Kenntnisse von Flugverbindungen oder Autobahn-Dreiecken sind herzlich überflüssig: Ausschließlich ihrem eigenen Drahtesel vertrauen sich die rund 55 Mitglieder und Freunde der im Jahr 1998 gegründeten Organisation „Der grüne Weg e.V.“ an, um seitdem regelmäßig mit dem Fahrrad den Partnerstädten ihrer Heimat Wuppertal einen Besuch abzustatten. Ob Saint-Etienne in Frankreich, Be'er Sheva in Israel, Kosice in der Slowakei oder Legnica in Polen – auf den zur Förderung des sanften Tourismus konzipierten Touren in sportlich-geselliger Runde lassen sich nicht nur sprichwörtlich viele Grenzen überwinden.
Derzeit laufen die Planungen für die als Sternfahrt organisierte Fahrradreise nach South Tyneside im Norden Englands, die das mittlerweile 60-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit den Briten würdigen soll. Dabei legen im Juni drei Gruppen zu je rund zwölf Teilnehmern zwischen 400 oder maximal 860 Kilometern bis zur Ankunft in der Nähe von Newcastle zurück – nur für die Kanalüberquerung ist allen Teilnehmern im Alter von 15 bis 75 Jahren die Nutzung einer Fähre gestattet. Die geschätzten Kosten bewegen sich dabei je nach Zeitdauer zwischen insgesamt 600 bis 1.200 Euro - nicht unbedingt ein preisgünstiger Spaß. Im August steht dann ein besonderer Abenteuer-Trip an: Das nächste Teilstück in Richtung Jekaterinburg am Ural. Die Millionen-Metropole gilt zwar bislang noch nicht als offizielle Partnerstadt, aber als ein lohnendes, auf mehrere Etappen verteiltes Ziel für den Verein. In diesem Sommer steht die 4. Etappe von Kleipeda/Litauen nach St. Petersburg auf dem Plan.
Zwar wäre der Tritt auf ein Gaspedal bequemer, doch beim schweißtreibenden Strampeln lassen sich nach Ansicht der Vorsitzenden Bettina Brücher die Landschaften noch besser genießen und das Bewusstsein für die Natur vertiefen. „Jeder Kilometer wird auf überwiegend autofreien, grünen Wegen bewusst erfahren. Ein purer Genuss, auch wenn es bergauf geht. Ideal ist es, wenn Freunde von dort mitradeln. So lernen wir Land und Leute intensiver kennen als bei einer Pauschalreise“, erläutert die 49-Jährige, im Alltag als Mitarbeiterin der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in Wuppertal engagiert.
Der Tritt aufs Gaspedal wäre bequemer, doch beim Strampeln lässt sich die Landschaft besser genießen
Wenn der Mit-Vorsitzende Klaus Schneider-Ott nicht gerade auf dem Sattel sitzt, arbeitet der 58-Jährige als geschäftsführender Gesellschafter einer Management- und Unternehmensberatung im Stadtteil Unterbarmen.
„Wenn wir losradeln, ist der Kopf blitzschnell frei von den Alltagsthemen. Und jeder Abschnitt, den wir so ertrampeln, ist ein echtes Teamerlebnis in freier Natur mit jeweils reiz- und anspruchsvoller Zielsetzung“, weist Schneider-Ott auf den besonderen Charme seines zeitintensiven Privatvergnügens hin. Eine gute Kondition kann übrigens nicht schaden: Je nach Schwierigkeitsgrad und Infrastruktur pendeln sich die Tagesetappen bei durchschnittlich 60 bis 70 zurückgelegten Kilometern ein.
www.der-gruene-weg.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Nur Namen auf Blechschildern?
Seit 60 Jahren ist Wuppertal verpartnert - THEMA 03/11 PARTNERSTÄDTE
„Die Wiedervereinigung erschien damals als irreal“
Rolf Steinmüller über die Geschichte der Städtepartnerschaft zu Schwerin - Thema 03/11 Partnerstädte
„Eine Dreieckspartnerschaft wäre gut“
Arno Gerlach über das Verhältnis zur Stadt Be’er Scheva in Israel - Thema 03/11 Partnerstädte
Krisenfeste Solidarität
Die Bilanz des Vereins „Städtepartnerschaft Wuppertal Matagalpa“ kann sich sehen lassen - Thema 03/11 Partnerstädte
Kulturschock
Intro – Kunst & Kultur
Der Kulturkampfminister
Teil 1: Leitartikel – Wie Wolfram Weimer sein Amt versteht
„Kultur muss raus ins Getümmel“
Teil 1: Interview – Philosoph Julian Nida-Rümelin über Cancel Culture und Demokratie
Querschnitt der Gesellschaft
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Kulturbüro Wuppertal als Partner der freien Szene
Inspiration für alle
Teil 2: Leitartikel – Wer Kunst und Kultur beschneidet, raubt der Gesellschaft entscheidende Entwicklungschancen
„Mich hat die Kunst gerettet“
Teil 2: Interview – Der Direktor des Kölner Museum Ludwig über die gesellschaftliche Rolle von Museen
Kultur am Kipppunkt
Teil 2: Lokale Initiativen – Bruno Wenn vom Kölner Kulturrat über die Lage der städtischen Kulturhäuser
Unbezahlbare Autonomie
Teil 3: Leitartikel – Die freie Theaterszene ist wirtschaftlich und ideologisch bedroht
„Ich glaube schon, dass laut zu werden Sinn macht“
Teil 3: Interview – Freie Szene: Die Geschäftsführerin des NRW Landesbüros für Freie Darstellende Künste über Förderkürzungen
Zwischen Bar und Bühne
Teil 3: Lokale Initiativen – Das Neuland als kulturelles Experiment im Bochumer Westend
Die Kunstinitiative OFF-Biennale
Wer hat Angst vor Kunst? – Europa-Vorbild: Ungarn
Was hat Kultur denn gebracht?
Eine Erinnerung an Nebensächliches – Glosse
Branchenprobleme
Intro – Gut informiert
Journalismus im Teufelskreis
Teil 1: Leitartikel – Wie die Presse sich selbst auffrisst
„Nicht das Verteilen von Papier, sondern Journalismus fördern“
Teil 1: Interview – Der Geschäftsführer des DJV-NRW über die wirtschaftliche Krise des Journalismus
Pakt mit dem Fakt
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Zentrum für Erzählforschung an der Uni Wuppertal
Teuer errungen
Teil 2: Leitartikel – Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss bleiben – und besser werden
„Die Sender sind immer politisch beeinflusst“
Teil 2: Interview – Medienforscher Christoph Classen über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Aus den Regionen
Teil 2: Lokale Initiativen – Das WDR-Landesstudio Köln
An den wahren Problemen vorbei
Teil 3: Leitartikel – Journalismus vernachlässigt die Sorgen und Nöte von Millionen Menschen
„Das Gefühl, Berichterstattung habe mit dem Alltag wenig zu tun“
Teil 3: Interview – Medienwissenschaftlerin Marlis Prinzing über Haltung und Objektivität im Journalismus