Jedes Jahr absolvieren vier bis sechs junge Menschen aus Wuppertal ihr freiwilliges soziales Jahr in Nicaragua. Auch die Wuppertaler Feuerwehr engagiert sich sehr mit Besuchen und Spenden ausgedienter Fahrzeuge, die dort dringend gebraucht werden. „Darüber hinaus liegt unser Schwerpunkt derzeit vor allem in gemeinsamen Kunstprojekten“ erklärt Ulla Sparrer, Vorsitzende des Vereins. Vor 25 Jahren wurde dieser gegründet. Damals gab es bundesweit viele Unterstützungsprojekte für das kleine, von Diktatoren und bezahlten Konterrevolutionären gebeutelte Land. Auch in Wuppertal wollte man der jungen Regierung in Mittelamerika ein solides, breites Fundament verschaffen. Ein Jahr später beschloss die Stadt mit Unterstützung der damaligen Bürgermeisterin Ursula Schulz die Partnerschaft mit Matagalpa, nordöstlich der Hauptstadt Managua am Rio Grande de Matagalpa und mitten im Kaffeeanbaugebiet gelegen. „Die Idee zur Städtepartnerschaft kam damals von Einzelpersonen und dem Informationsbüro Nicaragua“, erzählt Sparrer. Eben dieses Informationsbüro machte Wuppertal schon bei seiner Gründung 1978 zu einem exponierten Ort der bundesdeutschen Solidarität mit Nicaragua: Alle Aktionen, Hilfen und Veranstaltungen der vielfältigen Initiativen wurden hier koordiniert, nicht zuletzt unter Federführung des Verlegers Hermann Schulz, der mit seinem Peter-Hammer-Verlag nicaraguanische Autoren wie Ernesto Cardenal und Gioconda Belli in Europa bekannt machte.
„Unser Engagement ist unabhängig von den Entwicklungen dort und hier“
Vieles hat sich seither in dem kleinen Land mit seinen rund sechs Millionen Einwohnern verändert. Zwanzig Jahre nach dem Ende der sandinistischen Revolution 1990 ist Nicaragua das zweitärmste Land Lateinamerikas, hat die größte Pro-Kopf-Verschuldung der Welt und eine Arbeitslosigkeit von 80 Prozent. 40 Prozent der Nicaraguaner leben in extremer Armut. „Unser Engagement ist unabhängig von den Entwicklungen dort und hier“, erklärt Ulla Sparrer. Stattdessen stehen in der Zusammenarbeit die kontinuierliche Hilfe und die menschlichen Verbindungen an vorderster Stelle: So werden seit Jahren vierzig Kinder mit Schulstipendien unterstützt, die sie mit Schuluniformen, Heften, Stiften und anderem versorgen. Fünf Stipendien gehen darüber hinaus jedes Jahr an Studierende in Matagalpa. Spenden für „Las Hormiguitas“, einem Zentrum für Straßenkinder, und konkrete Unterstützung vor Ort durch Freiwillige gehören ebenso zu den Schwerpunkten des Vereins wie der Austausch von Rockbands, eine Schulpartnerschaft und gemeinsame Kunstprojekte. All diese Aktivitäten beleben gemeinsam eine Partnerschaft, die längst vielfache persönliche Freundschaften und Verbindungen gestiftet hat. Aktuelles Projekt ist ein Besuch von Ernesto Cardenal, ehemaliger Kulturminister und prominentester Schriftsteller Nicaraguas, am 15. März in der Immanuelskirche.
www.matagalpa.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Nur Namen auf Blechschildern?
Seit 60 Jahren ist Wuppertal verpartnert - THEMA 03/11 PARTNERSTÄDTE
„Die Wiedervereinigung erschien damals als irreal“
Rolf Steinmüller über die Geschichte der Städtepartnerschaft zu Schwerin - Thema 03/11 Partnerstädte
„Eine Dreieckspartnerschaft wäre gut“
Arno Gerlach über das Verhältnis zur Stadt Be’er Scheva in Israel - Thema 03/11 Partnerstädte
Mit dem Fahrrad bis zum Ural
„Der grüne Weg e.V.“ fördert Touren zu den Partnerstädten - Thema 03/11 Partnerstädte
Kulturschock
Intro – Kunst & Kultur
Der Kulturkampfminister
Teil 1: Leitartikel – Wie Wolfram Weimer sein Amt versteht
„Kultur muss raus ins Getümmel“
Teil 1: Interview – Philosoph Julian Nida-Rümelin über Cancel Culture und Demokratie
Querschnitt der Gesellschaft
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Kulturbüro Wuppertal als Partner der freien Szene
Inspiration für alle
Teil 2: Leitartikel – Wer Kunst und Kultur beschneidet, raubt der Gesellschaft entscheidende Entwicklungschancen
„Mich hat die Kunst gerettet“
Teil 2: Interview – Der Direktor des Kölner Museum Ludwig über die gesellschaftliche Rolle von Museen
Kultur am Kipppunkt
Teil 2: Lokale Initiativen – Bruno Wenn vom Kölner Kulturrat über die Lage der städtischen Kulturhäuser
Unbezahlbare Autonomie
Teil 3: Leitartikel – Die freie Theaterszene ist wirtschaftlich und ideologisch bedroht
„Ich glaube schon, dass laut zu werden Sinn macht“
Teil 3: Interview – Freie Szene: Die Geschäftsführerin des NRW Landesbüros für Freie Darstellende Künste über Förderkürzungen
Zwischen Bar und Bühne
Teil 3: Lokale Initiativen – Das Neuland als kulturelles Experiment im Bochumer Westend
Die Kunstinitiative OFF-Biennale
Wer hat Angst vor Kunst? – Europa-Vorbild: Ungarn
Was hat Kultur denn gebracht?
Eine Erinnerung an Nebensächliches – Glosse
Branchenprobleme
Intro – Gut informiert
Journalismus im Teufelskreis
Teil 1: Leitartikel – Wie die Presse sich selbst auffrisst
„Nicht das Verteilen von Papier, sondern Journalismus fördern“
Teil 1: Interview – Der Geschäftsführer des DJV-NRW über die wirtschaftliche Krise des Journalismus
Pakt mit dem Fakt
Teil 1: Lokale Initiativen – Das Zentrum für Erzählforschung an der Uni Wuppertal
Teuer errungen
Teil 2: Leitartikel – Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss bleiben – und besser werden
„Die Sender sind immer politisch beeinflusst“
Teil 2: Interview – Medienforscher Christoph Classen über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Aus den Regionen
Teil 2: Lokale Initiativen – Das WDR-Landesstudio Köln
An den wahren Problemen vorbei
Teil 3: Leitartikel – Journalismus vernachlässigt die Sorgen und Nöte von Millionen Menschen
„Das Gefühl, Berichterstattung habe mit dem Alltag wenig zu tun“
Teil 3: Interview – Medienwissenschaftlerin Marlis Prinzing über Haltung und Objektivität im Journalismus