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12.05.2003
Es waren einmal ein paar mutige Filmemacher. Die saßen zu später Stunde beisammen und sprachen: "Lasset uns einen Film drehen, der so deprimierend ist, wie ihn die Welt seit langem nicht mehr gesehen!" Da nahmen sie also einen von schwerem Narzißmus und ebensolchen Libidostörungen ausgemergelten Poeten und bevölkerten dessen Theaterstücke mit nackten, glänzend eingesalbten Menschen, die nichts anderes konnten, als der Welt ihre Angst ins Gesicht zu schreien. Den zagenden Künstler aber paarten sie mit einem gutgebauten und liebenden Weibe, dem es, von Beruf Krankenschwester, an Verständnis für des Partners bizarre Eigenarten nicht mangelte. Als Ingredienzien fügten sie zwei Selbstmordversuche, einen krebskranken Vater, ein aidskrankes Baby (letztere beiden mit tödlichem Ausgang), einen drogensüchtigen Schauspieler, eine todkranke Schauspielerin, eine teure und eine billige Nutte (letztere die gleichfalls todgeweihte Mutter des aidskranken Babys), einen unfähigen Therapeuten und den vorzeitigen Abgang eines Fötus hinzu. Als Schauplatz wählten sie schwermütige Ansichten der großen Stadt Berlin, in die sich so schnell kein Engel mehr verirren würde. Und weil die mutigen Filmemacher um den Magen der mit solchem Gebräu bewirteten Kinobesucher fürchteten, pfropften sie ihrem Gewächs ein Happyend auf, bei dem unser heikles Pärchen, das in Zukunft lieber die Finger voneinander lassen sollte, zu guter Letzt in blumengeschmücktem Reigen in den Sonnenuntergang hinein entschwindet. Mit demselben Schwung habe ich, freilich ohne Blumen, aber erleichtert, das Kino verlassen - nicht ohne neidvoll des schicken Kabrios und der riesigen Zimmerfluchten zu gedenken, die sich die Leidenden trotz allem in der sündhaft teuren Hauptstadt zu leisten imstande waren ...
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