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Zeit für Rollenwechsel
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Kampf um Anerkennung

26. Oktober 2017

Der Weg einer Wuppertaler Pionierin zur Frauenordination – Thema 11/17 Frau Luther

Zum Thema Frauenordination kommt in Wuppertal der Theologin Ilse Härter eine wichtige Rolle zu: Sie war eine der zwei ersten Frauen, die in der Bekennenden Kirche (Abteilung Altpreußische Union) ordiniert wurden. Zunächst jedoch war auch in dieser wichtigen Widerstandsbewegung die volle Ordination, inklusive all seiner Rechte, wie etwa die Sakramentsverwaltung, nicht vorgesehen.

Ilse Härter (1912-2012) hatte gegen mancherlei Hindernis zu kämpfen – doch Kämpfen war anscheinend auch ihr Ding. Die Bekennende Kirche kannte ab 1935 zwar Vikarinnen, doch im Pfarramt mit dem Recht zur Gemeindeleitung waren Frauen nicht zugelassen. In inneren Debatten der dreißiger und vierziger Jahre traten Theologinnen für eine Öffnung ein. 1942, als längst der Weltkrieg tobte, reduzierte ein kirchlicher Ausschuss Vikarinnen wie Härter auf eine Sonderrolle zwischen Klerus und Laien.

Im März 1939 sollte Härter, nachdem sie schon zwei Jahre als Vikarin gearbeitet hatte, die Einsegnung erhalten, jedoch mit dem Hinweis „Kein Dienst am Altar“. Ilse Härter lehnte ab und forderte, vergeblich, die volle Ordination. Unvergessen bleibt ihre Ankündigung vor der geplanten Zeremonie an ihren Mentor: „Sagen Sie dem Presbyterium, zu meiner 'Einsegnung' werde ich nicht anwesend sein“.

Dass Härter am 12. Januar 1943 zusammen mit einer weiteren Vikarin zur Pfarrerin mit Verkündigungsauftrag ordiniert wurde, wurde möglich durch einen Beschluss der Bekennenden Kirche in Brandenburg, wo sie während dem Krieg gewirkt und eine Notgemeinde aufgebaut hatte. Mitten im Krieg waren die Notwendigkeiten schneller gewesen als die Gesetze: Im ganzen Land sprangen Theologinnen für Pfarrer im Kriegseinsatz ein und übten pfarramtliche Funktionen aus, inklusive eigentlich „Untersagtem“ wie der Predigt, Sakramentsverwaltung und Gemeindeleitung. Offiziell beharrten die Oberen dabei jedoch darauf, dass sich diese Rolle nur auf „Zeiten des Notstands“ beschränke, was Ilse Härter allerdings unbeeindruckt ließ. Später kommentierte sie: „Wir (...) hatten Wichtigeres zu tun, als ängstlich zu fragen: Was darf ich, was darf ich nicht?“

Was auch hier anklingt ist, dass Härters Sturheit im guten Sinn, seinen Anteil am Erreichen des Pfarramts gehabt hat. Auf die Frage nach den Hintergründen der Ordination antwortet heute die Theologin Christine Globig: „Sicher ist, dass Härter, als sie ordiniert wurde, schon mehrere Pfarrämter verwaltet hatte, sehr kompetent war und einen guten Ruf hatte. Dass sie indes nicht *eingesegnet* wurde (und damit die Ordination ja die einzige folgerichtige Konsequenz war), das ist ausschließlich ihrer Hartnäckigkeit zu verdanken“. Die Dozentin für Feministische Theologie hat die Laudatio gehalten, als Ilse Härter 2006 im hohen Alter die Ehrendoktorwürde an Wuppertals Kirchlicher Hochschule/Bethel erhielt. Person und Wirken der streitbaren Pionierin hält das Institut auf der Hardt bis heute präsent.


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