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Das Musical „Next to Normal“ in Dortmund
Foto: Björn Hickmann

Ohne Happy End

27. Mai 2016

„Next to Normal“ in Dortmund und „Die Comedian Harmonists“ in Wuppertal – Musical in NRW 06/16

Gelang es der Oper Dortmund schon bei „Funny Girl“ mit Bernhard Bettermann, einen TV-Star zu verpflichten, so hat sie jetzt mit der Musical-Ikone Maya Hakvoort (u.a. „Elisabeth“) einen noch größeren Coup gelandet. Dazu noch für ein Musical, dass man eher auf einer kleinen Bühne erwarten würde: Das mit drei Tony-Awards und dem renommierten Pulitzerpreis ausgezeichnete „Next to Normal“.

Tatsächlich wirkt das 6-Personen-Stück auf der großen Bühne etwas verloren, besonders wenn der Saal nur zur Hälfte besetzt ist. Aber sobald die Schauspieler die bis zur ersten Reihe reichende Spielfläche betreten, ziehen sie uns sofort mit ihrem empathischen Spiel in ihren Bann. Auch Dank des originellen Bühnenbilds von Timo Dentler und Okarina Peter, dass trotz seines Minimalismus durch verschiebbare Wände immer neue Räume gebiert. In denen bewegt sich nun unsere „fast normale“ Familie: Mutter Diana (Hakvoort), die unter einer bipolaren Störung leidet und ständig mit ihrem schon als Säugling verstorbenen Sohn Gabe (Johannes Huth) kommuniziert, der nur für sie (und das Publikum) sichtbar ist. Ihr Mann (Rob Fowler) und die pubertierende Tochter Natalie (Eve Rades) sind mitgefangen im psychotischen Teufelskreis, den weder Dr. Madden (Jörg Neubauer) mit seinen Elektroschocks, noch Henry (Dustin Smailes) mit seiner Liebe zu Natalie durchbrechen können...

Das Musical ist zwar ein Originalstoff von Tom Kitt (Musik) und Brian Yorkey (Songtexte/Buch), erinnert aber stark an einschlägige Hollywood-Dramen von „Eine ganz normale Familie“ bis hin zu „Der Eissturm“. Wie diese „Vorbilder“ lebt auch das fast durchkomponierte Musical von einem großartigen Ensemble, dass von Stefan Huber mit virtuoser Regie-Hand geführt wird. Die 6-köpfige Band unter der Leitung von Kai Tietje trifft präzise jeden Ton der verschiedenen Musikstilevon Rock, Pop, Jazz bis hin zu Country. Leider kann die Tonmischung, wie so oft an deutschen Stadttheatern, da nicht mithalten: Immer wenn mehr als eine(r) singt, versteht man die Texte nicht mehr. Und noch ein kleiner Wermutstropfen fällt in diesen letztlich doch außergewöhnlichen Musical-Abend: Johannes Huth presst allzu oft seine Belt-Stimme heraus. Vielleicht würde ein Rollentausch mit Dustin Smailes da Linderung für den Zuhörer bringen.

Die sechs SangesfreundeChristopher Geiß, Thomas Heyl, Leon Gleser, Tobias Unverzagt, Benedict Schäffer und Dennis Gottschalk schmeicheln sich dagegen als die legendären „Comedian Harmonists“ von Anfang an mit ihren Evergreens von „Veronika, der Lenz ist da“ bis „Wochenend und Sonnenschein“ in unsere Ohren. Und Regisseur Ralf Budde trifft mit seiner Revue über die erste deutsche Boygroup, die vom Rassenwahn der Nazis zerstört wurde, gleichzeitig Herz und Hirn. Auch hier tragen ein originelles Bühnenbild (Katrin Faber) und eine adäquate musikalische Bearbeitung (Stefan Hüfner) zum Gelingen des Abends bei.

„Next to Normal (Fast normal)“ | Opernhaus Dortmund | Fr 3.6., Sa 11.6. 19.30 Uhr | 0231 50 27 222

„Die Comedian Harmonists“ | 3., 4., 10., 23., 25.6. je 20 Uhr, 5.6. 11 Uhr, 12.6. 15.30 Uhr | TiC-Theater, Atelier Unterkirchen | 0202 47 22 11

Rolf-Ruediger Hamacher

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