Beim Wuppertal Institut arbeitet Dr. Michael Kopatz als Projektleiter. Er ist für die Forschungsgruppe 2 zuständig: Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik. Es liegt nicht unbedingt auf der Hand, was dieser Mann mit dem Thema Glück zu tun hat. Aber Kopatz hat 2012 einen Beitrag zur politischen Debatte beigesteuert, der unter dem Motto „Arbeit, Glück und Nachhaltigkeit“ steht. Untertitel: „Warum kürzere Arbeitszeiten Wohlbefinden, Gesundheit, Klimaschutz und Ressourcengerechtigkeit fördern“. Kopatz setzt sich also dafür ein, dass die Menschen weniger Zeit auf der Arbeit verbringen, um in ihrer Freizeit mehr Entlastung zu haben. Und dadurch glücklicher im privaten und beruflichen Bereich werden.
„Stress, Hektik und Überstunden machen unzufrieden und gefährden zunehmend die Gesundheit; unglücklich sind hingegen die Arbeitslosen“, schreibt Kopatz und fordert eine bessere Balance. Sowohl zwischen Arbeitenden und Arbeitslosen, als auch zwischen Arbeit und Freizeit. „Wer 40, 50 oder gar 60 Stunden in der Woche der Erwerbsarbeit nachgeht, hat kaum noch Zeit für Familie und Freunde. Doch das ist es, worauf es im Leben ankommt, wenn die materiellen Grundbedürfnisse befriedigt sind.“ Dabei empfindet Kopatz eine große Hürde darin, wenn jemand freiwillig Geld gegen Zeit eintauschen möchte. Vor allem Männer scheuten es, in einer Gesellschaft der „Macher“ in eine verkürzte Vollzeit zu wechseln. Kopatz fordert deshalb ein politisches Konzept, um Denkweisen zu verändern.
Work-Life-Balance ist das Stichwort.Laut einer Studie der OECD, die Kopatz zitiert, sind in Deutschland 34 Prozent zufrieden mit der Verteilung zwischen Beruf, Familie und Freunden, Sozialen Netzwerken und Hobbies. Bei Menschen mit Kindern nimmt die Zufriedenheit sogar deutlich ab im Vergleich zu Singles. Wäre die Work-Life-Balance für viele Menschen austarierter, rechnet der Wuppertaler mit einem deutlichen Geburtenplus. Weil mehr Paare in der Lage wären, ihren Kinderwunsch realisieren zu können.
Im Abschnitt „Vom Glück des Nichtstuns“ spricht sich Kopatz für den gezielten Müßiggang aus. „Die Momente des Nichtstuns fördern die Regeneration und stärken Gedächtnis, Einfallsreichtum und Kreativität“, schreibt Kopatz. Nicht nur der Beruf, sondern auch die Freizeit werde zunehmend von Stress und Ruhelosigkeit geprägt. Medien überfluten den Menschen mit Informationen. Das Smartphone ist ein Dauerbrenner gegen die Entspannung.
Aus der Arbeitswelt gibt es gelungene Experimente, mehrere Stunden auf den Empfang von E-Mails und Anrufen zu verzichten, um Kreativität und Workflow nicht zu unterbrechen. Das, so Kopatz, könne auch für die Freizeitgestaltung gelten. Abschalten hilft. Und Ablenkung. „Das Mittagsschläfchen oder ein Spaziergang im Grünen erhöhen Gedächtnisleistung, Kreativität und Aufmerksamkeit, stärken die motorische Koordination, Wahrnehmungsfähigkeit und Entscheidungsfreude“, regt Kopatz daher an.
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