit Mitte 30 vereinsamt und verkracht gestorben ist. So einem eifert er nach. Wie soll man so eine Hauptfigur liebhaben?
Und Fletcher? Ein Schleifer der übelsten Sorte ohne Respekt für seine Eleven. Ein Egomane; es ist 'seine' Band. Aber kein Sadist. Fletcher macht das ja nicht aus Lust am Quälen, sondern weil er an Leistungsgrenzen heran will. Die Drill-Sergeants bei den Marines machen das ähnlich; jemanden verbal in Stücke reißen und dann wieder so zusammenfügen, daß er einen guten Marine abgibt. Aber ist das Streben nach Exzellenz diesen fragwürdigen Ansatz auch im Zivilleben wert? Fletchers Musiker funktionieren, aber den Spaß am Musizieren geben sie an der Garderobe ab. Ist das der Preis, den man zahlen muß für einen der begehrten Plätze in den kommerziell erfolgreichen Orchestern? Grundsätzlich gibt der Film einen Einblick in die tiefen Täler, durch die man hindurch muß, um es dorthin zu schaffen, dies jedoch ziemlich überzeichnet. Fletcher ist es auch; indes macht Simmons im Gegensatz zum blassen Teller noch das beste aus seiner Vorgabe. Obwohl letzterer in jeder Szene des Films zu sehen ist, trägt Simmons den Film. Und wie sagt man so schön: Rache wird am besten eiskalt serviert. Das gefiel am Schluß, jener selbst jedoch war reiner Kitsch.
Fairerweise muß ich sagen, daß ich Simmons als Charakterkopf sehr schätze. Seine Vorstellung ist bis in Nuancen sehr stimmig, egal wie abstoßend man das Verhalten Fletchers findet. Dafür gab's den verdienten Oscar. Einen weiteren für den Schnitt, den ich meist unpassend fand. Die stylischen Bild-Collagen passen nicht wirklich zu dem psychodramatischen Ton, den der Film über Strecken innehat, und wenn z.B. kurz bevor das Orchester anhebt, nochmal schnell eine Hand gezeigt wird, wie sie Noten richtet, dann nervt dies wie eine Stubenfliege.
Also was bleibt? Sehr druckvoller Jazz, mindestens 10 Schimpfwörter, die ich noch nicht kannte (OmU eben) und warum eigentlich nicht mal einen Film wegen einem anschauen, der ein totales Ekel ist?
Whiplash, der Peitschenhieb
woelffchen (594), 28.02.2015
Ein Sadist, ein Psychopath, hinter dem Dirigentenpult – ein Dozent, ein Professor, der an einer amerikanischen Musikhochschule ein Jazzorchester leitet, welches mit Studenten besetzt ist, die er zum Hochschulabschluß führen soll. Dieser Mann, Mr. Fletcher, traktiert seine Schüler mit Mitteln der übelsten Art und Weise; aus seinem Mund kommt nur amerikanische Fäkalsprache der übelsten Sorte; er traktiert sie unberechtigt, demütigt und quält sie, um seiner Ansicht nach „nur das Beste aus ihnen, aus ihren Talenten herauszuholen“. Das ist sein pädagogischer Ansatz. Nach seiner Meinung ist es das Schlechteste, einen Schüler zu loben indem man sagt: „Gut gemacht!“
Auf dieser Ebene bewegt sich der ganze Film. Ein junger und talentierter Schlagzeuger kommt nun an diese Hochschule und fällt in seine Hände. Er traktiert ihn nach seiner Methode und muß nun eine lange Leidensgeschichte durchstehen.
Nun, es ist nicht auszuschließen, dass man gelegentlich durch ein wenig Druck auf einen Schüler aus ihm eine höhere Leistung herausbringen kann, wenn man danach wieder zu normalen pädagogischen Regeln des Lobens und Ermunterns zurückkehrt. Was aber in diesem Film gezeigt wird, ist eine durchgängig extrem übertriebene Methode, die zum Prinzip aus Hass und Ablehnung erhoben wird und die vorher bereits einen Studenten in den Suizid getrieben hat. Das ganze Drehbuch besteht daher weitgehend aus Konfrontation und Wettbewerb und verbreitet ein unerträgliches Klima der Angst und des Schreckens. Insofern übermittelt dieser Film keine akzeptable, keine konstruktive d.h. lebensbejahende Methode des Lernens, sondern wirbt lediglich auf reißerische Art und Weise um Applaus aus dem Publikum, das sich unüberlegt für 103 Minuten im gemütlichen Kinosessel hinreißen läßt. Mein Urteil: Nicht sehenswert.
Sieg der Methode!
AugustEngelhardt (4), 25.02.2015
Lange schon hat mich ein Film nicht mehr derart beseelt. Von der ersten bis zur letzten Einstellung ein faszinierendes cineastisches Ereignis, so dicht inszeniert, so kurzweilig und aufreibend erzählt, so klar und bezaubernd in Szene gesetzt fällt mir kein zweiter Film in jüngster Zeit ein.
Man kann dem Werk von Damien Chazelle, möchte man ideologiekritisch herangehen, gewiss ein paar Fragen stellen. Was obsiegt hier eigentlich am Schluss? Die beinahe faschistoiden Methoden eines besessenen Lehrers oder sehen wir doch eine Revolution, ausgehend vom Schüler? Gewinnt am Ende doch die Hörigkeit, der unbedingte Glaube an die Wahrheit eines verführerischen Anführers? Heiligt der Zweck die Mittel?
Bei allen berechtigten Fragen: Nach der letzten Abblende sitzt man glücklich wie selten, unter Strom und fasziniert im Kinosessel. Was für ein epiphaner Moment des modernen Kinos! Dass es so etwas noch gibt!
....aus den Latschen gehauen
72erbenz (4), 22.02.2015
Was für ein Brett,... mich hat der Film beeindruckt.
Für mich war es ein Fest, und das für das Budget. Heute habe ich mich mal mit den Hintergrundberichten befasst und was da so geschrieben wurde, vorausgesetzt es stimmt, ist schon mal bemerkenswert.
...bitte hol dir den einen oder anderen Oscar....
Detail und Nahaufnahmen gepaart mit einem tollen Schnitt
(...nein nicht die bescheuerte Pseudowackelkamera oder Zerschnitt der Bournefilme)
haben mich in den Film gezogen.
Wenn die letzte Klappe fällt und die Leinwand schwarz wird, sagt man zufrieden DANKE, ich bin satt.
Gibt es eigentlich noch Applaus im Kino????
Vg,
René
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