Vögel zählen für die Wissenschaft. So entstanden bereits um das Jahr 1900 in den USA Forschungsprojekte, an denen auch Bürgerinnen und Bürger beteiligt waren. Mittlerweile hat die Idee einen neuen Aufschwung erlebt. Über 250 Forschungsprojekte sind derzeit auf der Plattform Bürger schaffen Wissen zu finden, der größten Anlaufstelle für Bürgerforschung in Deutschland. Träger des Projekts sind die Initiative Wissenschaft im Dialog und das Museum für Naturkunde Berlin, gefördert wird Bürger schaffen Wissen zudem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Ein jährlicher Preis honoriert Forschungsprojekte mit Bürgerbeteiligung.
Aus der Plattform entstehen Arbeitsgruppen, sowohl thematisch als auch regional unterschiedlich ausgerichtet. Eine dieser Gruppen ist das Netzwerk Region West, das 2021 gegründet wurde und aktuell von Anna Soßdorf vom FZI Forschungszentrum Informatik und Regina Eich-Brod vom Forschungszentrum Jülich geleitet wird.
Diverse Themen und Regionen
Ziel ist in erster Linie die Vernetzung regionaler Akteure – ein eigenes Budget hat die Gruppe dabei nicht. Grundstein des Austauschs sind die am letzten Mittwoch des Monats stattfindenden, virtuellen Treffen. Grundsätzlich sind die Treffen offen für alle, Interesse an Forschung und Citizen Science solle man allerdings mitbringen, betonen Anna Soßdorf und Regina Eich-Brod. Neben dem Austausch und der Weiterentwicklung des Netzwerks finden auch Workshops statt. Teil des Netzwerks sind beispielsweise Mitarbeitende des Projekts „MehrWertRevier“, in dem verschiedene Citizen-Science-Projekte rund um nachhaltigen Konsum sowie Energie, Ernährung und Mobilität gebündelt werden.
Citizen Sciene-Projekte richten sich grundsätzlich an verschiedene Zielgruppen, ähnlich vielfältig sind auch die Möglichkeiten zur Teilnahme – so ist neben der Datenerhebung auch inhaltliche Arbeit in kleineren Gruppen möglich. Forscherinnen wie Soßdorf und Eich-Brod erhoffen sich dadurch neue Perspektiven und Einblicke in ihre Themengebiete. „Bürger sind an den Themen, die sie interessieren, nah dran“, so Soßdorf. Sogar Forschungsfragen würden manchmal überarbeitet oder erweitert.
Raus aus dem Elfenbeinturm
Mittlerweile ist Citizen Science nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern in weiteren wissenschaftlichen Disziplinen wie der Medizin oder den Sozialwissenschaften vertreten. Dabei ist es nicht nur eine Form der Kommunikation, sondern ein „ko-kreativer“ Forschungsansatz. Als solcher wird die Bürgerforschung oft noch kritisch gesehen. Zweifel an der Zuverlässigkeit der Daten oder eine mangelnde wissenschaftliche Ausbildung der Beteiligten sind einige der Kritikpunkte. Dazu kommen Schwierigkeiten, Menschen für die Projekte zu gewinnen.
Das aktuelle Interesse ergebe sich auch aus dem Fokus auf Wissenschaftskommunikation der letzten zehn Jahre. Als „i-Tüpfelchen“ der Kommunikation könne Citizen Science die Akzeptanz für Wissenschaft fördern und damit dem alten Vorwurf der „Forschung im Elfenbeinturm“ vorbeugen – als öffentliche Institutionen sollten Forschungseinrichtungen schließlich auch an die Gesellschaft angebunden sein. „Es geht darum, die Interessen derer, für die wir forschen, mit zu berücksichtigen und einzubinden“, so Eich-Brod.
SCHÖNE NEUE ZUKUNFT - Aktiv im Thema
europeone.org | Der in Nürnberg ansässige Verein will durch zivilgesellschaftliche Projekte europäische Völkerverständigung und Solidarität fördern.
solidaritaetskorps.de | Im Rahmen des von der EU-Komission eingerichteten Freiwilligendienstes können sich junge Menschen in gemeinnützigen Projekten für Inklusion, Umweltschutz, Demokratie oder digitalen Wandel engagieren.
ec.europa.eu/info/law/better-regulation/have-your-say_de | Die EU-Komission will mit diesem Forum Bürgern und Unternehmen Gelegenheit geben, sich zu „neuen EU-Strategien und geltenden Rechtsvorschriften“ zu äußern.
Fragen der Zeit: Wie wollen wir leben?
Schreiben Sie uns unter meinung@engels-kultur.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Wen Lindner so treibt
Intro – Schöne neue Zukunft
Wir sind nicht überfordert
Teil 1: Leitartikel – Die Gesellschaft will mehr Klima- und Umweltschutz
„So uninformiert können Regierungen gar nicht sein“
Teil 1: Interview – Renate Heurich von Extinction Rebellion über Protest und gesellschaftlichen Wandel
Hinschauen und handeln
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Wuppertaler Intitiative engagiert sich gegen Rechtsextremismus und Frauenfeindlichkeit
Das Gute ist real …
Teil 2: Leitartikel – … mächtige Interessengruppen jedoch auch. Und die bedienen sich der Politik
„Werben für die Gesellschaftsform, von der wir überzeugt sind“
Teil 2: Interview – Politologe Sven Grimm über Veränderungen in der globalen Politik
Vor Ort Großes bewirken
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Verein Köln Agenda und die Zivilgesellschaft
Fortschritt durch Irrtum
Teil 3: Leitartikel – Die Menschheit lässt sich nicht aufhalten. Ihre Wege kann sie aber ändern
„Die Frage, was Menschsein bedeutet“
Teil 3: Interview – Sciencefiction-Expertin Isabella Hermann über Fiktion und Wirklichkeit
Gemeinsam für gesunde Äcker
Europa-Vorbild: Niederlande – Prämien für die Agrarwende
Besser erzählt
Glosse – Vom verborgenen Kollektiv, das sich die Zukunft ausdenkt
Etwas zurückgeben
Teil 1: Lokale Initiativen – Wuppertals Zentrum für gute Taten e.V.
Menschenrechte vor Dividenden
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre in Köln
Mit Oma auf die Straße
Teil 3: Lokale Initiativen – Die Bochumer Ortsgruppe der Omas gegen Rechts
Vertrauen in die Polizei
Teil 1: Lokale Initiativen – Projekt EQAL erforscht das Verhältnis von Stadtgesellschaft und Polizei
Politischen Streit zulassen
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Kölner Grundrechtekomitee und der Verfassungsschutz
Die Waffen nieder
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Landesverband Nordrhein-Westfalen der Deutschen Friedensgesellschaft
Wer bin ich?
Teil 1: Lokale Initiativen – Johannes Wilbert begleitet Menschen bei ihrer Suche nach dem passenden Beruf
Wissen über KI fördern
Teil 2: Lokale Initiativen – Die Kölner Wissenschaftsrunde
Dein Freund, das Handy
Teil 3: Lokale Initiativen – Forschung zur Smartphone-Nutzung in Beziehungen an der Universität Witten/Herdecke
Hass gegen die Presse
Journalistin Corinna Blümel (KJV) über Empörungskultur – Teil 2: Lokale Initiativen
Hilfspakete an Europas Außengrenzen
Die Dortmunder Flüchtlingsinitiative Grenzenlose Wärme – Teil 3: Lokale Initiativen
Menschen bleiben arm
Forschung über Armut und Armutshilfe an der Uni Wuppertal – Teil 1: Lokale Initiativen